Operation gut überstanden
Hannes Reichelt hat zwar seinen Traum von einem Start bei den Olympischen Spielen in Sotschi begraben müssen, trotzdem will der Salzburger nach erfolgreicher Operation nach seinem Bandscheibenvorfall noch in diesem Jahr auf die Skipisten zurückkehren.
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„Ich habe nie an ein Karriereende gedacht“, sagte der Salzburger am Freitag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach überstandener Operation im Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck, „es geht mir den Umständen entsprechend gut.“ Bereits am Samstag wird Reichelt das Spital wieder verlassen. Vorerst ist Schonung der frisch operierten Bandscheibe angesagt. In zwei Wochen wird Reichelt laut seinem behandelnden Arzt Michael Gabl mit einem forcierten Bewegungsprogramm beginnen, in weiteren Wochen mit der Physiotherapie. „Er wird wieder vollkommen gesund“, sagte Gabl.
Reichelt hat keinen Druck
Laut Auskunft seines Arztes steht einer baldigen Rückkehr auf Skiern nichts im Wege. Ein Comeback schon beim Weltcup-Finale Mitte März in Lenzerheide scheint nicht ausgeschlossen, Reichelt stellte aber klar, dass er nicht mit aller Gewalt bei den letzten Saisonrennen am Start stehen muss. Zu groß wäre das Risiko eines Rückfalls und eines möglichen damit verbundenen Karriereendes. „Ich mache mir keinen Druck, das ist auch ganz schön“, sagte der Salzburger, bei dem die Gesundheit Vorrang hat: „Es gibt ein Leben nach dem Skifahren. Mein Fokus gilt klarerweise auf der nächsten Saison. Jetzt geht es vor allem darum, wieder Schritt für Schritt gesund und fit zu werden.“

GEPA/Manfred Hassl
Reichelt kann nach seiner erfolgreichen Operation wieder aufrecht sitzen
Die Rückenprobleme hatten Reichelt schon seit dem Sommer geplagt. Nachdem über das Hahnenkamm-Wochenende Taubheit in den Beinen aufgetreten war, war am vergangenen Montag mittels MRI ein akuter Bandscheibenvorfall diagnostiziert worden und umgehend ein im zentralen Nervenkanal frei liegendes, daumennagelgroßes Knorpelstück in einer 45-minütigen Operation entfernt worden. Das Saisonende und das Ende der Olympiaträume war damit gegeben.
Der Sportler darf aber inzwischen aufstehen und sitzen, aber nie länger als zehn Minuten. Die Entscheidung, sich „fünf Minuten vor Olympia“ und nur 48 Stunden nach seinem Triumph auf der Streif der Operation zu unterziehen, sei eine Einbahnstraße gewesen: „Es war ganz einfach. Doktor Gabl hat mir die Risiken aufgezeigt. Und wenn du das hörst, willst gar nicht mehr weiterfahren.“
Streif-Sieger mit Bandscheibenvorfall
Auch wenn der 33-Jährige mit „weinenden Augen“ den olympischen Abfahrtslauf verfolgen wird, sagte er am Freitag: „Das ist zu akzeptieren. Einfach weil ich erstmals seit sechs Monaten ohne Schmerzen dasitzen kann.“ Exakt begonnen hat der Leidensweg Reichelts im August des Vorjahres. „Beim freien Skifahren am Stilfser Joch habe ich einen Schlag bekommen.“ Seitdem wird er von Gabl neurologisch betreut.
Dass er als „erster Streif-Sieger mit Bandscheibenvorfall“ in die Skiannalen eingehen wird, macht Reichelt nicht stolz. „Zwei Nummern vor meinem Start habe ich überlegt, ob ich aus der Startbox rausgehen soll (wegen der Schmerzen, Anm.). Aber dann habe ich mir gesagt, wenn ich das tue, bin ich der ‚Vollhosenscheißer‘. Ich habe mich voll konzentriert und wollte nur noch ohne ‚Brezn‘ runterkommen“, schilderte Reichelt die dramatischen Augenblicke. „Dass es dann sportlich und gesundheitlich so ausgegangen ist, ist genial.“
„Werden sich noch wundern“
Während der Siegesfahrt auf der Streif habe er nichts gespürt, aber im Ziel konnte er kaum mehr stehen und musste sich bei den Interviews auf den Skiern abstützten. „Ich habe nur geschaut, dass keiner etwas merkt“, erzählte Reichelt. Drei Stunden später sei es ihm dann ganz schlecht gegangen und am Sonntag seien dann auch Taubheit und Lähmung in den Beinen aufgetreten. „Dass es so gravierend war, haben weder Gabl noch ich gedacht“, bekannte der Salzburger. An ein Karriereende habe er weder vor noch nach der Operation gedacht: „Als ich davon in den Medien gelesen habe, habe ich mir gesagt, die werden sich noch wundern.“
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