Feleke und Sugut führen Klassefeld an
Am Sonntag um 9.00 Uhr (live in ORF eins und im Livestream) gibt Fußballlegende Toni Polster den Startschuss zum Vienna City Marathon (VCM). Das Teilnehmerfeld von rund 42.000 Sportlern soll nicht der einzige Rekord des 31. Wiener Stadtmarathons bleiben, das bisher wohl stärkste Feld an Eliteläufern soll auch für einen neuen Streckenrekord sorgen.
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Gleich 13 Athleten mit einer Bestzeit von unter 2:10 Stunden für die 42,195 Kilometer sind am Start, als erste Siegesanwärter gelten der dreifache VCM-Sieger und Streckenrekordhalter Henry Sugut aus Kenia sowie der Äthiopier Getu Feleke, der mit der absoluten Topzeit von 2:04:50 Stunden in die österreichische Hauptstadt kommt.
2:05er-Zeit in Wien „möglich“
Das Leistungspotenzial Felekes und Suguts, der mit seiner 2012-Siegerzeit von 2:06:58 Wien-Rekordhalter ist, macht Rennleiter Mark Milde Hoffnung auf ein besonders schnelles Rennen. „Ein Manager sagte mir, dass er sehr enttäuscht wäre, wenn der Streckenrekord nicht fallen würde“, meinte der auch für die Athletenverpflichtung zuständige Deutsche. Insgeheim träumt Milde sogar von einer 2:05er-Zeit, die er - auch bei prognostiziertem gutem Wetter - als „möglich“ bezeichnete.
In Zusammenhang mit der beim VCM realisierbaren Zeit verwies Milde auf den Paris-Marathon, bei dem Äthiopier Kenenisa Bekele bei seinem Marathondebüt am letzten Sonntag den Streckenrekord auf 2:05:04 Stunden schraubte. Die Strecke in der französischen Hauptstadt sei durchaus vergleichbar mit jener in Wien, wenn nicht sogar schwieriger. Eine Streckenänderung zwischen den Kilometern 26 und 30, wo seit heuer statt der wegen einiger Donaukanalbrücken welligen Schüttelstraße die Praterstraße, der Praterstern und die Hauptallee belaufen werden, soll zusätzlich - geschätzte fünf bis 15 Sekunden - Zeitersparnis bringen.

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Start ist vor der UNO-City in der Wagramerstraße, Ziel auf dem Heldenplatz
Mildes Plan zur angepeilten Topzeit sieht vor, dass die Tempomacher die Spitzengruppe zu einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 63 Minuten führen und danach noch bis etwa zur 30-km-Marke die Pace vorgeben, ehe die Athleten dann im Kampf Mann gegen Mann den Sieg unter sich ausmachen. Das Wetter sollte kein Hindernis für eine gute Zeit sein, vorhergesagt werden ideale Temperaturen bei bedecktem Himmel und nicht allzu starkem Wind.
Feleke vom Debütanten zum Topfavoriten
Erster Anwärter auf eine absolute Weltklassezeit ist wohl Feleke. Der 27-jährige Äthiopier gab 2009 in Wien sein Marathondebüt und belegte damals - in einem im Spitzenfeld nur von Neulingen bestrittenen Rennen - nach 2:11:42 Stunden Rang sieben. Mittlerweile hat er seine Bestmarke auf 2:04:50 gedrückt und ist damit die Nummer 19 der ewigen Weltbestenliste.
2012 und 2013 war Feleke jeweils Zweiter beim Rotterdam-Marathon, dabei war er lange im Weltrekordtempo in der Spitze mitgelaufen und hatte sogar beträchtliche Führungsarbeit geleistet. Welche persönliche Renntaktik er in Wien verfolgt, wollte Feleke im Vorfeld nicht verraten, läuferische Zurückhaltung ist von ihm aber eher nicht zu erwarten.
Sugut kann Hartmann übertreffen
Als erster Läufer zum vierten Mal in Wien zu gewinnen, ist das erklärte Ziel von Sugut. Der 28-jährige Kenianer, der mit seinen drei Erfolgen 2010, 2012 und 2013 gemeinsam mit dem Österreicher Gerhard Hartmann (1985 bis 1987) VCM-Rekordsieger ist, fühlt sich Wien fast schon wie zu Hause und würde mit der Verbesserung seines eigenen Streckenrekordes auch seine persönliche Bestleistung unterbieten.

