Ungewohnte Situation
Seit Mittwochabend ist es Gewissheit: Das Semifinale der Champions League 2013/14 geht ohne zwei große Namen über die Bühne. Der FC Barcelona und Manchester United mussten ihre Hoffnungen auf den Titel in der Königsklasse bei Atletico Madrid bzw. Bayern München begraben. Für Barca und Manchester hat das vorzeitige Aus fast schon historische Dimensionen.
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Die Fans des FC Barcelona müssen sich auf eine ungewohnte Situation einstellen. Nach sechs Semifinal-Teilnahmen in Folge sind die Katalanen bereits vor dem Semifinale aus dem Rennen. Eine siebente Teilnahme im Halbfinale wäre Rekord gewesen. Koke schoss bereits in der fünften Minute das entscheidende Tor im Spiel und führte Atletico Madrid in sein erstes internationales Semifinale seit 40 Jahren. Der Sieg hätte noch höher ausfallen können, denn vor allem in der Anfangsphase ließ Atletico einige „Hundertprozentige“ aus.
Messi nicht zu sehen
Barcelona kam erst nach der Pause besser ins Spiel. Die Chancen der Gäste konnte man jedoch fast an einer Hand abzählen. Messi, Xavi und Alexis Sanchez ließen die besten Gelegenheiten zum Ausgleich ungenützt. Vor allem von Messi war an diesem Abend wenig bis gar nichts zu sehen. Der Argentinier, der vor nicht allzu langer Zeit Spiele im Alleingang entschieden hatte, biss sich diesmal an der Abwehr der Madrilenen die Zähne aus. Außer einem Kopfball in der 13. Minute und einer großen Chance in der 24. Minute nach Vorarbeit von Neymar blieb Messi blass.
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Koke (l.) gelang bereits früh der entscheidende Treffer gegen Barcelona
„Wir wollten, dass Messi über die rechte Flanke das Eins-gegen-eins mit den Verteidigern sucht“, sagte Barca-Trainer Gerardo Martino nach der Partie. Doch diese Taktik ging gegen Atletico überhaupt nicht auf. An Messi lief die Partie zunehmend vorbei - und der Argentinier immer weniger. Martino nahm seinen Superstar trotzdem in Schutz: „Er war im Spiel nicht viel zu sehen, aber hatte seine zwei Chancen.“
„Zwei Chancen“ ist auch das Stichwort für die restliche Saison für Barcelona. Denn obwohl der Platz für einen internationalen Pokal in der Clubvitrine heuer frei bleibt, haben die Katalanen auf nationaler Ebene noch die Chance auf zwei Titel. Im Cup geht es am Mittwoch im Finale in Valencia gegen Erzrivale Real Madrid um die Trophäe, auch in der Meisterschaft liegt Barcelona auf Schlagdistanz zum fünften Titel in den vergangenen sechs Jahren. Auf Tabellenführer Atletico fehlt den Katalenen lediglich ein Punkt. Sechs Runden sind noch zu spielen. „Das Team ist zwar in keiner guten Verfassung“, sagte Trainer Martino, „aber wir sind noch am Leben.“
Bitteres Aus für Manchester United
Düster sieht es hingegen für Manchester United aus. Die Champions League war einer der letzten Strohhalme, um in der kommenden Saison wieder in der Königsklasse zu spielen. „Das ist das Ende einer Ära“, beschrieb der „Daily Mirror“ das Aus im Viertelfinale. Erstmals seit 19 Jahren könnte Manchester United nächste Saison in der Königsklasse nicht mehr vertreten sein.
In der Premier League liegt der Titelverteidiger bereits abgeschlagen auf dem siebenten Platz. Auf Rang vier und einem Champions-League-Ticket sitzt derzeit Arsenal sieben Punkte vor United. Die Chance, sich über die Liga für die Champions League zu qualifizieren, ist mit fünf ausstehenden Runden zwar da, aber angesichts der Vorstellungen der „Red Devils“ eher gering. „Der Grund für das Verpassen der Champions League ist nicht so sehr in diesem Spiel zu suchen, sondern eher in unserer Ligaform“, sagte Mittelfeldspieler Michael Carrick.
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Trainer David Moyes blieb die erhoffte Überraschung in München verwehrt
Bei der 1:3-Niederlage in München durfte United dank des Führungstreffers von Patrice Evra in der 57. Minute sogar von einer Überraschung träumen - aber das nicht einmal zwei Minuten lang. Der Ausgleich von Mario Mandzukic (59.) folgte auf dem Fuß, acht Minuten später hatte Thomas Müller die Partie für die Hausherren entschieden, der Treffer von Arjen Robben in der 76. Minute war nur noch die Bestätigung der Kräfteverhältnisse zugunsten des Clubs von David Alaba.
Moyes will umbauen
Für United-Trainer David Moyes war es der nächste Tiefschlag einer verkorksten ersten Saison in Manchester. Der seit langem angezählte Nachfolger von Legende Sir Alex Ferguson flüchtete sich nach dem CL-Aus in Durchhalteparolen. „Wir müssen uns für die Champions League qualifizieren“, sagte Moyes, der den Einsatz seiner Mannschaft in München lobte, „und ich glaube, wir sind knapp dran.“
Trotz der noch bestehenden kleinen Chance in der Premier League richtete Moyes seinen Fokus bereits auf die Zukunft. „Unser Ziel ist es, ein Team aufzubauen, das bald wieder in der Champions League spielt“, sagte der Schotte, „ich hoffe, dass es nur ein Jahr dauert, bis der Umbau geschafft sein wird.“ Ob Moyes selbst überhaupt die Chance zum Umbau bekommt, ist fraglich. Die Stimmung gegen den Thronfolger von Ferguson in Manchester ist mittlerweile am Tiefpunkt.
Immerhin gönnten die englischen Medien Moyes nach dem Spiel in München eine kleine Auszeit. Der Trainer, der in jedem seiner bisher 50 Spiele mit Manchester eine andere Startformation aufgeboten hatte, erhielt für seine Taktik sogar Lob. Selbst die „Sun“ zollte Anerkennung: „Es war nicht die Zerstörung, die alle erwartet hatten.“ Die Realität ist für die erfolgsverwöhnten Fans der „Red Devils“ aber niederschmetternd. Nach 19 Jahren ist für ihre Mannschaft „kein Platz mehr bei Europas Elite“, wie es der „Guardian“ umschrieb.
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