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Der Pokal geht nach Spanien

Der Sieger der Europa League 2013/2014 heißt FC Sevilla. Die Spanier setzten sich im Finale in Turin gegen Benfica Lissabon nach 120 torlosen Minuten im Elfmeterschießen mit 4:2 durch und gewannen damit nach 2006 und 2007 den dritten Europacup-Titel der Vereinsgeschichte. Zum Helden vor 33.120 Fans im Juventus Stadium wurde Sevilla-Goalie Beto, der im Finalkrimi zwei Penaltys parieren konnte.

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Für Benfica verlängerte sich indes die Leidenszeit. Der portugiesische Meister, der in einem mäßigen Endspiel die besseren Chancen hatte, verlor nach 1963, 1965, 1968, 1983, 1988, 1990 und 2013 sein achtes Finale in Serie und prolongierte damit den von Ex-Coach Bela Guttmann ausgesprochenen Fluch. „In den nächsten 100 Jahren wird Benfica nie wieder einen Europacup gewinnen“, prophezeite der Ungar im Jahr 1962, nachdem er den Verein im Streit verlassen hatte. Nach 52 Jahren sollte er immer noch nicht widerlegt sein.

Elfmeter

APA/EPA/Armando Babani

Am Ende wurde ausgerechnet Sevillas portugiesischer Goalie zum Matchwinner

Taktik und Vorsicht regieren in Hälfte eins

Die Partie entwickelte sich, wie es in einem Finale fast zu erwarten war. Beide Teams agierten vor der enttäuschenden Kulisse diszipliniert und ohne viel Risiko. Höhepunkte stellten zu Beginn nur ruppige Fouls dar, die den Sevilla-Verteidigern Federico Fazio und Alberto Moreno frühe Verwarnungen einbrachten. Während die Spanier auf Konter über Kapitän Ivan Rakitic lauerten, hatte Benfica mehr Spielanteile und die erste Chance der Partie. Nach einer weiten Freistoßflanke klärte Sevilla-Goalie Beto nicht ideal. Der Ball fiel Ezequiel Garay vor die Füße, der aber zu überrascht war (14.).

In der 25. Minute war Benfica-Coach Jorge Jesus bereits zum ersten Wechsel gezwungen. Miralem Sulejmani konnte nach dem Foul von Moreno wegen einer Schulterverletzung nicht mehr weiterspielen, für ihn kam Andre Almeida. Benfica versuchte spielerisch zum Erfolg zu kommen, war dabei aber zu behäbig. Erst in der Nachspielzeit wurden die Portugiesen gefährlich. Maxi Pereira tauchte nach einem weiten Pass vor Beto auf, scheiterte aber aus kurzer Distanz. Unmittelbar danach hielt der Sevilla-Goalie auch einen Rodrigo-Schuss.

Benfica mit Chancen auf Entscheidung

Nach Seitenwechsel setzten die Benfica-Spieler dort fort, wo sie vor der Pause aufgehört hatten. Nach einem schnellen Konter kam der Ball zum völlig frei stehenden Lima, dessen Schuss von Nicolas Pareja vor der Linie geklärt werden konnte (48.). Kurz darauf blockte der Innenverteidiger noch einen Lima-Versuch in höchster Not. Die Partie hatte jetzt endlich Feuer, denn auch Sevilla kam zu Chancen. Nach einer missglückten Benfica-Abseitsfalle verfehlte Jose Reyes aber das Tor (53.) und schoss danach auch Goalie Jan Oblak in die Arme (61.).

Torchance

APA/EPA/Srdjan Suki

Bei Benficas Chancen war oft immer noch ein Sevilla-Spieler dazwischen

Die Angst vor einem Gegentor war endlich verflogen, das Visier beider Mannschaften öffnete sich zusehends. Wesentlich gefährlicher blieb aber Benfica. Maxi Pereira dribbelte sich in den Strafraum und legte ab für Lima, dessen Versuch wurde jedoch ebenso geblockt (72.) wie danach jener von Rodrigo. Die Portugiesen suchten die Entscheidung in der regulären Spielzeit. Einen Weitschuss von Lima drehte Beto mit einer Parade über die Latte (84.). Garay köpfelte (85.) und schoss (92.) über das Tor, womit sich Sevilla erfolgreich in die Verlängerung rettete.

