16 bis 23 Medaillen wären „großer Erfolg“
Die Würfel sind gefallen: Am Montag hat das Österreichische Olympische Comite (ÖOC) die Teilnehmer für die 22. Winterspiele in Sotschi bekanntgegeben. Insgesamt nominierte das ÖOC 130 Athleten (89 Herren, 41 Damen) und stellt damit die größte Delegation in der Geschichte. Das bisherige Rekordfeld an Aktiven datierte aus dem Jahr 1998 in Nagano mit 105 Athleten.
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„Wir zählen damit zweifelsohne zu den zahlenmäßig größten Teams“, sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss. Ob das Rekordaufgebot auch für eine Bestmarke an Medaillen, die im Jahr 2006 in Turin mit 23-mal Edelmetall aufgestellt wurde, sorgen kann, bleibt abzuwarten. „Wenn wir uns am Ende zwischen Vancouver, das heißt 16 Medaillen, und Turin wiederfinden würden, wäre es ein großer Erfolg“, so Stoss.
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Reuters/Fabrizio Bensch
Bei 98 Entscheidungen in Sotschi gibt es die Möglichkeit, Medaillen zu holen
Gegenüber Vancouver wurden allerdings auch zwölf neue Bewerbe ins Programm aufgenommen - darunter etwa Damen-Skispringen, Slopestyle und die Biathlon-Mixed-Staffel. Die Einkleidung der Mannschaft erfolgt am Dienstag. Die offizielle Verabschiedung und Vereidigung durch Bundespräsident Heinz Fischer ist für Mittwoch angesetzt. Die ersten ÖOC-Mitarbeiter werden am 30. Jänner - mit Eröffnung des Olympischen Dorfes - in Sotschi eintreffen.
Raich als Fahnenträger gewählt
Die Frage des Fahnenträgers wurde ebenfalls geklärt. Im Vorfeld wurde diskutiert, ob mit Skispringerin Daniela Iraschko-Stolz eine Athletin, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennt, dafür infrage komme. Angesichts der russischen Haltung zu Homosexualität wäre das eine Entscheidung mit politischer Tragkraft gewesen. Entschieden hat sich das ÖOC aber nun letztlich für Skifahrer Benjamin Raich, der zum vierten Mal an Olympischen Spielen teilnehmen wird.
Die Begründung lieferte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. „Gemäß seinen bisherigen Erfolgen wäre Thomas Morgenstern (dreifacher Olympiasieger, Anm.) die Nummer eins auf unserer Liste gewesen. Aber er braucht vor der Qualifikation am 8. Februar möglichst viel Ruhe. Deshalb fiel unsere Wahl einstimmig auf Benjamin Raich. Er hat sich diese Ehre mehr als verdient“, erklärte Schröcksnadel, der auch ÖOC-Vizepräsident ist. Morgenstern hatte sich bei seinem Sturz beim Skifliegen auf dem Kulm schwere Kopfverletzungen zugezogen und arbeitet derzeit an seinem Comeback.
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APA/EPA/Christophe Karaba
Vier Olympiamedaillen (zweimal Gold, zweimal Bronze) hat Benjamin Raich bisher gesammelt
Kein Ticket für zwei Olympiasieger von 2010
Während Morgenstern im Kader für Sotschi aufscheint, fehlen einige prominente Namen in der ÖOC-Liste. Bei den Skispringern erhielt etwa Andreas Kofler den Vorzug gegenüber Wolfgang Loitzl. Der Steirer, der in Vancouver noch Gold mit der Mannschaft geholt hatte, steht damit nicht im fünf Athleten (Morgenstern, Kofler, Gregor Schlierenzauer, Michal Hayböck, Thomas Diethart) umfassenden Aufgebot der ÖSV-Skispringer. Neben Morgenstern fahren mit Kofler, Raich, den Brüdern Wolfgang und Andreas Linger (Rodeln) und Mario Stecher (Nordische Kombination) noch fünf weitere Doppelolympiasieger nach Sotschi.
Eine Olympiasiegerin von Vancouver verpasste hingegen die Nominierung. Andrea Fischbacher schaffte nicht den Sprung in den Sotschi-Kader. Die 28-jährige Salzburgerin hatte im Jahr 2010 im Super-G für die einzige Goldmedaille der ÖSV-Alpinen gesorgt. Statt ihr wurde Regina Sterz von Damen-Chefcoach Jürgen Kriechbaum aufgestellt. Bei den Herren ersetzt Speed-Spezialist Joachim Puchner den verletzten Hannes Reichelt. Auch Riesentorläufer Philipp Schörghofer wurde ins Team berufen. Im Herren-Slalom bekam Routinier Reinfried Herbst den Vorzug gegenüber Junioren-Weltmeister Manuel Feller, der zuletzt in Kitzbühel Platz acht geholt hatte.
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In Vancouver erlebte Fischbacher ihr Highlight, vor Sotschi nun eine Enttäuschung
Stecher bereits zum sechsten Mal dabei
In einigen Sportarten und Disziplinen gab es mehr Anwärter als Quotenplätze. Nominiert wurden bis auf wenige Ausnahmen alle Athleten, die eine internationale Startberechtigung erlangt haben. Mit dabei ist daher erstmals seit 2002 in Salt Lake City auch wieder ein Eishockeyteam. Die ÖEHV-Auswahl stellt mit 25 Sportlern die größte Abordnung, gefolgt von Ski alpin (22), Snowboard (17) und Freestyle (elf). Das kleinste „Team“ stellt Veronika Windisch, die Österreich im Shorttrack vertreten wird.
Wenn es um die Anzahl der Olympiateilnahmen geht, hat Stecher die Nase vorne. Der Steirer wird in Sotschi bereits seine sechsten Winterspiele bestreiten und zieht damit gleich mit Alfred Eder (Biathlon), Markus Prock (Rodeln) und Eisschnellläuferin Emese Hunyady (einmal Ungarn, fünfmal Österreich). Erstmals dabei war der 36-Jährige 1994 in Lillehammer. Älteste ÖSV-Athletin ist die 40-jährige Snowboarderin Claudia Riegler.
Marco Ladner ist hingegen das „Küken“ im ÖOC-Team. Der Freestyler wird bei der Eröffnung am 7. Februar 15 Jahre und 291 Tage alt sein und damit bei Winterspielen der jüngste österreichische (männliche) Sportler der Nachkriegszeit sein. Bei Damen und Herren zusammen ist er der jüngste österreichische Teilnehmer an Winterspielen seit 38 Jahren. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck war Eiskunstläuferin Claudia Kristofics-Binder bei der Eröffnung erst 14 Jahre und 122 Tage alt.
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