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Vom Spielfeld auf die Trainerbank

Clarence Seedorf hat früher als gedacht das Traineramt beim krisengeschüttelten AC Milan übernommen. Nach dem Rauswurf von Massimiliano Allegri steigt der 37-Jährige Niederländer aus seinem laufenden Spielervertrag bei Botafogo Rio de Janeiro aus und kehrt nach zwei Jahren Pause nach Mailand zurück. Er war ohnehin designierter Coach der „Rossoneri“ für die Saison 2014/2015.

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„Ich gebe heute das Ende meiner aktiven Karriere bekannt“, sagte Seedorf bei einer Pressekonferenz in Rio de Janeiro. „Es war eine harte Entscheidung, aber ich bin damit zufrieden, was ich bis jetzt erreicht habe.“ Sein Dank galt seinen Mitspielern bei Botafogo und dem gesamten Team. „Die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, werden mir auch bei meinem nächsten Schritt als Milan-Trainer weiterhelfen.“

Clarence Seedorf

APA/EPA/Matteo Bazzi

In seiner aktiven Zeit holte Seedorf mit Milan zweimal den Meistertitel und die CL

„Fußball verdient einen großen Trainer“

Nach Stationen bei Ajax (1992 bis 1995), Sampdoria Genua (1996 bis 1999), Real Madrid (1996 bis 1999) und Inter Mailand (2000 bis 2002) gewann Seedorf mit Milan von 2002 bis 2012 zweimal den „Scudetto“ und zweimal die Champions League. Als bisher einziger Spieler gelang es dem Mittelfeldspieler zudem, mit drei verschiedenen Vereinen (Ajax, Real und Milan) die „Königsklasse“ zu gewinnen. Insgesamt stand der Niederländer für die „Rossoneri“ 297-mal auf dem Platz und erzielte 48 Tore. Seit Sommer 2012 spielte er für Botafogo.

Am Mittwoch wird Seedorf in Mailand erwartet und italienischen Medienberichten zufolge einen Vertrag bis 2016 unterschreiben. Am Sonntag soll er im Heimspiel gegen Hellas Verona bereits auf der Bank Platz nehmen. „Sobald er unterschreibt, werden wir entscheiden, wann die Vorstellung sein wird“, bestätigte ein Milan-Clubsprecher der Nachrichtenagentur AP.

Der Mittelfeldspieler riskiert damit den fliegenden Wechsel vom Regisseur auf dem Rasen zum Chefdenker an der Seitenlinie. Eine entsprechende Klausel stand in seinem Vertrag. „Wir wollten natürlich, dass er bleibt“, sagte Botafogo-Präsident Mauricio Assumpcao, der Seedorf dennoch alles Gute für die Zukunft wünschte. „Aber der Fußball verdient einen großen Trainer. Viele Clubs werden Milan in Zukunft jagen.“

Wunschkandidat von Silvio Berlusconi

Medienberichten zufolge war Seedorf Favorit von Präsident Silvio Berlusconi und setzte sich damit gegen seinen früheren Teamkollegen Filippo Inzaghi durch, der ebenfalls als Coach im Gespräch war. „Ich habe dort zehn Jahre meines Lebens verbracht und habe eine sehr enge Beziehung zum Präsidenten“, erklärte Seedorf. „Als er mich fragte, der Anruf kam mitten in einer Trainingseinheit, konnte ich nicht Nein sagen.“

Seedorf hat bisher keinerlei Erfahrungen als Trainer. Nach Informationen der „Gazzetta dello Sport“ soll sein Trainerteam vom Sommer an mit den früheren Milan-Profis Jaap Stam und Hernan Crespo verstärkt werden. Seedorf wurde seit Wochen von den Medien als möglicher Nachfolger Allegris genannt, nachdem dieser nach einer desolaten Hinrunde in der Serie A mehrfach vor der Entlassung stand.

Erst fünf Siege in 19 Runden

Milan hatte sich nach der 3:4-Blamage gegen Aufsteiger Sassuolo Calcio am Sonntag von Allegri getrennt. Zuvor hatten die Vereinsbosse in einer Krisensitzung über die Zukunft des 46-Jährigen beraten. „Wir müssen alles ändern. Es ist nicht mehr hinzunehmen, dass unsere Fans solch inakzeptablen Vorstellungen beiwohnen“, hatte Vizepräsidentin Barbara Berlusconi nach der siebenten Saisonpleite am Sonntag erklärt.

Die Elf rund um Kapitän Kaka liegt zurzeit in der Serie A an elfter Stelle und hat erst fünf Siege gefeiert, ist aber das einzige italienische Team im Achtelfinale der Champions League. Allegri hatte erst jüngst seinen Abschied vom Club im Sommer angekündigt. Am Ende ist der 46-jährige Allegri über einen 19-Jährigen gestolpert. Domenico Berardi von Aufsteiger US Sassuolo hatte den kriselnden AC Milan am Sonntag im Alleingang blamiert. Die „Rossoneri“ verspielten dabei eine 2:0-Führung und mussten sich beim Aufsteiger am Ende mit 3:4 geschlagen geben: Alle vier Tore der Hausherren gingen dabei auf das Konto von Berardi.

Serie A

19. Runde

Samstag, 11. Jänner:
Livorno Parma 0:3
Bologna * Lazio Rom 0:0
Sonntag, 12. Jänner:
Torino Fiorentina 0:0
Cagliari Juventus Turin 1:4
AS Roma FC Genoa 4:0
Hellas Verona Napoli 0:3
Atalanta Catania 2:1
Sassuolo AC Milan 4:3
Montag, 13. Jänner:
Sampdoria Genua Udinese 3:0
Inter Mailand Chievo Verona 1:1
* Garics spielte durch, Stojanovic auf der Bank

Abschlusstabelle 2013/14

1. Juventus Turin 38 33 3 2 80:23 102
2. AS Roma 38 26 7 5 72:25 85
3. SSC Napoli 38 23 9 6 77:39 78
4. AC Fiorentina 38 19 8 11 65:44 65
5. Inter Mailand 38 15 15 8 62:39 60
6. FC Parma 38 15 13 10 58:46 58
7. Torino 38 15 12 11 58:48 57
8. AC Milan 38 16 9 13 57:49 57
9. Lazio Rom 38 15 11 12 54:54 56
10. Hellas Verona 38 16 6 16 62:68 54
11. Atalanta Bergamo 38 15 5 18 43:51 50
12. Sampdoria Genua 38 12 9 17 48:62 45
13. Udinese 38 12 8 18 46:57 44
14. FC Genoa 38 11 11 16 41:50 44
15. Cagliari 38 9 12 17 34:53 39
16. Chievo Verona 38 10 6 22 34:54 36
17. US Sassuolo 38 9 7 22 43:72 34
18. Catania 38 8 8 22 34:66 32
19. Bologna 38 5 14 19 28:58 29
20. AS Livorno 38 6 7 25 39:77 25
Champions-League-Teilnehmer: Juventus, Roma
CL-Qualifikation: Napoli
Europa-League-Teilnehmer: Fiorentina
EL-Qualifikation: Inter, Parma
Absteiger: Catania, Bologna, Livorno
Aufsteiger: Palermo, Empoli, Cesena

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