So was hat man lange nicht gesehen
Bisher hat es in den Duellen zwischen Red Bull Salzburg und Bayern München noch zu keinem Tor gereicht. Das hat sich am Samtag beim Testspiel in der ausverkauften Arena in Wals-Siezenheim gewaltig geändert. Der heimische Tabellenführer schaffte eine Riesensensation und schlug den deutschen Triple-Sieger und Clubweltmeister 3:0 (3:0). Salzburg war dabei das klar bessere Team.
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Sadio Mane (13.), Jonatan Soriano (20./Elfer) und Neuzugang Robert Zulj (44.) entzauberten mit schön heraus gespielten Treffern bereits in der ersten Hälfte die „beste Mannschaft der Welt“, die im Jahr 2013 von 56 Pflichtspielen 49 gewonnen und nur dreimal verloren hatte. Der Salzburger Sieg hätte dabei noch höher ausfallen können. Die Elf von Trainer Roger Schmidt hatte in der zweiten Hälfte noch einen Lattenkopfball durch Mane und einen verschossenen Elfer durch Kevin Kampl.
Salzburg spielt sein Spiel
Salzburg zeigte in dem Spiel all jene Tugenden, die sie im Herbst auch im Europacup und in der heimischen Liga demonstrierten. Aggressives Gegenpressing, eine sichere Abwehr rund um Andre Ramalho, ein lauffreudiges Mittelfeld mit Kevin Kampl und Christoph Leitgeb und schnelle Gegenstöße im Sturm über Mane und Soriano.

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Sadio Mane eröffnete mit seinem Treffer eine sensationelle erste Hälfte
Während die Salzburger mit diesem Prestigeerfolg wohl unglaublich viel Selbstvertrauen tankten, haben die Bayern eine Woche vor dem Start in die Bundesliga-Rückrunde gegen Borussia Gladbach einiges zum Nachdenken bekommen, vor allem die Innenverteidigung zeigte sich bei Salzburger Angriffen nicht sattelfest. Das Experiment einer Dreierkette ging gehörig schief. Die „Bullen“ präsentierten sich jedenfalls mehr als bereit für das Duell mit Ajax Amsterdam im Europa-League-Sechzehntelfinale Ende Februar.
Bayern schont Offensivstars
Wenn bei einem Testspiel 30.188 Zuschauer in die Salzburger Fußballarena strömen und dieses Spiel schon Wochen vorher ausverkauft ist, dann kann im Grunde nur der FC Bayern München kommen. Eine kleine Enttäuschung gab es dennoch bereits vor Anpfiff. Die Bayern verzichteten auf ihre Superstars Philipp Lahm, Franck Ribery und Arjen Robben, dafür war David Alaba von Beginn an dabei. Der österreichische Nachwuchsspieler Ylli Sallahi saß auf der Bank. Bei Salzburg fehlte hingegen nur der leicht angeschlagene Alan.
Salzburg meint es ernst
Als Freundschaftsspiel tituliert, verströmte die Partie aber von Beginn an Wettkampfatmosphäre. Nur so manchen Schmähgesang hätten sich die Salzburger Fans verkneifen können. Auch die Salzburger Spieler meinten es ernst, gleich in der ersten Aktion wurde ÖFB-Star Alaba von drei „Bullen“ bedrängt. Der Österreicher vergab dann auch die erste Chance für die Bayern. Sein Schuss in der fünften Minute ging weit über das Tor. Allerdings hatte der Clubweltmeister zu diesem Zeitpunkt begriffen, dass die Salzburger heute nicht gewillt waren, diese Partie in aller „Freundschaft“ zu spielen.
Bei den Bayern war Alaba ohne seinen linken Flügelpartner Ribery noch offensiver als sonst und agierte beinahe schon als Linksaußen. Wie ein echter Stürmer Tore schießt, bewies dann Sadio Mane. In der 13. Minute startete er in einen Kampl-Lochpass, zog in den Strafraum, bewahrte die Nerven und bezwang Manuel Neuer mit einem trockenen und präzisen Schuss in die rechte untere Ecke zum 1:0.

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David Alaba hatte mit der Bayern-Abwehr alle Hände voll zu tun
Und der zweite Streich folgt sogleich
Der Jubel war groß - und die Schmidt-Elf weiter hoch motiviert. Kampl, Soriano und Hinteregger fanden daraufhin fast im Sekundentakt zumindest Halbchancen auf das 2:0 vor. Ilsanker schickte Mane, der spielte seine Schnelligkeit aus, Dante konnte nicht mehr anders und rempelte den Senegalesen von hinten um. Der österreichische Schiedsrichter Dominik Ouschan entschied sofort auf Elfmeter. Der wiedergenesene Kapitän Jonatan Soriano trat zum Duell mit DFB-Teamtorhüter Neuer an und blieb mit seinem Flachschuss in die linke untere Ecke Sieger (20.), auch wenn Neuer die Ecke erriet.
Bayern-Trainer Josep „Pep“ Guardiola hatte an seinem 43. Geburtstag genug gesehen. Die Bayern zogen hinten eine Viererkette auf, Alaba wurde vom Chef persönlich in die Verteidigung zurückbeordert. Dennoch musste sich Guardiola nach der Chance von Ulmer auf das 3:0 (26.) am Kopf kratzen. Gegen die Konterläufe der Salzburger war seiner Hintermannschaft noch nichts eingefallen. In der Offensive war deutlich das Fehlen von „RibRob“ zu bemerken, auch Stammstürmer Mario Mandzukic ging wohl im Strafraum ab.

