Premierenduell um NFL-Titel
Die Spannung vor dem großen Finale der National Football League (NFL) steigt immer mehr. Sonntagnacht wird im MetLife Stadium von East Rutherford vor den Toren New Yorks in der Super Bowl der Champions im American Football ermittelt. Dass dabei zum ersten Mal die Denver Broncos gegen die Seattle Seahawks um den Titel spielen, ist nur einer von vielen interessanten und kuriosen Fakten.
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Zum 48. Mal stehen einander die Vertreter der American Football Conference (AFC) und National Football Conference (NFC) zum großen Endspiel um die Vince Lombardi Trophy gegenüber. Dennoch ist das Spiel der Denver Broncos als AFC-Vertreter und NFC-Finalist Seattle Seahawks wieder etwas Besonderes. Und das nicht nur aufgrund der zu erwartenden winterlichen Verhältnisse.
New Yorker Premiere: Erstmals in der Geschichte der NFL findet das große Endspiel im Raum New York und noch dazu unter freiem Himmel statt. Temperaturen rund um den Gefrierpunkt werden erwartet. Der Titel wird aber nicht zum ersten Mal in New York vergeben. In der „Vor-Super-Bowl-Ära“ empfingen die New York Giants am 30. Dezember 1962 die Green Bay Packers im Yankee Stadium. Green Bay holte sich mit 16:7 seinen achten von insgesamt 13 NFL-Titeln.
Schmuckkästchen: Die Super Bowl XLVIII findet in einem echten Schmuckkästchen der Liga statt. Die 2010 anstelle des in die Jahre gekommenen Giants Stadium eröffnete Arena in East Rutherford im US-Bundesstaat New Jersey kostete 1,6 Mrd. Dollar und ist damit nicht nur eines der teuersten Stadien der Welt, sondern auch das teuerste der gesamten NFL. Eine Überdachung der Zuschauerränge war übrigens zu keinem Zeitpunkt im Budget einkalkuliert.
AP
Das MetLife Stadium wurde für das Finalspektakel zusätzlich herausgeputzt
Wild, wild West: Dass der Weg zum Titel in dieser Saison über Westen führt, war den meisten Experten schon vor der Saison klar. Die Finalpaarung gibt den Prognosen recht. Mit den Denver Broncos (AFC West) und Seattle Seahawks (NFC West) stehen die erklärten Favoriten im Finale. Beide Teams wiesen nach dem Grunddurchgang mit 13 Siegen und nur drei Niederlagen die beste Bilanz der Liga auf.
System-Showdown: In der diesjährigen Super Bowl steht auch der Spruch „Offense wins Games, Defense wins Championships“ auf dem Prüfstand. Die Denver Broncos verfügen angeführt von Quarterback Peyton Manning über die beste Offensive, die Seattle Seahawks über die beste Defensive der Liga. Die Broncos erzielten in der Regular Season im Schnitt 37,9 Punkte pro Spiel, Seattle ließ hingegen durchschnittlich nur 14,4 Punkte pro Spiel zu. Eine spannende Partie ist garantiert.
Finalerprobt: Das Duell zwischen den Denver Broncos und den Seattle Seahawks in der Super Bowl ist ebenfalls eine Premiere. Für Denver ist es aber bereits der insgesamt siebente Auftritt im NFL-Endspiel, Seattle greift zum zweiten Mal nach der Krone. 2006 unterlag man in einem von zahlreichen umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen überschatteten Finale den Pittsburgh Steelers mit 10:21.
Alte Bekannte: Auch wenn sich beide Teams zum ersten Mal in einem NFL-Finale gegenüberstehen, fällt das Duell in die Kategorie „alte Bekannte“. Zwischen 1977 bis 2001 begegneten sich die Teams jährlich zweimal. Die Seahawks spielten in dieser Zeit noch in der AFC West und wechselten erst 2002, nach der Aufnahme der Houston Texans, in die NFC. Im Play-off standen sich beide Teams aber schon einmal gegenüber. 1983 setzten sich die Seahawks dank eines überragenden Spiels von Quarterback Dave Krieg (200 Yards, drei Touchdowns) deutlich mit 31:7 durch.
Verliererimage: Anders als die Seahawks-Fans kennen die Anhänger in Denver bereits das Gefühl einer Siegesparade nach einem Super-Bowl-Sieg. Die sind allerdings schon eine Zeit her. 1997 und 1998 holten sich die Broncos angeführt von Quarterback John Elway, dem aktuellen General Manager des Teams, zweimal in Serie den NFL-Titel. Als Broncos-Fan ist man aber auch Niederlagen gewohnt. Viermal zogen die „Wildpferde“ in einer Super Bowl davor den Kürzeren. Ginge es diesmal wieder schief, wäre man mit fünf Niederlagen Rekordhalter.
Weiß gewinnt: Im MetLife Stadium haben, wie in jeder „geraden“ Super Bowl, die Broncos als Vertreter der AFC offiziell Heimrecht und werden dementsprechend in ihren orangefarbenen Heimdressen auflaufen. Die Seahawks treten in weißen Trikots an, was für die „Gäste“ aus Seattle kein Nachteil sein muss. Denn in den vergangenen neun Finalspielen setzte sich achtmal jenes Team durch, das in Weiß antrat. Und auch in der ewigen Statistik haben „weiße“ Teams mit 29:18 die Nase vorne.
