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„Ein vorbildhafter Athlet“

Angefangen bei Peter Grießler (Winter-Fünfkampf/1948) über Toni Sailer (Ski alpin/1956) und Emmerich Danzer (Eiskunstlauf/1968) bis hin zu Franz Klammer (Ski alpin/1976 und 1984), Anita Wachter (Ski alpin/1992 und 1994) und zuletzt Andreas Linger (Rodeln/2010): Benjamin Raich reiht sich als Fahnenträger bei den Olympischen Spielen in Sotschi in eine Reihe großer österreichischer Sportler ein.

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Das Österreichische Olympische Comite (ÖOC) ließ dem 35-Jährigen, der vor seinen vierten und wohl auch letzten Spielen steht, am Montag die Ehre zuteilwerden, die 130 Athleten umfassende Delegation bei der Eröffnungsfeier am 7. Februar anzuführen. „Wir wählen den Fahnenträger nach sportlichen Erfolgen aus, in der Regel nehmen wir Olympiasieger. Die Wahl ist einstimmig auf Benjamin Raich gefallen. Er ist Doppelolympiasieger und zum vierten Mal dabei. Ein vorbildhafter Athlet“, betonte ÖOC-Präsident Karl Stoss.

Präsident Karl Stoss (OEOC)

GEPA/Mario Kneisl

ÖOC-Präsident Karl Stoss sieht in Benjamin Raich einen würdigen Fahnenträger

Iraschko-Stolz „war natürlich ein Thema“

In den vergangenen Tagen war in den Medien über Daniela Iraschko-Stolz als Fahnenträgerin spekuliert worden. Die Skispringerin steht offen zu ihrer Homosexualität. Angesichts der russischen Haltung zu Homosexualität hätte ihre Ernennung ein politisches Signal bedeutet. Im Gespräch mit ORF.at hatte Iraschko-Stolz vor wenigen Tagen gemeint: „Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt, aber es wäre eine große Ehre für mich.“ Die Auswahl als Fahnenträgerin hätte sie als „großes Zeichen“ nach außen gesehen.

Stoss gestand jedenfalls, dass Iraschko-Stolz Teil der Diskussionen bei der ÖOC-Vorstands- und Präsidiumssitzung gewesen sei. „Natürlich war sie auch ein Thema, sie ist eine ganz großartige Sportlerin und hat ganz tolle Erfolge gefeiert, aber sie hat keine Olympiamedaille wie Raich. Wir werden in Sotschi viele Zeichen setzen, aber nicht mit dem Fahnenträger, wir lassen uns da nicht instrumentalisieren“, erklärte der Präsident die ÖOC-Haltung in dieser Causa.

Daniela Iraschko-Stolz

GEPA/Michael Riedler

Iraschko-Stolz steht in Sotschi vor ihrer ersten Olympiateilnahme

Topkandidat Morgenstern erhält nötige Ruhe

Erste Wahl bei der Ernennung zum Fahnenträger wäre allerdings ohnehin Thomas Morgenstern gewesen. Dem Kärntner wollte das ÖOC die Strapazen nach dessen schwerem Sturz beim Skifliegen auf dem Kulm aber noch nicht zumuten. Der dreifache Olympiasieger arbeitet derzeit intensiv an seinem Comeback und hofft, rechtzeitig für den ersten Skisprung-Bewerb am 9. Februar fit zu werden. Über den 27-Jährigen wurde bei der laut Stoss „ruhig abgelaufenen“ ÖOC-Sitzung ebenfalls diskutiert, eine Nichtnominierung kam allerdings nie infrage.

„Morgenstern ist physisch und psychisch gut auf dem Weg. Es stand außer Zweifel, dass er, wenn er gesundheitlich fit ist, für uns ein Fixstarter ist“, sagte Stoss. „Thomas war natürlich auch intern im Skiverband ein Thema. Aber als wir von den Ärzten gehört haben, dass er soweit fit ist, dass er wieder Wettkampfsport betreiben kann, haben wir beschlossen, ihn mitzunehmen. Ob es zum Start kommt, werden wir noch sehr gut überlegen, da spielt auch die psychische Komponente eine Rolle“, ergänzte ÖOC-Vizepräsident Peter Schröcksnadel.

Überraschter Raich ist „geehrt und stolz“

Der ausgewählte Raich erfuhr von seiner Nominierung während der Autofahrt nach Schladming, wo am Dienstag der Nachtslalom auf dem Programm steht. „Ich hab’s in den 12.00-Uhr-Nachrichten gehört und war wirklich überrascht. Natürlich fühle ich mich geehrt und bin sehr stolz, dass ich ausgewählt wurde“, sagte Raich, der damit auch erstmals überhaupt in seiner Karriere eine Olympiaeröffnung live miterleben wird. Überhaupt war der Tiroler erst einmal bei der Eröffnung eines Großereignisses dabei - 2001 bei der WM in St. Anton.

2002 holte Raich bei den Spielen in Salt Lake City Bronze in der Kombination und im Slalom. 2006 in Turin krönte er sich in Slalom und RTL zum Olympiasieger. 2010 in Vancouver verpasste der Tiroler im Slalom nur um 0,05 Sekunden sein fünftes olympisches Edelmetall. In Sotschi rechnet der 35-Jährige mit Starts im RTL, Slalom und in der Superkombi, wobei er für die Kombi noch eine Ausnahmegenehmigung durch die FIS und das IOC braucht. „Was ich so höre, schaut es sehr positiv aus. Es wird schon so sein, dass ich starten darf“, sagte Raich.

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