Salzburg und Grödig als Highlights
Die 40. Saison der österreichischen Bundesliga ist bei den Akten. Die Spielzeit 2013/14 sorgte für genügend Gesprächsstoff an den Stammtischen. Von der Dominanz der „Roten Bullen“ aus Salzburg über die sensationellen Vorstellungen der Aufsteiger aus Grödig bis hin zum Wettskandal rund um Dominique Taboga. Fad wurde dem Fan in der vergangenen Saison jedenfalls nicht.
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Insgesamt 595 Tore oder 3,3 pro Partie bekamen die Zuschauer in den zehn Stadien der Bundesliga in 36 Runden zu sehen. Nur in den Saisonen 1986/87 und 1987/88 lag der Schnitt noch höher. Zum achten Mal kam der Meister aus Salzburg, zum fünften Mal seit das Logo dem Markenzeichen von Red Bull ähnlich sieht. Absteigen musste zum vierten Mal in der Geschichte der Liga ein Club aus Innsbruck. Aber auch ein Novum gab es zu vermelden: Erstmals schafften es zwei Salzburger Clubs in den Europacup: Neben Meister Salzburg auch Sensationsaufsteiger Grödig.
Die Rekordjäger
Bereits nach der 28. Runde, so früh wie noch nie, war die Meisterfrage in der Bundesliga mit Red Bull Salzburg beantwortet. Die Mannschaft von Trainer Roger Schmidt dominierte die Liga fast nach Belieben. Die früheste Titelentscheidung zu ihren Gunsten war aber nicht der einzige Rekord: Mit 110 Treffern übertrumpften die Salzburger die bisherige Bundesliga-Bestmarke von Rapid aus der Saison 1985/86 gleich um neun Tore. 33 Runden lang blieb man saisonübergreifend ungeschlagen. Nur der Wiener Sportclub war von 1957 bis 1960 - also vor der Bundesliga-Ära - länger, nämlich 41 Spiele, nicht zu biegen.
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Soriano führte die Salzburger zum überlegenen und vorzeitigen Meistertitel
Erst nach dem Feststehen des Meistertitels ließen die „Bullen“ die Zügel etwas schleifen und verpassten damit weitere Rekorde. Mit 25 Saisonsiegen fehlt einer auf die Bestmarke der Wiener Austria aus der Saison 1985/86. Den Punkterekord der „Veilchen“ aus dem Vorjahr von 82 Zählern ließ man fast schon fahrlässig aus. In den letzten acht Spielen der Saison ging man gleich viermal als Verlierer vom Platz, in den 28 Runden davor war das nur zweimal passiert. Immerhin waren die Salzburger auch für den höchsten Sieg der Saison verantwortlich: In der zehnten Runde schickte man Wr. Neustadt mit 8:1 nach Hause.
Der Aufsteiger
Vor der Saison wurde der SV Grödig noch als Lachnummer abgetan. 36 Runden später lachen die Salzburger über die Konkurrenz. Trainer Adolf „Adi“ Hütter und seine Mannschaft lehrten die Konkurrenz das Fürchten und belohnten sich mit Platz drei und einem Ticket für die Europa League - und das auf Kosten des entthronten Titelverteidigers Austria. Die Grödiger erzielten mit 68 Toren die zweitmeisten der Liga, nur Meister Salzburg war besser. Allerdings kassierte der Aufsteiger auch 71 Tore und war auch damit hinter Wiener Neustadt (84) Zweiter.
Mit dem Aufstieg des Teams ging auch der Aufstieg von Trainer Hütter zu einem der gefragtesten Übungsleiter des Landes einher. Der 44-Jährige darf sich nach zwei erfolgreichen Jahren in der Provinz nun als Nachfolger von Meistertrainer Roger Schmidt bei Salzburg versuchen. Auch Philipp Zulechner profitierte vom Höhenflug der Grödiger. Mitte der Saison wechselte der 15-fache Torschütze zu Freiburg in die deutsche Bundesliga - was ihm zwar weniger Einsatzzeit, dafür aber eine Aufwertung seines Lebenslaufs einbrachte.
Die Absteiger
Neben dem sportlichen Absteiger Wacker Innsbruck gab es noch zwei andere Clubs, die sich die Saison wohl anders vorgestellt hatten. Im Mai 2013 stieg auf dem Wiener Rathausplatz noch die Meisterfeier der Austria, ein Jahr später ist die Euphorie verflogen. Auf den letzten Drücker vergeigte die Austria einen Europacup-Platz. Während Meistertrainer Peter Stöger auch beim 1. FC Köln für Furore sorgte, fand sein Nachfolger Nenad Bjelica nur kurz in der Champions League das Glück, dafür aber keinen Draht zu seinen Spielern. „Notnagel“ Herbert Gager war den Kickern zwar sympathischer, eine Siegermentalität konnte er seinen „Veilchen“ aber auch nicht mehr einimpfen.
