Große Kristallkugel „hochverdient“
Vier Wochen nach ihrem Olympiasieg hat Anna Fenninger den Sieg im Gesamtweltcup nachgelegt. Als erste Österreicherin seit Nicole Hosp vor sieben Jahren darf die 24-Jährige die große Kristallkugel entgegennehmen. Dass ihre Konkurrentin Maria Höfl-Riesch nach ihrem Sturz in der Abfahrt die Saison vorzeitig hatte beenden müssen, konnte Fenningers Freude beim Weltcup-Finale in Lenzerheide auch nicht mehr trüben.
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Mit Rang zwei am Donnerstag im Super-G machte Fenninger den Sack endgültig zu, der Weltcup-Gesamtsieg stand fest. 215 Punkte liegt die Salzburgerin vor den beiden letzten Saisonrennen uneinholbar vor der Schweizerin Lara Gut, die in Lenzerheide beide Speed-Bewerbe für sich entschieden hatte. De facto war Fenninger schon am Mittwoch als Gesamtsiegerin festgestanden, nachdem Höfl-Riesch ihr Saisonende bekanntgegeben hatte. Seit Donnerstag ist Fenninger die große Kugel selbst theoretisch nicht mehr zu entreißen.

GEPA/Christian Walgram
Fenninger auf dem Weg zum Weltcup-Gesamtsieg
Höfl-Riesch, die sich eine Arm- und Ellenbogenverletzung zugezogen hatte und nun sogar über ihr Karriereende nachdenkt, war eine der ersten Gratulantinnen. „Unabhängig von dem, was mir jetzt passiert ist: Ich gratuliere Anna wirklich herzlich, das ist hochverdient“, sagte die 29-Jährige. Auch Tina Maze, Gesamtsiegerin der vergangenen Saison, stimmte in den Jubelchor ein: „Anna ist eine super Fahrerin. Sie hat viel Talent und arbeitet gut. Gratulation, dass sie es jetzt geschafft hat“, so die Slowenin.
Olympiasieg löst Knoten
Speziell nach ihrem Super-G-Olympiasieg wirkte Fenninger befreit, es lief plötzlich wie am Schnürchen. Im schwedischen Aare gewann sie beide Riesentorläufe, in der Abfahrt von Crans Montana (SWE) wurde sie davor Zweite. Höfl-Riesch war längst nervös geworden, sie spürte, dass sie Fenninger im Nacken hatte, plötzlich hatte sie eine neue Gegnerin im Kampf um den Gesamtweltcup, der ihr zuvor schon als so sicher gegolten hatte. „Es ist unglaublich, wie die letzte Phase der Saison gelaufen ist. Und was ich da geleistet habe, war schon klasse“, sagte Fenninger am Donnerstag.
Fenninger weiter: „An dem Tag, als ich Gold geholt habe, ist in meinem Kopf viel passiert. Allein schon der Gedanke. Olympiagold ist eines der größten Ziele, das ich erreicht habe. Das zu erleben ist eine der besten Sachen, die man sich als Sportler wirklich erträumt. Seit dem Zeitpunkt habe ich eigentlich nie mehr das Gefühl gehabt, ich muss irgendwem was beweisen oder mir selbst. Ich bin nur noch auf die Piste gegangen, und bin gern Ski gefahren. Und das hat funktioniert.“
„Das passiert im Sport“
Dass Höfl-Riesch die große Kristallkugel kampflos überlassen musste, vermochte Fenningers Glück nicht zu schmälern. „Was Maria passiert ist, kann ich nicht beeinflussen. Das passiert im Sport so“, bilanzierte Fenninger - und mit Verweis auf die Liechtensteinerin Tina Weirather: „Über sie redet keiner mehr. Dabei ist sie genauso verletzt, sie hätte genauso noch die Chance gehabt.“ Fenninger über Höfl-Riesch: „Das war einfach sehr dramatisch und unglücklich. Das wünscht man als Gegnerin niemandem. Deswegen ist meine Leistung aber nicht schlechter. Das mit dem zweiten Platz im Super-G noch einmal zu bestätigen, das tut mir gut.“
Noch ist die Saison für Fenninger nicht zu Ende. Im Riesentorlauf am Sonntag geht es für sie noch um die kleine Kristallkugel. 14 Punkte trennen Fenninger von der Schwedin Jessica Lindell-Vikarby. Gelingt ihr auch dieser Coup? „Jetzt ist es leichter, auch im Riesentorlauf zu attackieren, weil der Druck ein bisschen wegfällt. Dass ich auch noch um diese kleine Kugel mitfahren kann, ist cool. Weil es die Disziplin ist, die mir am meisten am Herzen liegt und für die ich in den letzten Jahren am meisten gearbeitet habe. Deshalb möchte ich am Sonntag noch einmal richtig kämpfen.“
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