„Weinen und weitermachen“
Nach dem heftigen Halbfinal-Knock-out gegen Real Madrid haben die entthronten Münchner Champions spürbar um Fassung gerungen. „Wir müssen jetzt die Nerven bewahren“, mahnte Bayern-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge nach dem 0:4-Desaster im Halbfinal-Rückspiel am Dienstag gegen Real Madrid, der höchsten Heimniederlage des FC Bayern überhaupt in der Champions League.
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Die historische Titelverteidigung und das erneute Triple - die Träume von einer weiteren historischen Saison zerplatzten am Dienstagabend vor 68.000 fassungslosen Zuschauern wie eine Seifenblase. Sich „kurz schütteln“ und „schnell die Wunden lecken“ lauteten die ersten Anweisungen aus der Chefetage für David Alaba und Co. nach dem klar verpassten Einzug in das Endspiel am 24. Mai in Lissabon.

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Fassungslosigkeit auch bei David Alaba
In dem werden die „Königlichen“ aus Madrid auf ihren Stadtrivalen Atletico treffen. „Heute haben wir 0:4 auf die Fresse bekommen“, sagte Arjen Robben drastisch und forderte: „Akzeptieren, weinen, nach Hause gehen und weitermachen. Wir müssen den Kopf hochnehmen, wir haben noch ein Pokalfinale.“ Das nationale Cuptitelduell mit Borussia Dortmund zum Saisonabschluss am 17. Mai in Berlin muss nun darüber befinden, wie gut das erste Jahr unter Trainer Josep Guardiola ausfällt.
Keine Spielkontrolle, keine Chance
Nach der Meisterschaft ist für die Bayern noch das Double möglich. „Auf dem Pokalfinale liegt jetzt der Fokus“, kündigte Guardiola an, der die Schuld für den Untergang des europäischen Champions zur Gänze auf seine Schultern lud. „Es war ein Riesenfehler des Trainers“, sagte der 43-jährige Spanier nach seiner höchsten Niederlage als Coach. Auch wenn die beiden vorentscheidenden ersten Tore von Sergio Ramos (16. und 20. Minute) aus Standards resultierten, kreidete sich Guardiola eine falsche taktische Marschroute und wohl auch eine unglückliche Personalauswahl an.

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Javier Martinez und Bastian Schweinsteiger erlebten schon schönere Abende
Er hatte sein Mittelfeld ausgedünnt, um im Angriff präsenter zu sein. „Der Grund, warum wir verloren haben, ist: Wir hatten keinen Ballbesitz“, musste Guardiola geknickt eingestehen. „Wenn du gegen diese tollen Spieler von Real keine Spielkontrolle hast, hast du keine Chance.“ Der neue Königsklasse-Rekordschütze Cristiano Ronaldo (34. und 89. Minute) machte das Bayern-Debakel mit seinen Saisontreffern 15 und 16 komplett.
Enttäuschung bei Spielern und Fans
Bayern-Kapitän Philipp Lahm warnte jedoch davor, nach einem Aus im Halbfinale gegen einen starken Gegner, gegen den der Vorjahreschampion nach dem 0:1 in Madrid in Addition beider Partien mit 0:5 verlor, alles infrage zu stellen. „Jetzt wieder alles schlecht zu sehen, was wir in den letzten Wochen und Monaten getan haben - da mache ich nicht mit“, sagte Lahm, bevor er mit seinen Teamkollegen enttäuscht das Stadion verließ.
Vor den Toren der Allianz Arena taten indes die Bayern-Fans ihren Unmut kund: „Das ist kein Fußball mehr, das ist ein Kreisverkehr“, sagte etwa ein Anhänger gegenüber dem ORF-Radiosender Ö3 nach dem Debakel. „Die Spanier haben uns den Pep absichtlich geschickt, es hat funktioniert“, fügte ein anderer hinzu. „Der soll lieber Handball trainieren, mit dem 40-mal Hin- und Herspielen“, lautete eine weitere Fananalyse. „Beim deutschen Fußball geht’s ums Toreschießen.“ Mehr dazu in iptv.ORF.at.
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