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John Kiprotich, Getu Feleke und Henry Sugut haben am Sonntag viel vor
Auch einige andere Läufer dürfen sich berechtigte Chancen darauf ausrechnen, als erster das Ziel auf dem Heldenplatz zu erreichen. Der Kenianer John Kiprotich, dessen Bestzeit 2:07:08 lautet, hat das 2011 sogar bereits einmal geschafft. Dessen Landsmann Philip Kimutai ist mit 2:06:07 zweitschnellster Marathoni im heurigen Feld, Ryo Yamamoto bestreitet als erster japanischer Eliteläufer den VCM. Starke Marathondebüts erwartet Rennleiter Milde von den Kenianern Wilfred Kirwa Kigen und Timothy Kiptoo.
Aus österreichischer Sicht peilt Christian Pflügl bei seinem ersten Antreten in Wien das bei 2:17 liegende Limit für die Leichtathletik-EM in Zürich an. „Mein Training war gut. Wenn das Wetter passt, dann kann es mir gelingen“, sagte der 35-jährige Oberösterreicher. Der fast 40-jährige Kärntner Roman Weger, beim VCM bereits viermal bester Österreicher, will eine Zeit um 2:20 erreichen.
Damen-Streckenrekord außer Reichweite
Auch bei den Damen ist keine Österreicherin im Spitzenfeld zu erwarten. Andrea Mayr, seit ihrem VCM-Sieg 2009 mit 2:30:43 ÖLV-Rekordhalterin, bestreitet diesmal nur den Halbmarathon. Der Streckenrekord der Italienerin Maura Viceconte von 2:23:47 Stunden aus dem Jahr 2000 scheint nicht in Gefahr.
Die Kenianerin Caroline Chepkwony und die Japanerin Mai Ito streben eine Zeit um 2:25 an. Gelingt das, werden sie das Rennen wohl untereinander ausmachen. Die 29-jährige Ito, die auf Empfehlung ihrer 2006 in Wien siegreichen Landsfrau Tomo Morimoto kommt, hat mit 2:25:26 die beste Entryzeit des Feldes zu Buche stehen. Die 28-jährige Chepkwony ist bisher „nur“ 2:27:27 gelaufen, hat zuletzt aber mit einem starken Halbmarathon in Rom (1:08:48) aufgezeigt.
Die übrigen Anwärterinnen auf einen Podestplatz werden voraussichtlich eine zweite Gruppe bilden, die in den Bereich um 2:28 laufen soll. Neben der Russin Olga Glok, der Äthiopierin Marta Lema und der Kenianerin Alice Chelangat befindet sich auch die junge Deutsche Anna Hahner in diesem Kreis. Die 24-Jährige, die eine Bestzeit von 2:27:55 vorzuweisen hat, wird in Wien von ihrer Zwillingsschwester Lisa betreut, die selbst in zwei Wochen den Hannover-Marathon bestreiten will.
Skispringer und Ö3-Hörer laufen Staffel
Noch mehr Läufer als den klassischen Marathon, für den 9.427 Personen angemeldet sind, absolvieren den Halbmarathon (16.208) und den Staffelmarathon (13.628). Alle drei Bewerbe sind seit Ende Jänner ausgebucht, nur für die Nachwuchsläufe am Samstag (2,0 bzw. 4,2 km) wurden auch danach noch Nennungen angenommen. Mit insgesamt 41.880 Anmeldungen wurde der bisherige Teilnehmerrekord von der 30. Auflage im Vorjahr (41.326) nochmals übertroffen. Mit Läufern aus 127 Nationen wurde ebenfalls eine neue Bestmarke erreicht.
Unter den Staffelläufern, die sich die 42,195 km zu viert aufteilen, ist auch ein prominentes Skispringer-Quartett. Vierschanzentournee-Sieger Thomas Diethart, Andreas Kofler, Michael Hayböck und Stefan Kraft laufen in zwei verschiedenen Teams hintereinander einen Marathon für den langjährigen Teamsponsor OMV.
Eine besondere Herausforderung hat sich das Hitradio Ö3 mit der Wecker-Challenge ausgedacht. 42 Radiohörer laufen in einer eigenen Ö3-Staffel jeweils einen Kilometer und wollen gemeinsam versuchen, die Zeit des Marathonsiegers zu unterbieten. Dazu benötigt es allerdings einen für Hobbyläufer nur schwierig zu erreichenden Schnitt von etwa drei Minuten pro Kilometer. Begleitet wird das größte Laufereignis Österreichs am Sonntag mit einer Ö3-Sondersendung von 6.00 bis 12.00 Uhr mit Andi Knoll.
Rudolf Srb, ORF.at
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