„Werde Sotschi keinen Besuch abstatten“
Die prekäre Menschenrechtssituation in Russland ist auch an Ex-Superstar Hermann Maier nicht spurlos vorübergegangen, der im Rahmen des Damen-Nachtslaloms in seinem Heimatort Flachau deutliche Worte zur politischen Diskussion im Vorfeld der Olympischen Spiele in Sotschi fand. Der 41-Jährige wird das Wintersportereignis des Jahres definitiv nicht besuchen, wie er am Dienstagabend bestätigte.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Anders als bei anderen Großevents, zuletzt bei der Heim-WM in Schladming, wird also Maier - seit September stolzer Vater von Zwillingen (Lieselotte und Valentina) - die ÖSV-Delegation diesmal nicht mit seiner Anwesenheit beehren. „Ich werde Sotschi sicher keinen Besuch abstatten. Diesbezüglich halte ich es so wie viele andere Nationen auch“, stellte Maier in einem ORF-TV-Interview ausdrücklich klar - mehr dazu in insider.ORF.at.
„Es gibt einiges zu überdenken“
Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, ein gewichtiger ist aber die politisch verankerte Diskriminierung Homosexueller (positive Äußerungen über Homosexualität vor Minderjährigen sind unter Strafe gestellt) im Olympiagastgeberland - die Diskussion darüber beherrschte die Schlagzeilen internationaler Medien in den vergangenen Wochen und war auch an Maier nicht ohne Groll vorübergegangen. Dass er deshalb nicht nach Sotschi reist, darf wohl als kleines Zeichen des Protests verstanden werden, wiewohl er das so nicht nannte und auch das Wort Boykott wohlweislich nicht in den Mund nahm.

APA/AP/Dmitry Lovetsky
Demonstrationen auf dem Roten Platz in Moskau im Vorfeld der Spiele
„Politisch gibt es in Russland doch einiges zu überdenken“, hielt Maier unmissverständlich fest - „angefangen beim Homosexuellengesetz, mit dem ich nicht einverstanden bin.“ Denn das in Russland herrschende Denken sei nicht zeitgemäß, nicht mehr angebracht. Homosexualität sollte laut Maier etwas ganz Normales sein, „oder müsste als solches angenommen werden. Dann wären auch Outings (wie aktuell jenes des deutschen Ex-Fußballers Thomas Hitzlsperger) nicht mehr nötig“, sagte Maier, der zuletzt in einer Gastrolle als Holzfäller in „Kommissar Rex“ auf den TV-Schirmen zu sehen war - „eine Spaßaktion“, wie er meinte.
Hirscher macht sich Gedanken
Durchaus ernste Gedanken über die Situation in Russland macht sich aber auch Marcel Hirscher, der als Gesamtweltcup-Sieger in die großen Fußstapfen Maiers getreten war. Die Unruhe im Vorfeld sei nicht cool. „Eigentlich sollte man als Sportler mit Freude zu Olympia fahren“, sagte der 24-Jährige gegenüber der APA. „Es ist ja fast schon so, dass wir Sportler uns rechtfertigen müssen, dass wir da überhaupt hinfahren. Das halte ich für einen schlechten Witz und einen Wahnsinn“, so Hirscher weiter.
In keiner Weise nachvollziehen kann der Weltcup-Gesamtsieger der vergangenen beiden Jahre allerdings die Diskussionen über einen Olympiaboykott, wie von manchen Politikern und auch Sportlern in den vergangenen Wochen gefordert worden war. Denn die Verantwortung dafür liege laut Hirscher beim Internationalen Olympischen Comite (IOC). „Da müssen sich die Personen Gedanken machen, die die Spiele vergeben. Es kann nicht sein, dass danach ein Sportler kritisiert wird, nur weil er zu den Olympischen Spielen reist“, monierte Hirscher, der laut Maier zu Österreichs heißesten Medaillenanwärtern zählt.
Maier räumt seinem engeren Landsmann innerhalb des ÖSV-Teams sogar die besten Chancen ein. „Bei den Herren wird natürlich alles von Marcel überstrahlt, er deckt sehr viel ab - Gott sei Dank, denn im Riesentorlauf gibt es Probleme, im Slalom ist das Team auch schon in die Jahre gekommen“, sagte Maier. Gar nicht so schlecht schaue es dagegen im Speed-Team aus - doch Olympia naht in Riesenschritten. „Jetzt heißt es gut in Schwung zu kommen", sagte Maier. Was er selbst während der Spiele machen wird?" Es gibt da einige kleine, aber auch große Projekte. Mir wird sicher nicht langweilig“, schmunzelte Maier.
Links: