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Zeitung spottet über Lustlosigkeit

Spätestens seit dem Aus des FC Barcelona im Viertelfinale der Champions League ist klar: Der jahrelange Dominator der europäischen Clubfußballszene ist nur noch ein Schatten von früher. Im Rückspiel gegen Atletico Madrid ließ Barca Siegeswillen und Kampfgeist vermissen. Beobachter und Fans rätselten aber vor allem über die lustlose Vorstellung von Lionel Messi in einem derart wichtigen Spiel.

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Der Argentinier verschwand gegen Atletico mit Fortdauer der Partie völlig von der Bildfläche. In der ersten halben Stunde vergab der 26-Jährige zwar zwei große Chancen, das war es dann aber auch schon mit dem vermeintlichen Zauber des vierfachen Weltfußballers. Messi mutierte vom Wirbelwind zum im Fußballjargon wenig schmeichelhaften „Stehgeiger“. Auch wenn Trainer Gerardo Martino seinen Superstar verteidigte („Er war nicht viel zu sehen, aber er hatte die zwei Chancen“), war die Lustlosigkeit, mit der Messi über das Feld trabte, offensichtlich.

Tormann bewegte sich mehr

Die spanischen Medien gingen mit Messi daher hart ins Gericht. Die „Marca“ bezeichnete den Auftritt des Argentiniers als „Spaziergang im Calderon-Stadion“, der Begriff „Missing Messi“ - der vermisste Messi - machte in Barcelona die Runde. Eine Statistik unterstreicht die Teilnahmslosigkeit des Argentiniers. Er legte in der Partie in Madrid nur 6,8 Kilometer zurück, kaum mehr als sein eigener Torhüter, Jose Manuel Pinto, der 5,4 km zurücklegte. Atletico-Torschütze Koke legte mit 12,3 km fast doppelt so viele Kilometer als Messi zurück.

Barcelonas Lionel Messi zwischen Atleticos Juanfran und Miranda

AP/Paul White

Eingeengt: Messi konnte sich gegen Atletico nicht in Szene setzen

Für Messi war es die Fortsetzung einer durchwachsenen Saison. Neben Licht, wie dem Torrekord in Spielen im Dress des FC Barcelona, gab es auch viel Schatten, meist in Form von Verletzungen. Anfang März machten Bilder eines sich übergebenden Messi bei einem Länderspiel seiner Argentinier gegen Rumänien auf dem Feld die Runde. Dabei ist auch ein schwacher Messi noch immer besser als viele Kicker in Topform. Mit 25 Toren ist der 26-Jährige in der Primera Division zweitbester Torschütze hinter Cristiano Ronaldo. Messi erzielte damit mehr als ein Viertel der Barcelona-Treffer.

Vielleicht war aber auch nur die Taktik von Atletico-Trainer Diego Simeone schuld. In bisher sechs Spielen gegen seinen argentinischen Landsmann blieb Messi ebenso oft ohne Tor. Barca-Trainer Martino will dennoch von einer Krise bei seinem prominentesten Schützling nichts wissen. „Immer wenn man schlecht über ihn spricht, wird er richtig gefährlich“, sagte Martino Anfang März, als Messi ein Tief angedichtet wurde. Kurz darauf schoss der Argentinier Barca gegen Manchester City ins Viertelfinale der Champions League.

Haltbarkeitsdatum abgelaufen

Eine deutlich lauffreudigere Leistung Messis als gegen Atletico wird auch nötig sein, um Barcelona heuer nicht titellos dastehen zu lassen. Im Cupfinale am Mittwoch wartet mit Real Madrid der Erzrivale und auch in der Meisterschaft ist Atletico mit einem Punkt Vorsprung in Griffweite Barcelonas. Aber auch bei der noch bestehenden Aussicht auf Titel sehen spanische Beobachter Barcelona am absteigenden Ast - vor allem auf internationaler Ebene.

„Barcas Haltbarkeitsdatum in Europa ist abgelaufen“, meint die Zeitung „El Pais“. In der Kritik steht dabei Trainer Martino. Der Argentinier hatte bei seinem Amtsantritt im Sommer eigentlich einen Neuaufbau einleiten sollen. Dieser blieb aber aus. Abgesehen von der Verpflichtung von Neymar blieb die Stammelf praktisch unverändert. Einem Umbau im kommenden Sommer steht das von der FIFA verhängte Transferverbot im Weg. „Die nächste Saison wird ein Drama“, befürchtet das Magazin „Sport“ - außer Messi findet wieder zu seiner alten Form und reißt seine Kollegen mit.

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