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Salzburg-Neuzugang Robert Zulj durfte sich auch in die Schützenliste eintragen
Salzburg spielt, Bayern schauen zu
Christian Schwegler, der nach seinem Nasenbeinbruch im Herbst noch mit Gesichtsmaske spielte, holte dann Bayern-Talent Pierre Emil Hojbjerg überhart von den Beinen und sah zu Recht Gelb. Der junge Däne revanchierte sich dann wenig später (41.) an Salzburgs Neuzugang Robert Zulj und sah ebenfalls Gelb. Bei den Bayern passte weiterhin wenig bis gar nichts zusammen, auch Salzburg schien nur kurz eine Verschnaufpause einzulegen, blieb im Gegenstoß jedoch immer gefährlich.
Der eben gefoulte Zulj hielt sich auf seine Weise schadlos. Der Ex-Rieder bugsierte in der 44. Minute einen Mane-Querpass vom Fünfer zum 3:0 ins Netz. Diese Vorstellung des deutschen Triple-Siegers gefiel auch Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer nicht. „Für die Bayern ist das ein Freundschaftssspiel, für Salzburg nicht. Aber so darf sich Bayern vor 30.000 Zuschauern nicht präsentieren“, meinte der „Kaiser“, der einst in seiner Zeit als Salzburg-Berater die dreiteilige Testspielserie zwischen Salzburg und Bayern eingefädelt hatte.
Bayern wollen nicht verlieren
Nach der Pause wechselten beide Teams heftig durch, und die Bayern hatten beschlossen, die Schonzeit für die Salzburger zu beenden. Jerome Boateng holte sich nach Foul an Soriano gleich einmal Gelb ab. Salzburg blieb offensiv dennoch am Drücker. Mane traf mit einem Kopfball aber nur die Latte (47.). Zwei Minuten später rettete Peter Gulacsi aus nächster Nähe vor dem eingewechselten Mario Mandzukic.
Die Bayern spielten jetzt mit mehr Tempo, nahmen den Kampf auf, demonstrierten in einzelnen Aktionen ihre hohe individuelle Qualität. Die besseren Torchancen hatten aber nach wie vor die Salzburger, so scheiterte Soriano mit einem zu schwachen Flachschuss an Neuer (54.). Das vermeintliche 1:3 durch Thomas Müller wurde in der 61. Minute wegen Abseits zu Recht nicht gegeben. Das mögliche 4:0 vergab dann Kampl, der mit einem zu schwach und zu zentral geschossenen Elfer (76.) an Neuer scheiterte.
Kein Geschenk für Guardiola
Kampl bewies sich damit - wenn auch wohl ungewollt - als fairer Sportsmann, denn Florian Klein war zuvor von Boateng außerhalb des Strafraums gelegt worden. Zum Schluss spielten auf beiden Seiten viele Talente, aber Tor fiel keines mehr. Die Bayern konnten ihrem Trainer kein Geschenk mehr zu dessen Geburtstag machen.
Als Schiedsrichter Ouschan pünktlich abpfiff, stand das gesamte Stadion auf, um mit den Salzburgern das fast unglaubliche Ende eines Fußballfestes zu feiern. In den letzten 53 Bundesliga-Spielen hatten die Bayern immer getroffen, am Samstag in Salzburg jedoch nicht - eine Riesensensation, auch wenn es nur ein Testspiel war.
Martin Wagner, ORF.at aus Salzburg
Testspiel
Samstag:
Salzburg - Bayern München 3:0 (3:0)
Red Bull Arena, 30.000 Zuschauer, SR Ouschan
Torfolge:
1:0 Mane (13.)
2:0 Soriano (20./Elfer)
3:0 Zulj (44.)
Salzburg: Gulacsi - Schwegler (46./Klein), Ramalho, Hinteregger, Ulmer (78./Fountas) - Ilsanker (46./Meilinger), Leitgeb (46./Lazaro) - Kampl (89./Völkl), Zulj (46./Berisha), Mane (84./Dossou) - Soriano (73./Reyna)
Bayern: Neuer - Martinez (46./Rafinha), Boateng, Dante, Alaba - Thiago - Shaqiri, Kroos, Götze (46./Mandzukic), Höjbjerg (76./Green) - Müller
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