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Gepflegter Fußball soll zurückkehren

Mit der Beurlaubung von Nenad Bjelica will der Austria-Vorstand den nötigen Impuls zum Erreichen des Mindestziels Europacup-Startplatz gesetzt haben. Gleichzeitig nahm die Clubspitze ebenso wie Interimstrainer Herbert Gager aber die Profis „in die Pflicht“. Nach dem Aus des von der Mannschaft offensichtlich wenig geliebten Bjelica soll die Zeit der Ausreden vorbei sein.

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„Die Mannschaft steht für mich voll in der Verantwortung und muss eine Reaktion zeigen. Alles auf den Trainer abzuwälzen, ist mir zu einfach“, betonte der vorerst als Interimscoach agierende Gager. Kapitän Manuel Ortlechner hat mit dieser Vorgabe kein Problem. „Keiner ist glücklich, wie es jetzt gelaufen ist, wir wissen, dass mehr in uns steckt. Das wollen wir auch abrufen“, betonte der Innenverteidiger.

Interimstrainer Herbert Gager, Manuel Ortlechner und Roman Kienast (Austria)

GEPA/Christian Ort

Ortlechner und Kollegen absolvierten am Sonntag das erste Training unter Gager

Ortlechner war vor dem 1:1 gegen Wiener Neustadt selbst von Bjelica auf die Bank gesetzt worden - aus Leistungsgründen, wie der zwölf Stunden später schon beurlaubte Kroate betonte. Die Aktion zeigte jedoch, dass die Differenzen zwischen Team und Trainer kaum mehr zu überbrücken waren. Spätestens nach der 0:1-Derby-Pleite im Herbst herrschte eine unübersehbare Verstimmung. Dass ausgerechnet die von Bjelica im Winter geholten David de Paula und Thomas Salamon im noch kurzen Frühjahr die Besten waren, passte ins Bild.

Austria-Tugenden kamen zu kurz

Mit dem oft schroffen Umgangston des Kroaten konnten sich einige Spieler kaum anfreunden. Ein prinzipielles „Kommunikationsproblem“ habe es laut Ortlechner aber nicht gegeben. „Wir haben uns in den letzten Wochen ständig ausgetauscht. Es war nicht so, dass kein Draht zueinander bestand“, meinte der Routinier. Dass der Stil Bjelicas seinen Spielern nicht behagt habe, wollte Ortlechner ebenfalls nicht gelten lassen: „Er hatte einen gewissen Führungsstil, der vielleicht anders war als unter Stöger. Damit muss man als Profi umgehen.“

Gager will nun versuchen, den wankenden Meister mittels Einzelgesprächen auf die anstehenden Aufgaben einzustimmen. Am Samstag geht es im Auswärtsspiel in Klagenfurt gegen den drei Zähler hinter der Austria sechstplatzierten WAC. Gespannt darf man sein, ob Bjelica im Duell seiner beiden Ex-Clubs auf der Tribüne sitzt. Zu sehen sein soll jedenfalls eine weitaus agilere Austria als zuletzt.

Bjelica wurde nämlich schlussendlich auch der Verzicht auf die typischen Austria-Tugenden zum Verhängnis. Das vom Wiener Publikum gern gesehene „Scheiberlspiel“ war unter dem Kroaten anders als bei seinem Vorgänger Stöger passe. „Wir haben versucht, die Vorgaben umzulegen, aber es hat nicht kontinuierlich funktioniert. Das Bemühen war da, aber es hat nicht geklappt“, meinte Ortlechner fast ratlos.

Stärken und Schwächen bekannt

Unter dem vorerst 13 Runden bis Sommer amtierenden Gager wollen die Violetten wieder ein anderes Gesicht zeigen. Der 44-Jährige gilt nicht nur für Ortlechner als „sehr Austria-like“. Der noch im Vorjahr bei Österreichs Futsal-Meister Stella Rossa spielende Wiener sieht den technisch gepflegten Fußball in der Tradition der Austria. „Die will man weiter pflegen, aber natürlich spielt ein Gegner auch mit“, meinte Gager.

Anpassungsschwierigkeiten sollte er nicht haben. Seit 2005 arbeitete der im Rapid-Nachwuchs groß gewordene Gager bei der Austria im Nachwuchsbereich, hat in den letzten Jahren kein Heimspiel verpasst. Unter Stöger war der ehemalige Libero schon in die Arbeit mit den Profis eingebunden. „Wir haben uns oft ausgetauscht, somit fällt der Kennenlernfaktor weg. Er kennt unsere Stärken und Schwächen“, meinte Ortlechner.

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