Gegen Dänen schließt sich ein Kreis
Vor vier Jahren hat das österreichische Männer-Nationalteam sein erstes Spiel bei einer EM-Endrunde bestritten. Gegen Dänemark musste man sich bei der Heim-EM 2010 in Linz nach hartem Kampf mit 29:33 geschlagen geben. Seither schritt die positive Entwicklung im österreichischen Männer-Handball stetig voran. Man qualifizierte sich für die WM 2011 in Schweden und zuletzt für EM 2014, wo sich mit dem Spiel gegen Gastgeber Dänemark ein erfolgreicher Kreis schließt.
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Am Dienstag (20.15 Uhr, live in ORF Sport + und im Livestream) tritt der amtierende Europameister mit größtem Respekt dem Team Austria entgegen, das er noch vor zehn Jahren maximal belächelt hätte. Spätestens mit dem 30:20 über Tschechien zum EM-Auftakt am Sonntag stellten die Österreicher klar, dass ihr kontinuierlicher Aufstieg in die erweiterte Weltspitze noch nicht abgeschlossen ist. „Das Team hat sich enorm entwickelt“, betonte auch Kapitän Viktor Szilagyi, der seit etwa 16 Jahren an Bord ist. „Wir sind breiter und besser aufgestellt denn je.“

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Markus Kolar avancierte unter Teamchef Johannesson zum EM-Starter
Was bei der mit Platz neun erfolgreichen EM 2010 unter Teamchef Dagur Sigurdsson und dann auch bei der verkorksten WM 2011 unter Magnus Andersson mit dem Vorrunden-Aus noch gefehlt hatte, die entsprechende personelle Tiefe im Kader, ist nun vorhanden. „Es sind punktuell gute, junge Spieler dazugekommen. Die haben uns mehr Qualität und Breite gebracht, die diesen weiteren Schritt nach vorne möglich gemacht hat“, erklärte Rückraumchef Szilagyi die jüngsten Erfolge in der Quali und nun auch bei der EM-Endrunde.
Kommunikator und Motivator
In diesen vier Jahren seit der ersten EM-Partie, für die man sich als Veranstalter noch nicht qualifizieren musste, wurden neue Spieler auf Topniveau gebracht, „die jetzt von der Bank kommen und der Mannschaft sofort helfen“. Szilagyi meint damit Akteure wie Max Hermann, Dominik Schmid und Markus Kolar, die unter Teamchef Patrekur Johannesson den Sprung in den Kern der Nationalmannschaft schafften. „Wenn man vom Trainer forciert wird, sein Vertrauen spürt und bekommt, dann hilft das“, betont Kolar Johannessons Philosophie in dieser Richtung.
Auch der junge Deutschland-Legionär Hermann (Bergischer HC) sieht den isländischen Coach als Mentor. „Er sagt uns, was unsere Aufgaben sind. Er verlangt viel, fordert uns voll. Und es ist immer gut, wenn der Trainer mit einem redet.“ Wenn die Österreicher so weiterspielen wie gegen die Tschechen, werden sie in den nächsten Tagen dieser EM jedenfalls noch viel reden müssen. „Ich werde in letzter Zeit öfters gefragt, ob das oder jenes Spiel bisher das schönste im Nationalteam war“, meinte Szilagyi augenzwinkernd. „Das ist gut. Vielleicht fragt man uns das auch nach dem Dänemark-Spiel.“
Dreierbewerbung für EM 2020
Eng verbunden und ausschlaggebend für den Erfolg des Teams arbeitete in den letzten Jahren der Österreichische Handball-Bund (ÖHB) unter Generalsekretär Martin Hausleitner am Aufschwung. 300 neue Mannschaften registrierte man seit der Heim-EM. Nach dem Deutschen Rainer Osmann (bis 2008), Sigurdsson und Andersson ist Johannesson der vierte internationale Topmann auf dem Teamchefposten. Seit der Jahrtausendwende betreibt der ÖHB spezielle Förderprogramme für die Nationalteams und schuf professionelle Strukturen in allen Bereichen.
Neben der EM in Dänemark und den nächsten sportlichen Herausforderungen wie WM- und Qlympiaqualifikation verfolgt man im Verband auch wieder organisatorische Ziele. Die Mitausrichtung der EM 2020 wäre ein weiterer wichtiger Impuls im ständigen Kampf um Medienpräsenz, Sponsoren und Unterstützung seitens der Politik. Da die eklatante Sportstättenproblematik in Österreich eine Hallensportart doppelt und dreifach trifft, könnte es Österreich an der Seite von Norwegen und Schweden mit einer Dreierbewerbung schaffen.

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Österreichs mitgereiste Fans beweisen in Dänemark schon EM-Reife
Der österreichische EHF-Generalsekretär Michael Wiederer bestätigte bei der EM in Herning die diesbezüglichen Überlegungen im Verband. Dafür würde das EM-Teilnehmerfeld von 16 auf 24 Teams aufgestockt. In jedem der drei Länder würden zwei Vierergruppen ausgetragen. Derzeit werden laut Wiederer die mit einer Änderung zusammenhängenden Fragen in einer eigenen EHF-Kommission erörtert - die Zeit drängt. Schon im September erfolgt in Dublin die Vergabe der Endrunde.
Harald Hofstetter, ORF.at aus Herning
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