Genaues Format noch offen
Seit Donnerstag ist es fix: Der internationale Kalender wird nach 2018 auf europäischer Ebene um einen Wettbewerb reicher. Die Nations League soll Freundschaftsspiele attraktiver machen. Vor allem kleinere Länder erhoffen sich durch bessere Vermarktung mehr Einnahmen. Aber wie soll das Ganze funktionieren? Vom europäischen Verband UEFA gibt es immerhin ein Konzept.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Als „sehr wichtige Entscheidung“ bezeichnete UEFA-Präsident Michel Platini die Einführung der Nations League, die am Donnerstag beim UEFA-Kongress in der kasachischen Hauptstadt Astana von den 54 teilnehmenden Mitgliedern des europäischen Verbandes abgesegnet wurde. Vor allem die Möglichkeit, sich über den neuen Bewerb durch die Hintertür bei verpasster Qualifikation doch noch für eine EM-Endrunde zu qualifizieren, soll schwächeren Nationen als Ansporn dienen.
Erste Details
Erstmals soll der neue Bewerb 2019 und damit im Jahr nach der WM 2018 in Russland stattfinden. Der genaue Modus ist noch offen.Das endgültige Format des neuen Wettbewerbs muss noch mit den 54 Mitgliedsverbänden verhandelt werden. Allerdings präsentierte die UEFA in der kasachischen Hauptstadt die ersten Eckpunkte.
Vier Klassen: Geplant ist, die 54 Nationalmannschaften anhand der Koeffizientenrangliste der UEFA in vier Klassen zu unterteilen. Die Teams spielen dabei um den Aufstieg in eine höhere Division oder um den Sieg in der Nationenliga und die damit verbundene Qualifikation für die EM-Play-offs.

AP/Antonio Calanni
Nationen wie Italien (l.) und Deutschland wären wohl in der Topgruppe
Unterschiedliche Größe: Jede Klasse wird vor der EM 2020 wiederum in vier Dreier- oder Vierergruppen unterteilt, so dass jede Mannschaft zwischen September und November 2018 vier bis sechs Spiele bestreiten wird. Traditionell starke Mannschaften wie Deutschland und Spanien dürften in der Topdivision A gesetzt sein. Österreich wäre derzeit in der zweithöchsten Klasse (Division B) angesiedelt.
Rauf und runter: Die Klasseneinteilung ist nicht in Stein gemeißelt. Der neue Wettbewerb wird laut UEFA ein Auf- und Abstiegssystem umfassen und die meisten freundschaftlichen Länderspiele ersetzen.
Offener Starttermin: Wann genau die Nations League nach der WM 2018 beginnt, ob noch im selben Jahr oder erst im Frühjahr darauf, ist noch offen. Sicher ist, die „Endphase“, in der die vier Gruppensieger der höchsten Stärkeklasse (Gruppe A) gegeneinander antreten werden, findet 2019 statt.
Liga in ungeraden Jahren: Sicher ist auch, dass die Nations League zu einer „ungeraden“ Angelegenheit wird. In jedem ungeraden Jahr zwischen WM- und EM-Endrunden wird der Sieger künftig ermittelt. Damit können alle Verbände, vor allem jene, die sich für eine Endrunde nicht qualifizieren, auf ihrem Niveau Partien auf Augenhöhe austragen.
Zuckerl EM-Play-off: Für die teilnehmenden Nationalmannschaften stehen im neuen Bewerb mehrere Dinge auf dem Spiel: der Titel in der Nationenliga, der möglichen Auf- und Abstieg zwischen den einzelnen Stärkeklassen und die Teilnahme an den EM-Play-offs. Denn die Nationenliga wird eine zusätzliche Möglichkeit bieten, sich für die Endrunde einer Europameisterschaft zu qualifizieren.
EM-Quali bleibt gleich: Am Qualifikationsmodus für eine Europameisterschaft wird sich im Wesentlichen nichts ändern, wenngleich die Qualifikation künftig erst im März nach einem großen Turnier statt bisher direkt im September beginnt. 20 Startplätze für die in ganz Europa ausgetragene EM 2020 sollen über die weiterhin bestehende EM-Qualifikation vergeben werden. Dazu kommen laut UEFA-Plan vier Wildcards für die jeweiligen Sieger der nach ihrem Stärkekoeffizienten in vier Divisionen eingeteilten Nations League.
Sollten die Teams aus der stärksten Division A bereits für die EM qualifiziert sein, würde die Wildcard aus der Elite in die zweithöchste Stufe - und damit in jene mit Österreich - rutschen. Das EM-Play-off für die Endrunde 2020, die erstmals in ganz Europa und nicht nur in einem oder zwei Ländern stattfindet, ist für März 2020 angesetzt.
„Demokratische Entscheidung“
Auch wenn einige Nationen, allen voran Deutschland, Bedenken an der Sinnhaftigkeit des neuen Formats äußerten, erfolgte der Beschluss der Nations League ohne Gegenstimme. Es sei eine „sehr demokratische Entscheidung“ gewesen, sagte Platini. Eine Reihe von Nationen hatte auf den neuen Wettbewerb gedrängt, weil das Interesse an Freundschaftsspielen und deren Vermarktungschancen in den vergangenen Jahren zunehmend geringer geworden waren. Die Zahl der Spiele für die Nationalteams solle nicht steigen, betonte die UEFA.
Link: