„Titel von damals nicht ausschlaggebend“
Bei Österreichs Ski-Damen fiebert man hinsichtlich der Olympianominierung der endgültigen Quote für Sotschi entgegen. Erst kurz vor dem Wochenende wird man definitiv wissen, ob der ÖSV nur 20 oder doch wie üblich 22 Aktive nach Russland mitnehmen darf. Für einige „Grenzfälle“ werden die kommenden Speed-Rennen in Cortina d’Ampezzo deshalb besonders spannend - allen voran Andrea Fischbacher.
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Die Salzburgerin ist nicht irgendjemand, sondern die Titelverteidigerin im Super-G. 2010 raste sie in Whistler Mountain auf einem von Jürgen Kriechbaum maßgeschneiderten „Anti-Vonn-Kurs“ zu Gold. Der damalige Kurssetzer ist ihr heutiger Cheftrainer. Als „wahrlich kurios“ bezeichnete Kriechbaum deshalb die Vorstellung, dass die Athletin, für deren Olympiagold er vor vier Jahren mitverantwortlich war, nun unter ihm als Damen-Chef ihren Titel nicht verteidigen könnte.
„Aber der Titel von damals ist nun mal nicht ausschlaggebend für 2014“, ist dem neuen ÖSV-Damen-Chef bewusst. Und Fischbacher hat es seit ihrem Olympiasieg kein einziges Mal mehr auf ein Weltcup-Podest geschafft. Die offensichtlichen Probleme schienen durch einen Skischuhwechsel vor Saisonbeginn zwar behoben, mittlerweile haben sich aber bei der 28-Jährigen Körperschwerpunktprobleme in den Kurven eingestellt, die Ergebnisse blieben bisher eindeutig unter den Erwartungen.
Fischbacher und Co. in Cortina gefordert
Kriechbaum hofft, dass sich Fischbacher, aber auch andere ÖSV-Damen wie Nicole Schmidhofer und Stefanie Moser kurz vor den Spielen nochmals richtig ins Zeug legen. Für sie alle gilt, dass nach den Absagen am Wochenende nun in Cortina und damit unmittelbar vor Nominierungsschluss nochmals gleich vier Chancen in Folge kommen. „Die müssen sie nützen“, so Kriechbaum. Denn bei den ÖSV-Damen ist klar, dass das alpine Sotschi-Team großteils längst steht.

GEPA/Andreas Pranter
Fischbacher (hier nach ihrem Olympiasieg 2010) ist für Sotschi fraglich
Marlies und Bernadette Schild (jeweils Slalom) sowie Michaela Kirchgasser (Slalom, Superkombi, eventuell Riesentorlauf) und Kathrin Zettel (Slalom, RTL und eventuell Superkombi) sind fix. Dazu kommen Anna Fenninger (Speed, RTL, Superkombi), Elisabeth Görgl (Speed, eventuell RTL), Nicole Hosp (Speed und Superkombi) und wohl auch Cornelia Hütter (Speed), womit man ohne Fischbacher bei acht weiblichen Olympiastarterinnen wäre.
Kriechbaum würde gern aus dem Vollen schöpfen
Kriechbaum würde natürlich lieber aus dem Vollen schöpfen. „Wir hatten auch vor vier Jahren einige dabei, die davor im Weltcup keine guten Plätze im Vorderfeld hatten“, verwies er etwa auf Fenninger. Die Salzburgerin ist mittlerweile Österreichs Topfahrerin. „Es bringt einiges, wenn man es sich leisten kann, auch solche Fahrerinnen zu Olympia mitzunehmen“, ist Kriechbaum überzeugt, dass Fenninger nun von den damaligen Erfahrungen profitiert.
Dazu kommt, dass für Entscheidungen wie bei Olympia oft auch das richtige Gespür ausschlaggebend sein kann. „Natürlich stehen die vorher erbrachten Ergebnisse für die Nominierung im Vordergrund“, betonte Kriechbaum. „Man muss sich aber auch die Olympiastrecken anschauen und ob die der einen oder der anderen besser liegt. Dann kann sein, dass man auch in einem Kreis von Läuferinnen, die vorher nicht so gut abgeschnitten haben, trotzdem eine Medaillenkandidatin findet.“
Weiter hoffen auf Maximalquote
Das Hoffen auf die Maximalquote von 22 Damen und Herren begleitete damit auch das Damen-Team. „Ich glaube schon, dass es klappen kann“, sagte Kriechbaum, der nach zwei Jahren als Lehrer in Stams vor dieser Saison als Nachfolger von Damen-Chef Herbert Mandl zum ÖSV zurückgekehrt ist und per Excel-Listen stets mitgerechnet hat.
„77 Nationen haben Startplätze, das sind sehr viele. Es ist aber schwer einzuschätzen, wie Plätze zurückgegeben werden. Oft kennen sich die betroffenen Kleinnationen selbst nicht aus.“ Kriechbaum ist aber überzeugt, auch so in allen Bewerben ein ausgeglichenes Starterfeld stellen zu können. Mit der Ausnahme Riesentorlauf, denn dort klafft hinter Fenninger und Zettel doch eine deutliche Lücke.
ÖSV-Aufgebote für Damen-Weltcup in Cortina
Super-G: (Donnerstag/10.15 Uhr und Sonntag/12.00 Uhr): Anna Fenninger, Andrea Fischbacher, Elisabeth Görgl, Nicole Hosp, Cornelia Hütter, Stefanie Köhle, Stefanie Moser, Nicole Schmidhofer, Ramona Siebenhofer, Regina Sterz, Stephanie Venier
Abfahrt: (Freitag und Samstag/jeweils 10.15 Uhr): Fenninger, Fischbacher, Görgl, Hosp, Hütter, Moser, Schmidhofer, Siebenhofer, Sterz, Venier
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