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Austria und Sturm machten sich heuer mehr als einmal „nass“
Lange Gesichter sah man die meiste Zeit auch in Graz. Mit viel Euphorie startete Trainer Darko Milanic die Mission „Europacup-Startplatz“. Die Aufbruchstimmung war bei den Grazern aber schnell verflogen. In der Europa League kam gegen Breidablik - damals immerhin isländischer Vizemeister - schon in der zweiten Qualirunde das Aus, in der Meisterschaft sah man die Europacup-Plätze bald nur noch aus der Ferne, und im Cup patzte Torhüter Benedikt Pliquett im Semifinale zum falschen Zeitpunkt. Jetzt steht bei Sturm der nächste Umbruch an.
Die Stehaufmännchen
Admira/Wacker Mödling hatte es in der abgelaufenen Saison nicht unbedingt leicht. Zuerst musste man sich nach dem gescheiterten Trainerexperiment Toni Polster neu organisieren, und dann lag man auch noch mit Verantwortlichen der Bundesliga im Clinch. Im Oktober 2013 wurden den Niederösterreichern wegen Verstößen gegen die Lizenzauflagen von heute auf morgen acht Punkte abgezogen. Der Abstiegskampf schien damit zu Ungunsten der Admiraner bereits entschieden. Die Südstäter begannen im wahrsten Sinn des Wortes bei null, ließen sich davon aber nicht unterkriegen.
Nach erfolgreichem Protest wurde der Punkteabzug immerhin um drei Zähler auf fünf reduziert. Und dank eines kleinen sportlichen Höhenflugs unter dem Gespann Walter Knaller und Oliver Lederer entledigte man sich selbst auf sportlichem Wege aller Abstiegssorgen. Allerdings hat die Bundesliga in dieser Sache weiter ein Wörtchen mitzureden. Denn in erster Instanz gab es für die Admira für die nächste Saison keine Lizenz. Der Protest der Niederösterreicher dagegen läuft.
Die Skandale
Auch wenn das Vorgehen der Bundesliga für den einen oder anderen Admira-Fan skandalös anmutet, der wahre Skandal spielte sich etwas weiter westlich ab. Im Mittelpunkt: Grödig-Verteidiger Dominque Taboga. Was als Anzeige wegen Erpressung begann, endete mit der Verstrickung des mittlerweile ehemaligen Spielers in ein weit gespanntes Netz von Wettbetrügereien und einem Erdbeben in der heimischen Fußballszene. Mittendrin statt nur dabei war auch Sanel Kuljic, der früher auch das österreichische Teamtrikot getragen hatte.
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Der Aufstieg von Grödig wurde vom tiefen Fall Tabogas begleitet
Für einen Skandal sorgten auch einige „Fans“ von Rapid vor dem letzten Wiener Derby der Saison. Jung-Austrianer Valentin Grubeck bekam den Frust der selbst ernannten Anhänger über alles Violette ab und wurde von einer Gruppe nach dem Training verprügelt. Für den 19-Jährigen endete die Attacke mit einer Nacht im Spital, Rapid musste sich wieder einmal für das Verhalten einiger Dummköpfe rechtfertigen. Dabei war die Saison aus grün-weißer Sicht erfolgreich. Als „Best of the Rest“ klassierte sich Rapid souverän auf Platz zwei. Vor allem im Frühjahr drehten die Hütteldorfer auf. In den letzten elf Runden blieb Rapid mit acht Siegen und drei Remis ungeschlagen.
Scharfschützen und Pechvögel
Die Scharfschützen der Liga waren diesmal wenig überraschend in Salzburg zu finden. Jonatan Soriano und Alan waren in dieser Saison nicht zu halten. Das spanisch-brasilianische Duo erzielte insgesamt 57 Treffer (Soriano 31, Alan 26) und damit mehr als die Hälfte der Salzburger Tore. Zum Vergleich: Terrence Boyd, Rene Gartler und Zulechner trafen mit je 15 Toren zusammen zwölfmal weniger ins Schwarze als die beiden Salzburger. Gleich sechs Clubs konnten Soriano und Alan nicht einmal als Kollektiv das Wasser reichen.
Auch ins eigene Tor wurde in dieser Saison recht oft geschossen. Gleich 17-mal landete die Kugel im falschen, weil eigenen Netz. Besonders „effizient“ war man dabei in Tirol. Sieben Eigentore trugen das Ihre dazu bei, dass die wackeren Innsbrucker in der kommenden Saison wieder eine Stufe tiefer kicken müssen. Und auch in der Kategorie Eigentorschützenkönig stellten die Tiroler die Nummer eins: Christian Schilling bugsierte das Runde gleich zweimal ins falsche Eckige.
Karl Huber, ORF.at
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