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Selbst sieben Titel scheinen in Reichweite

Sebastian Vettel war nicht zu bremsen - nicht auf der Strecke und auch nicht daneben. Nach seinem vierten Formel-1-WM-Titel half der Red-Bull-Star seiner Streckencrew am Sonntag in Indien sogar beim Zusammenräumen. Vettels Energie wirkt unbegrenzt. Selbst die sieben Weltmeisterschaften seines deutschen Landsmannes Michael Schumacher scheinen für den erst 26-Jährigen in Reichweite.

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In Deutschland erging man sich in Lobeshymnen für den neuen Superstar. „Danke Heidi!“, titelte die „Bild“-Zeitung in Anspielung auf den Namen, den Vettel seinem Wunderauto gegeben hatte. „Die Pistensau fährt mit den Neidern Schlitten“, war am Montag in der „Welt“ zu lesen. „Er ist endgültig zur zentralen Figur der Formel 1 geworden. Aber taugt er auch zum Volkshelden?“, fragte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

„Der Jüngste unter den Größten“

Die internationale Presse stellte ihn auf eine Stufe mit Allzeitgrößen wie Juan Manuel Fangio, Alain Prost und Schumacher. „Vettel ist schon ein Mythos“, titelte etwa der italienische „Corriere dello Sport“. Auch für die „Neue Zürcher Zeitung“ ist der Deutsche „bereits eine Legende“. „Der Jüngste unter den Größten. Vettel gewinnt seine vierte WM in Serie, zieht mit Prost gleich und fährt im Kielwasser von Fangio und Schumacher“, schrieb die spanische „El Pais“.

Kniefall von Sebastian Vettel vor seinem Boliden

GEPA/XPB Images/Batchelor

Die Welt verneigt sich vor Vettel, und Vettel verneigt sich vor Red Bull

Schumacher war bei seiner vierten WM-Krone bereits sechs Jahre älter als Vettel. „Ein fünfter, ein sechster und ein siebenter WM-Titel schwimmen aber nicht daher“, betonte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko, einer der größten Förderer des zehnfachen Saisonsiegers. „Da muss man hart arbeiten und alle notwendigen Voraussetzungen schaffen, dann kann es vielleicht passieren.“

Vettel inspiriert die Leute um sich

2014 kommen einschneidende Regeländerungen auf die Formel 1 zu. Doch dem akribischen Arbeiter Vettel ist es zuzutrauen, der Konkurrenz erneut einen Schritt voraus zu sein. „Es kommt auf mehrere Faktoren an, aber vom reinen Talent her sehe ich keinen Grund, warum er nicht wieder Weltmeister werden kann“, sagte sein Teamchef Christian Horner. „Er hat eine fantastische Arbeitseinstellung und inspiriert die Leute um ihn herum.“

Selbst Designgenie Adrian Newey, der schon mit den Legenden Prost und Ayrton Senna zusammengearbeitet hat, ist vom Blondschopf begeistert. „Jedes Mal, wenn er ins Auto steigt, weiß er mehr als das letzte Mal, als er ausgestiegen ist“, so der Brite, dessen Feder die überlegenen Red-Bull-Boliden entstammen. Vor seinem RB9 kniete Vettel nach der Zieldurchfahrt in Greater Noida am Sonntag sogar nieder.

Sympathiewerte durch Dominanz nicht gestiegen

Vettels Sympathiewerte sind durch seine Dominanz nicht gestiegen. Nach dem vierten WM-Titel gestand der Seriensieger erstmals, dass ihn die Anfeindungen nach seinen Triumphen in Monza und Singapur schwer getroffen hatten. „Aber ich bin nicht nachtragend“, versicherte Vettel. Bei beiden Rennen im September war der Deutsche auf dem Siegespodest ausgepfiffen worden.

Mit dem Gewinnen will Red Bull deswegen aber nicht aufhören. „Es sind noch drei Rennen zu fahren, und wir werden alles versuchen“, versprach Horner. Bereits am Sonntag (14.00 Uhr MEZ, live in ORF eins und im Livestream) geht es in Abu Dhabi weiter. Daher stand statt einer großen WM-Party in Indien auch Zusammenpacken auf dem Programm. Vettel ließ es sich nicht nehmen, sein Team auch noch am späten Abend dabei zu unterstützen.

Ausmaß des Erreichten noch nicht begriffen

Danach ging es zu einem Kurztrip in seine Wahlheimat Schweiz. Auch dort wird es Vettel laut eigenen Angaben noch nicht begreifen, in welche Dimensionen er vorgedrungen ist. Vier WM-Titel haben vor ihm nur Schumacher (7), Fangio (5) und Prost (4) geholt. „Ich bin zu jung, um zu verstehen, was es bedeutet, zu diesen Leuten aufzuschließen“, sagte Vettel. „Wenn ich einmal 60 bin, wird es mir vielleicht bewusst - auch wenn es dann niemanden mehr interessiert.“

Vor wenigen Jahren noch hatte er Schumacher zugejubelt. Selbst sein jetziger Dauerrivale Fernando Alonso sei ein Vorbild gewesen. „Das aktuelle Feld ist sehr stark. Es ist großartig, gegen diese Fahrer anzutreten“, betonte Vettel. „Das sind einige der besten der Geschichte.“ Auch Alonso gratulierte dem Überflieger. „Er hatte eine sehr, sehr starke Saison“, meinte der Ferrari-Star. „Hoffentlich können wir es ihm nächstes Jahr schwerer machen.“

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