Heimteams haben’s schwer: Apropos Heimspiel: Echten Heimvorteil hatte noch kein Team in der Super Bowl. Heuer wäre die Chance auf ein „Heimfinale“ so groß wie noch nie gewesen. Denn mit den New York Giants und New York Jets teilen sich zwei Teams das MetLife Stadium. Einem Heimspiel am nächsten kamen noch die San Francisco 49ers 1984. Damals ging die Super Bowl in Stanford, rund eine halbe Autostunde südlich von San Francisco, über die Bühne. Das „Heimteam“ schlug die Miami Dolphins damals klar mit 38:16.
Reuters/Eduardo Munoz
Die Skyline von New York bildet den eindrucksvollen Rahmen für das Finale
NFC hat Nase vorn: Ein Punkt zum Thema ewige Statistik: In bisher 47 Super-Bowl-Spielen haben die Vertreter der NFC mit 25 zu 22 Siegen noch immer die Nase vorne. Besonders dominant agierten die NFC-Teams von 1985 bis 1997, als man 13-mal in Serie die Super Bowl für sich entschied. In der 32. Ausgabe wurde die Vormachtstellung der NFC schließlich doch einmal beendet - von den Denver Broncos.
Rekordsieger: Die meisten Super-Bowl-Titel hat trotz der zwischenzeitlichen NFC-Dominanz dennoch ein Team aus der AFC inne. Die Pittsburgh Steelers holten sich insgesamt sechsmal, zuletzt 2009, die Vince Lombardi Trophy. Die Dallas Cowboys und San Francisco 49ers folgen mit fünf Titeln auf den Plätzen, die Green Bay Packers und die New York Giants holten sich insgesamt viermal die Super Bowl.
Wertvollster Spieler: Nicht nur der Meister, auch der beste Spieler des Finales wird traditionell in der Super Bowl gekürt. Gute Chancen haben im Fall eines Sieges wie immer die beiden Quarterbacks Peyton Manning bzw. Russell Wilson. Manning kennt das Gefühl bereits. 2007 wurde er nach dem Titel mit den Indianapolis Colts zum Most Valuable Player (MVP) der Super Bowl gekürt. Wird einer der beiden Spielmacher auch heuer MVP, würde sich eine Serie fortsetzen. In den jüngsten vier Super-Bowl-Partien wurde jeweils der Quarterback des siegreichen Teams mit dem MVP-Titel und einem Auto ausgezeichnet.
Duell der Generationen: Das Duell der beiden Quarterbacks ist auch ein Duell der Generationen. Peyton Manning, geboren am 24. März 1976, und Russell Wilson, geboren am 29. November 1988, trennen exakt zwölf Jahre und 250 Tage an Lebenserfahrung. Größer war der Altersunterschied zwischen zwei Spielmachern im Finale noch nie. Den bisherigen Rekord hielten 2009 Kurt Warner und Ben Roethlisberger. Erstgenannter war im Dress der Arizona Cardinals zehn Jahre und 253 Tage älter als sein Gegenüber bei den Pittsburgh Steelers.
Super-Bowl-Rookies: Für die meisten Spieler in beiden Kadern ist der Auftritt am 2. Februar im MetLife Stadium ihre Super-Bowl-Premiere. Nur vier Spieler durften bisher Finalluft schnuppern. Neben Quarterback Manning standen bereits Tight End Jacob Tamme, Wide Receiver Wes Welker und Verteidiger Dominique Rogers-Cromartie zumindest einmal in einer Super Bowl. Gewonnen hat sie nur ein Spieler: Peyton Manning. Alle vier stehen im Kader der Denver Broncos. Die Spieler der Seattle Seahawks sind allesamt „Super-Bowl-Rookies“.
No Overtime: Überstunden in Form einer Verlängerung gab es in der Super-Bowl-Geschichte noch nie. Knapp dran waren die Tennessee Titans im Jahr 2000 als Receiver Kevin Dyson nur ein Yard zum Ausgleich gegen die St. Louis Rams fehlte. Auch ein „Zu null“ sucht man in den bisherigen 47 Finalspielen vergeblich. Die wenigsten Punkte schafften die Miami Dolphins 1972 gegen die Dallas Cowboys. Nur ein mageres Fieldgoal und drei Zähler waren den Dolphins gegen die „Doomsday Defense“ der Cowboys vergönnt.
Reuters
Kevin Dyson fehlte 2000 nicht viel zur ersten Verlängerung in einer Super Bowl
Strenge Hand: Dass es auf dem Spielfeld auch mit rechten Dingen zugeht, dafür sorgt in der 48. Ausgabe der Super-Bowl-Referee Terry McAulay. Der promovierte Informatiker pfeift sein bereits drittes NFL-Finale. 2005 gab er beim Sieg der New England Patriots über die Philadelphia Eagles sein Debüt, 2009 leitete er in Tampa die Partie der Pittsburgh Steelers gegen die Arizona Cardinals.
