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Perfektes Abschiedsgeschenk für Trainer

Der SV Grödig hat seiner ersten Saison in der Bundesliga mit dem Ticket für die Europa League die Krone aufgesetzt. Mit dem 3:3 in der letzten Runde bei Absteiger Wacker Innsbruck verdrängten die Grödiger die Wiener Austria noch vom dritten Platz und damit vom Europacup-Platz. „Unbeschreibliche Szenen“ spielten sich laut Trainer Adolf „Adi“ Hütter in der Kabine ab.

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Die Grödiger, nach dem Aufstieg noch als „Village People“ belächelt, zeigten den etablierten Kräften des Landes zum Abschluss die lange Nase. „Ich bin sprach- und fassungslos, die Mannschaft hat mir das schönste Abschiedsgeschenk gemacht, das man sich vorstellen kann“, sagte Hütter nach seiner letzten Amtshandlung als Grödiger Trainer. Am Montag wurde der 44-Jährige als neuer Chefcoach von Meister Red Bull Salzburg präsentiert.

Im Eiltempo nach Europa

Nach standesgemäßer Bierdusche und Heimfahrt mit Mannschaft und Fans wurde im Grödiger Hotel Untersberg auf die erfolgreiche erste Saison in der obersten österreichischen Spielklasse mehrmals angestoßen. „Das ist der krönende Abschluss von zwei Jahren, in denen wir das geschafft haben - ich sag einmal: in Rekordzeit“, sagte Hütter, der den Club im vergangenen Jahr in die Bundesliga geführt hatte.

Schlussjubel des SV Grödig

APA/EXPA/Michael Gruber

Grödig feierte das Ticket für die Europa League wie einen Meistertitel

So schnell wie Hütter bei seinem zweijährigen Engagement in Grödig von der zweiten Spielstufe in den Europacup vordrang, so eilig hatte es der Club aus der 7.000-Einwohner-Gemeinde auch davor. In der Saison 2002/03 spielte man noch in der ersten Klasse und damit in der vorletzten Liga des Landesverbandes, elf Jahre später ist man auf europäischem Parkett unterwegs. Erstmals in einer Saison sind damit zwei Clubs aus dem Bundesland Salzburg international vertreten.

Europäisches Neuland

Die Grödiger ließen sich auch vom Wettskandal rund um ihren ehemaligen Spieler Dominique Taboga nicht aus der Bahn werfen. Dafür gab es auch Lob von prominenter Stelle. Kein Geringerer als Franz Beckenbauer zollte den Salzburgern Respekt. „Was Hütter mit Grödig gemacht hat, ist sensationell. Mit diesen Mitteln, mit diesem Theater der Wettgeschichte, und trotzdem sind sie auf einem internationalem Platz. Da muss man den Hut ziehen“, sagte die deutsche Fußballlegende.

Wieder einmal betritt Grödig innerhalb kürzester Zeit Neuland, dessen Erschließung von Europas Verband mit vorerst 120.000 Euro für die zweite Qualifikationsrunde honoriert wird. Wer der Gegner in der Qualifikation sein wird, entscheidet sich bei der Auslosung am 23. Juni. Gespielt wird am 17. und 24. Juli. Der große Rubel wird dann aber noch nicht in die Grödiger Vereinskasse rollen. Die Spiele in der EL-Quali werden von Clubvertretern immer wieder als Nullsummenspiele bezeichnet. Erst die Gruppenphase zahlt sich finanziell aus.

„Noch einige Hausaufgaben“

Das sensationelle Abschneiden wirft aber auch die Stadionfrage auf. Denn trotz der für Mai und Juni geplanten Umbauten bestehen bezüglich der Europacup-Tauglichkeit noch Unsicherheiten. Unabhängig von der EL-Qualifikation - auch die von der Bundesliga geforderten Kriterien wurden ja in der abgelaufenen Saison nicht zur Gänze erfüllt - werden Zufahrt und Parkplätze rund um die Untersbergarena asphaltiert, das Stadion wird auf eine Kapazität von 4.500 überdachten Plätze ausgebaut.

Wie Clubmanager Roland Arminger bestätigte, werde gerade geprüft, welche Nachbesserungen über den Umbau hinaus notwendig sind, um den Ansprüchen an das internationale Geschäft zu genügen. In der Vorwoche habe eine UEFA-Delegation in Grödig geweilt, eine Mängelliste sei erarbeitet worden. „Wir müssen noch einige Hausaufgaben machen“, sagte Arminger etwa im Hinblick auf leicht zu erhöhende Kapazitäten für Medien.

Bis Ende Mai müsse beim europäischen Verband (UEFA) eingereicht werden, dann sei man schlauer. „Wir wollen in Grödig spielen und sind auch überzeugt, das schaffen zu können“, betonte Arminger. Deshalb habe man auch noch keine Gespräche mit den Verantwortlichen möglicher Ausweichstadien gesucht. Logisch wäre ein Ausweichen in die Red-Bull-Arena von Salzburg. Doch dort wird es vom Terminplan her eng, spielen doch auch die „Bullen“ auf der europäischen Bühne mit.

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