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Herausforderung für Österreichs Abwehr

Egal, wer am Mittwoch in Klagenfurt im freundschaftlichen Länderspiel gegen Uruguay (20.30 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) in Österreichs Viererkette spielen wird: Auf ihn wartet eine große Herausforderung. Obwohl bei der „Celeste“ PSG-Stürmer Edinson Cavani fehlen wird, steht mit Luis Suarez ein brandgefährlicher, aber auch umstrittener Torjäger in den Reihen des Gegners.

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Der 26-jährige Liverpool-Angreifer führt derzeit die Schützenliste der Premier League mit 24 Treffern vor seinem Teamkollegen Daniel Sturridge (18) an und gilt als einer der besten Stürmer der Welt. Dabei versäumte Suarez aufgrund einer Sperre sogar die ersten fünf Spiele der Saison. Neben seinen Toren arbeitet Suarez auch für das Kollektiv. Mit seiner Laufbereitschaft und seinem Pressing ist der Stürmer neben seinen Toren ein wichtiger Teil im Erfolgspuzzle der „Reds“, die aktuell vier Punkte hinter Tabellenführer Chelsea auf Rang zwei liegen.

Luis Suarez erzielt für Liverpool das vierte Tor gegen Everton in der Premier League

APA/EPA/Peter Powell

Eine Chance für Luis Suarez ist in den meisten Fällen auch ein Tor

Regelmäßige Aussetzer

Neben seinen sportlichen Qualitäten hat Suarez aber auch eine andere Seite, ist er doch einer der kontroversiellsten Spieler mit einem Faible für regelmäßige Aussetzer. Einen Eklat lieferte der Uruguayer unter anderem am 21. April des Vorjahres, als er im Spiel gegen Chelsea seinen Gegenspieler Branislav Ivanovic in den Arm biss. Der Schiedsrichter sah das Vergehen nicht, der Südamerikaner durfte weiterspielen und erzielte das Tor zum 2:2-Endstand.

Branislav Ivanovic (Chelsea) beißt dich demonstrierend vor dem Schiedsrichter in den Unterarm

APA/EPA/Peter Powell

Chelsea-Verteidiger Ivanovic demonstrierte, wie ihn Suarez gebissen hatte

Die darauffolgende Welle der Empörung führte sogar so weit, dass der britische Premierminister David Cameron wegen Suarez’ mangelhafter Vorbildwirkung eine harte Bestrafung forderte. Der Uruguayer wurde für zehn Partien gesperrt und versäumte dadurch die erwähnten ersten fünf Premier-League-Spiele dieser Saison.

Spitzname „Kannibale“ aus Ajax-Zeit

Den Spitznamen „Kannibale“ hatte sich Suarez schon vor der Attacke gegen Ivanovic eingehandelt, war es doch nicht der erste Vorfall dieser Art. Der damalige Ajax-Amsterdam-Stürmer kassierte eine Sperre von sieben Spielen, nachdem er am 20. November 2010 - kurz vor seinem Wechsel um 26 Millionen Euro zu Liverpool - den Eindhoven-Spieler Otman Bakkal in die Schulter gebissen hatte.

Die Beißattacken würde der Südamerikaner gerne rückgängig machen. „Aber das waren die einzigen Fehler, die ich als Fußballer gemacht habe. Alle anderen Dinge waren wie ein Film, von dem die Leute glauben, er sei echt“, beteuerte Suarez in Anspielung auf die Kontroverse mit Manchester Uniteds Patrice Evra.

Aufregung nach Rassismusvorfall

Unmittelbar nach dem Heimspiel gegen die „Red Devils“ am 15. Oktober 2011 gab Evra an, dass er von Suarez rassistisch beleidigt worden sei. Der Uruguayer, der einen dunkelhäutigen Großvater hat, dementierte und erklärte, das laut Suarez nicht diskriminierende spanische Wort „negro“ nur freundschaftlich verwendet zu haben. Der englische Verband schenkte dieser Argumentation keinen Glauben und sperrte den Stürmer für acht Spiele.

„Diese Entscheidung war falsch. Ich bin ohne jeden Beweis verurteilt worden“, schimpfte der Angreifer. Beim Wiedersehen mit Evra im Old Trafford am 11. Februar 2012 verweigerte Suarez dem Franzosen den traditionellen Handschlag vor Spielbeginn, was neuerlich für große Aufregung sorgte.

„Aushilfsgoalie“ im WM-Viertelfinale

Auch im Nationalteam zog sich Suarez den Unmut vieler Fußballfans zu. Im WM-Viertelfinale 2010 gegen Ghana wehrte er den Ball beim Stand von 1:1 kurz vor dem Ende der Verlängerung auf der Torlinie mit der Hand ab und wurde dafür ausgeschlossen. Den anschließenden Strafstoß verschoss Asamoah Gyan, Uruguay gewann danach das Elfmeterschießen. „Ich habe die beste Abwehr des ganzen Turniers gemacht“, jubelte Suarez.

Luis Suarez (URU) wehrt 2010 im WM-Viertelfinale gegen Ghana den Ball vor dem Tor mit der Hand ab

Reuters/Brian Snyder

Die Aktion bei der WM 2010 brachte Suarez in die Kritik

Bei der Niederlage im Semifinale gegen die Niederlande fehlte er gesperrt, im Spiel um Platz drei gegen Deutschland wurde Suarez vom südafrikanischen Publikum bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. In seiner Heimat aber avancierte der zweifache Familienvater zum Volkshelden, und dieser Status verfestigte sich durch den Gewinn der Copa America 2011, bei der Uruguays Rekordtorschütze (39 Treffer in 76 Ländermatches) zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde.

Ein Musterprofi trotz aller Skandale

Auch die Liverpool-Fans liegen dem streitbaren Kicker, der bei seinem Nationalteamdebüt am 8. Februar 2007 gegen Kolumbien ausgeschlossen wurde, zu Füßen. Nur im vergangenen Sommer war es mit der Zuneigung kurz vorbei - Suarez wollte den Club verlassen, nachdem Arsenal für ihn 40 Millionen plus ein Pfund geboten hatte. Liverpool schob dem Wechsel jedoch einen Riegel vor. Nach einigen Tagen des Schmollens akzeptierte der Stürmer das Veto und zeigte sich danach so stark wie nie zuvor.

Die Folge: Im Dezember 2013 wurde Suarez’ Vertrag bis 2018 verlängert, kurz zuvor hatte er die „Reds“ gegen Tottenham zum ersten Mal als Kapitän aufs Feld geführt. Für Liverpool-Coach Brendan Rodgers ist der auf einen Marktwert von 52 Millionen Euro taxierte Suarez trotz aller Skandale ein Musterprofi. „Er ist nie verletzt, er ist nie im Behandlungsraum und er liebt es zu trainieren“, sagte der Nordire und gab zu: „An die Erfahrung, mit Luis zu arbeiten, werde ich mich mein ganzes Leben lang erinnern.“

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