Verlängerung mit wenigen Höhepunkten

Im Bewusstsein, dass jeder Fehler das Spiel entscheiden könnte, dauerte es dann wieder einige Minuten, bis sich etwas Nennenswertes ereignete. Lima brachte einen Freistoß gefährlich auf das Tor, Beto ließ den Ball von der Brust abspringen, doch kein Benfica-Spieler war zur Stelle (99.). Auf der Gegenseite hatte Carlos Bacca nach einem Entlastungsangriff von Sevilla eine Topchance. Nach Steilpass von Rakitic lief der Kolumbianer auf das Tor zu, sein mit dem Außenrist auf das lange Eck angetragener Schuss ging aber knapp vorbei (101.).

Die beste Chance in der zweiten Hälfte der Verlängerung hatte Sevillas Kevin Gameiro. Der Franzose, der wenige Minuten zuvor für den erst in der 78. Minute eingewechselten Deutschen Marko Marin auf das Feld gekommen war, traf aber nur das Außennetz (110.). Die Entscheidung konnte danach nur noch durch eine Zufallsaktion fallen, denn die Spieler waren am Ende ihrer Kräfte. Viel Zusammenhängendes konnte nicht mehr geboten werden, es ging ins Penalty-Schießen.

Benfica zeigt im Elferschießen Nerven

Dort wurde dann der Finalfluch Benficas allgegenwärtig. Während Bacca, Stephane Mbia, Coke und Gameiro ihre Elfmeter bombensicher verwandelten, spielten den Portugiesen ihre Nerven einen Streich. Lima sorgte zwar mit dem ersten Penalty für die Führung, danach scheiterten jedoch Oscar Cardozo und Rodrigo mit ihren zaghaft geschossenen Versuchen an Sevilla-Goalie Beto. Während sich Rakitic und Kollegen in den Armen lagen, konnten die Benfica-Spieler und Coach Jesus nicht fassen, dass der Meistercup-Sieg im Jahr 1962 weiterhin der letzte Finalsieg auf europäischer Ebene sein sollte.

Jubel

APA/EPA/Srdjan Suki

Nach dem letzten Elfer von Gameiro gab es bei Sevilla kein Halten mehr

Schon vor 364 Tagen hatte es beim 1:2 gegen den FC Chelsea durch einen Gegentreffer in der Nachspielzeit bei Benfica späte Tränen gegeben. Für Sevilla ging indes eine sensationelle Europa-League-Saison mit der Pokalübergabe erfolgreich zu Ende. Das Team von Coach Unai Emery war nur aufgrund der Ausschlüsse von Malaga und Rayo Vallecano in den Bewerb gerutscht, kämpfte sich aber in insgesamt 18 Spielen durch Qualifikation, Gruppen- und K.-o.-Phase bis ins Endspiel und schließlich auch zum Triumph.

Christian Wagner, ORF.at

UEFA Europa League, Finale

Mittwoch:

FC Sevilla - Benfica Lissabon 4:2 n. E. (0:0)

Turin, Juventus Stadium, 33.120 Zuschauer, SR Felix Brych (GER)

Elfmeterschießen:

0:1 Lima trifft
1:1 Bacca trifft
1:1 Cardozo vergibt (gehalten)
2:1 Mbia trifft
2:1 Rodrigo vergibt (gehalten)
3:1 Coke trifft
3:2 Luisao trifft
4:2 Gameiro trifft

Sevilla: Beto - Coke, Pareja, Fazio, Moreno - Mbia, Carrico - Reyes (78./Marin, 104./Gameiro), Rakitic, Vitolo (110./Figueiras) - Bacca

Benfica: Oblak - Maxi Pereira, Luisao, Garay, Siqueira (99./Cardozo) - Sulejmani (25./Andre Almeida), Andre Gomes, Amorim, Gaitan (119./Cavaleiro) - Rodrigo, Lima

Gelbe Karten: Fazio, Moreno, Coke bzw. Siqueira, Andre Almeida

Die Besten: Beto, Rakitic bzw. Maxi Pereira, Amorim

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