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Neben der Skipiste aufgewachsen

Ein Schimpfwort hat Christina Ager bekannt gemacht. Seit sie beim Eid für die Youth Olympic Games im Jänner 2012 in Innsbruck nicht mehr weiterwusste und ihr dann nur noch „Sch...“ entfuhr, ist ihr Name ein Begriff. Diesen Samstag hat die 18-jährige Tirolerin auch sportlich auf sich aufmerksam gemacht.

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Gleich beim Weltcup-Debüt in Levi fuhr Ager im Slalom auf den vierten Platz und verpasste das Podium um lediglich fünf Hundertstelsekunden. Seit ihrem verbalen, aber damals sofort sympathisch ausgeräumten Einfädler im Bergisel-Stadion hat Ager vor allem bei Nachwuchsrennen mit Medaillen geglänzt. Rang vier war ihr bisher mit Abstand größter Erfolg bei den „Profis“. So eine Platzierung ist ihr bisher nicht einmal im Europacup gelungen.

„Daheim habe ich die Fanposter hängen“

Daher war die junge Tirolerin im Ziel selbst überrascht. „Ich habe ja nicht einmal den vierten Platz gleich realisiert, geschweige denn die Hundertstel. Ich habe gar nichts erwartet, aber gehofft, mich für den zweiten Durchgang zu qualifizieren und dort mit einer guten Nummer zu fahren. Umso größer ist die Freude jetzt, das ist eine richtige Überraschung“, so Ager zur APA.

Christina Ager beim Weltcup-Slalom in Levi

GEPA/Mario Kneisl

Mit den Laufzeiten fünf und zehn brauste Ager in Levi zum vierten Gesamtrang

„Neben einer Riesch oder Shiffrin zu stehen ist Wahnsinn. Daheim habe ich die Fanposter von Maria und Marlies Schild hängen, das sind alles Vorbilder von mir. Das ist so cool, jetzt neben ihnen zu stehen“, war sie begeistert. Die 1,81 Meter große Ager entspricht typologisch eher einer Lindsey Vonn, daher traut ihr Betreuer Günther Gerhard langfristig auch in allen Disziplinen viel zu. Fix ist, dass die Schülerin des Skigymnasiums Saalfelden (geplante Matura 2014) mit dem Levi-Erfolg ihren nächsten Weltcup-Start jetzt schon sicher hat.

„Ich war aber nie wirklich gut“

In Levi nutzte sie die Gunst der Stunde. Mit Startnummer 53 Fünfte zur Halbzeit, am Ende Vierte. „Es ist schwierig, da Worte zu finden. Ich bin sprachlos“, gab Ager danach zu Protokoll. Dass die leidenschaftliche Tennisspielerin so früh im Weltcup anschreiben konnte, war nicht immer gewährleistet. Sie wuchs im elterlichen Gasthaus in Söll und damit direkt neben der Skipiste auf, seit ihrem zweiten Lebensjahr steht sie auf Ski.

„Ich war aber nie wirklich gut“, gestand sie. Ab ihrem neunten Lebensjahr wurde sie deshalb von Privatcoach Günther Gerhard betreut. Ager war dadurch so gewohnt, ihre eigenen Wege zu gehen, dass sie anfangs Mühe hatte, in der Gruppe zurechtzukommen. Doch diese Probleme sind gelöst. Ager ist seit zwei Jahren glücklich im ÖSV-Kader, Gerhard mittlerweile ihr Servicemann. „Im ÖSV bekomme ich eine Topbetreuung durch ein super Trainerteam“, ist die B-Kader-Läuferin zufrieden.

„Das ist jetzt doppelt super“

Ager beschreibt sich selbst als eher ruhigen und sportlichen Menschen. Tennis und Windsurfen sind die großen Leidenschaften des am 11. November 1995 geborenen ÖSV-Talents. „Und daheim im Gasthaus aushelfen“, erzählte sie lachend. Zum Weltcup-Debüt nach Levi brachte sie die erfolgreiche interne Qualifikation im Mölltal.

„Ich musste Qualifikation fahren, und da ist es am Ende auf den vierten und letzten Lauf angekommen. Das war ein echter Nervenkitzel“, so Ager. „Aber es ist gut ausgegangen, und das jetzt ist doppelt super.“ Fünf Tage nach ihrem 18. Geburtstag wäre sie dann auch dank der günstigen Windverhältnisse fast gleich auch auf das Podest gefahren.

Glück im ersten, Können im zweiten Lauf

Ager wollte den Umstand der Windunterstützung im ersten Durchgang auch nicht leugnen. „Wir haben im ersten Lauf sicherlich die Gunst der Stunde genutzt. Da kam dann auch die Sonne raus. Man muss fairerweise sagen, dass die ersten etwas benachteiligt waren. Im zweiten war’s aber fair, das ist eben der Sport. Das Glück kommt bei den anderen sicher irgendwann zurück.“

Skandinavien bleibt nun bis auf Weiteres ihre „Wahlheimat“, denn in Levi und Kvitfjell stehen Europacup-Rennen an. Ob sie nach ihrem Überraschungscoup ähnlich wie die gleichaltrige Mikaela Shiffrin die zweite Liga überhaupt auslassen kann, ist eher nicht wahrscheinlich. Beim zweiten Damen-Slalom der Olympiasaison, am 17. Dezember in Courchevel, gehört Ager aber zumindest erstmals den Top 30 an.

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