Medaille in Sotschi großes Ziel
Noriaki Kasai war neben dem schweren Sturz von Thomas Morgenstern das große Gesprächsthema des Skifliegens auf dem Kulm. Der Japaner krönte sich zum ältesten Sieger der Skisprunggeschichte und zeigte, dass man auch mit 41 noch nicht zum alten Eisen gehören muss. Bei Olympia in Sotschi muss man Kasai nun ebenfalls auf der Rechnung haben. Geschichte wird er in Russland auf alle Fälle schreiben.
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Zum siebenten Mal wird Kasai in Sotschi über einen olympischen Bakken gehen. Das hat vor ihm noch kein Wintersportler geschafft. Angesichts der Vorstellungen auf dem Kulm, neben seinem Tagessieg am Samstag flog Kasai im zweiten Bewerb als einziger Springer über 200 Meter, darf sich der 41-Jährige in Sotschi durchaus Chancen auf eine Medaille im Einzel ausrechnen. Es wäre seine erste. Denn bei Olympia reichte es für den Skiflug-Weltmeister von 1992, sein einziger großer Titel, „nur“ zu Silber im Teambewerb bei den Spielen 1994 in Lillehammer.
Sotschi als große Motivation
Kasai ließ sich auch von einer zehnjährigen Durststrecke im Weltcup nicht beirren. Der Japaner, früher für seinen riskanten Sprungstil, bei dem der Kopf im Flug zwischen seinen Skiern lag, bekannt, ging weiter konsequent seinen Weg. „Ich habe vor zehn Jahren gewonnen und weiter an mein Springen geglaubt“, sagte Kasai nach seinem Triumph auf dem Kulm, „ich bin etwas älter, aber körperlich und physisch stark und habe Erfahrung.“ Seine größte Motivation heißt aber Sotschi. „Ich habe noch keine Einzel-Olympiamedaille, das ist meine große Motivation“, wurde Kasai zitiert.

GEPA/Christian Walgram
Kasai spürt rechtzeitig vor Olympia den Aufwind unter seinen Skiern
Der 1972 auf der Insel Hokkaido, wo sich mit Sapporo das Zentrum des japanischen Skisprungsports befindet, geborene Kasai hatte auf dem Kulm auch die Freude der Konkurrenz ganz auf seiner Seite. „Er ist ungefähr so alt wie ich, da kann ich nur sagen, Hut ab“, sagte ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner, mit 42 Jahren ein Jahr älter als der Japaner. Auch Gregor Schlierenzauer, dessen Geburt beim Weltcup-Debüt von Kasai am 17. Dezember 1988 in Sapporo über ein Jahr entfernt war, zollte Kasai Respekt: „Das zeigt, dass man auch im hohen Alter gewinnen kann, wenn die Technik passt.“
Veteranentreffen auf dem Eis
Kasai wird aber nicht der einzige „Opa“ sein, der bei den Spielen in Sotschi zeigen will, dass die Technik noch passt. Ebenfalls zum siebenten Mal wird sich bei Olympia der russische Rodler Albert Demtschenko in den Eiskanal stürzen. 1992 gab der 42-Jährige in Albertville sein olympisches Debüt. Mit Kasai hat der Russe nicht nur die Teilnahmen, sondern auch die Medaillenbilanz bei Olympia gemein. Erst einmal durfte Demtschenko die Siegerehrung auf dem Stockerl genießen. Bei den Spielen 2006 in Turin holte der „Rodel-Opa“ hinter dem Italiener Armin Zöggeler, selbst mit 40 Jahren in Sotschi noch einmal am Start, die Silbermedaille.
Ein Veteranentreffen werden auch die Fans des Eishockeyturniers erleben. Finnland setzt in Sotschi wohl zum letzten Mal auf den Torriecher von Teemu Selänne. Der 43-Jährige, der heuer seine 23. und letzte NHL-Saison bei den Anaheim Ducks spielt, schnürt zum sechsten Mal bei Olympia die Schuhe. Selänne zieht damit mit seinem Landsmann Raimo Helminen als Eishockeyspieler mit den meisten Olympiaturnieren gleich.

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Selänne gehört auch mit 43 Jahren zu den torgefährlichsten Spielern der NHL
Zum fünften Mal greift die tschechische lebende Eishockeylegende Jaromir Jagr, der in Sotschi seinen 42. Geburtstag feiern wird, in ein olympisches Turnier ein. Jagr war bereits beim Olympiasieg der Tschechen 1998 in Nagano mit von der Partie. Der Torjäger ist aber nicht der älteste Spieler im tschechischen Team. Petr Nedved ist noch ein paar Monate älter und greift in Sotschi nach seiner zweiten olympischen Medaille. Seine erste, Silber 1994 in Lillehammer, gewann er allerdings im Dress von Kanada, nachdem er 1989 aus der Tschechoslowakei geflüchtet war. Jetzt tritt er erstmals im tschechischen Dress an.
Der Prinz schlägt alle
Kasai, Demtschenko und Co. werden in Sotschi jedoch wieder von einem Prinzen in den Schatten gestellt. Hubertus von Hohenlohe, der am 2. Februar seinen 55. Geburtstag feiert, wird zum insgesamt sechsten Mal die Farben Mexikos bei olympischen Winterspielen im alpinen Skilauf vertreten. Der Fotograf, Sänger und Fixpunkt der Seitenblicke-Gesellschaft gab bereits 1984 in Sarajewo sein olympisches Debüt.
Um der älteste Teilnehmer aller Zeiten zu werden, muss Hohenlohe seine Skikarriere aber bis zu den Spielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang verlängern. Denn Carl August Kronlund war bei den ersten Winterspielen 1924 in Chamonix im Alter von 58 Jahren und 155 Tagen Mitglied des schwedischen Curling-Teams und hat dem Skiprinzen aus Mexiko damit nicht nur drei Lebensjahre als Olympiateilnehmer, sondern auch eine Silbermedaille voraus.
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