Immer wieder Omaha: Nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren werden bei seiner dritten Super Bowl auf Broncos-Quarterback Manning gerichtet sein. Sein mittlerweile in den USA zum Kult gewordenes Kommando „Omaha“ wird in der gleichlautenden Metropole des US-Bundesstaates Nebraska wieder karitative Zwecke unterstützen. Jedes „Omaha“ des 37-Jährigen während der Partie wird mit 1.500 Euro Spendengeld von einem Konsortium an Sponsoren in Omaha versilbert. Im Halbfinale rief Manning 31-mal „Omaha“ und lukrierte damit 24.800 Dollar an Spenden.
Offizielle Kuhhaut: Das Spielgerät, sprich der Ball, wird wie bisher für jede Super Bowl auch heuer wieder von Wilson Sporting Goods produziert. Das Unternehmen aus Chicago ist seit 1941 offizieller Balllieferant der NFL. Hergestellt werden die Bälle - jedem Team werden 108 der extra produzierten „Ledereier“ zur Verfügung gestellt - in Ada im US-Bundesstaat Ohio. Dort nähen 130 Mitarbeiter seit Feststehen der Finalisten die speziellen Bälle. Übrigens: Wer wissen will, wie viele Footbälle auf eine Kuhhaut gehen, es sind laut Hersteller exakt zehn.
Werbewahnsinn: Während der Ballhersteller keine Werbung mehr notwendig hat, greifen andere Unternehmen für einen Werbespot bei der Super Bowl, neben dem Champions League Finale im Fußball das meistgesehene Einzelsportereignis der Welt, traditionell tief in die Tasche. 2013 kosteten 30 Werbesekunden vier Mio. Dollar. Heuer soll sich der Preis für einen Spot sogar bei 4,5 Mio. Dollar bewegen.
All you can eat: Traditionell ganz oben auf der Liste der beworbenen Produkte stehen Autos und Getränke. Kein Wunder, denn die Zuschauer sollen bei ihren Super-Bowl-Partys auf den richtigen Geschmack in Sachen Durstlöscher gebracht werden. Nahrung, die runtergespült werden muss, gibt es an einem Finalabend genug. Geschätzte 1,25 Mrd. Chicken Wings werden verspeist. Dazu kommen rund fünf Mio. Kilogramm Kartoffelchips. Auch die Pizzalieferanten freuen sich. Die Marktführer Dominos und Pizzahut rechnen mit 27 Mio. verspeisten Pizzastücken.
AP
Bruno Mars ist heuer der Hauptdarsteller in der Halbzeit
Straßenfeger: Der Super-Bowl-Abend ist in den USA der ideale Zeitpunkt für einen Spaziergang. Denn die Straßen sind beim NFL-Finale meist so gut wie leergefegt. Alleine in den USA werden im Schnitt rund 125 Mio. und in Spitzenzeiten heuer wahrscheinlich bis zu 170 Mio. Menschen den Denver Broncos und Seattle Seahawks beim Spielen zusehen. Super-Bowl-Übertragungen stehen auch in der Statistik der meistgesehenen TV-Übertragungen in den USA ganz oben. Die ersten 21 Einträge in der Rangliste sind allesamt NFL-Spiele.
Pausenfüller: Im Mittelpunkt stehen bei der Super Bowl aber traditionell nicht nur die Spieler, sondern auch die Künstler. Die Halbzeitshow gehört zum Fixpunkt einer jeden Übertragung. Heuer werden in der Pause Popsänger Bruno Mars und die Red Hot Chilli Peppers versuchen, den Fans auf den Rängen einzuheizen. Beschaulicher geht es vor der Partie zu. Sopranistin Renee Fleming wird die amerikanische Hymne zum Besten geben, Queen Latifah davor die Zuschauer mit „America the Beautiful“ in die richtige patriotische Stimmung versetzen.
Sicherheit: Abseits der Show wird auch bei der Super Bowl Sicherheit großgeschrieben. Zwar werden nicht wie bei Olympia in Sotschi 50.000 Polizisten und Soldaten aufgeboten, das Sicherheitsaufkommen ist dennoch riesig. 700 Polizisten sollen mit rund 3.000 privaten Ordnern für einen makellosen Ablauf sorgen. Unbemerkt von den Zuschauern haben zudem Anti-Terror-Kommandos und Scharfschützen ein Auge auf potenzielle Attentäter.
Virtuelles Orakel: Während es bei einem Fußballgroßereignis in letzter Zeit in Mode war, Tiere als Orakel zu befragen, verlässt man sich bei der NFL auf elektronische Voraussagen. Seit 2004 lässt der Computerspieleentwickler EA Sports das Finalsspiel in einer Simulation seines NFL-Spiels ablaufen. Heuer spuckte der Computer die Denver Broncos mit einem 31:28-Erfolg über Seattle als Champion aus. Ein gutes Omen für Peyton Manning und Co., denn in den vergangenen zehn Jahren lag der Computer nur zweimal falsch.
Karl Huber, ORF.at
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