Themenüberblick

Klassenunterschied diesmal zu groß

Roger Schmidt verabschiedet sich als Double-Trainer von Red Bull Salzburg. Nach dem in souveräner Manier eingefahrenen Meistertitel holte der Deutsche mit den „Bullen“ vor seinem Wechsel zu Bayer Leverkusen auch noch den ÖFB-Samsung-Cup. Vor 11.600 Zuschauern in Klagenfurt schlug Salzburg den Zweitligisten St. Pölten im Finale klar mit 4:2, wobei nur die erste Spielhälfte ausgeglichen verlaufen war.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Florian Klein (35.), Kevin Kampl (42.) und Jonatan Soriano (63., 67.) waren mit ihren Toren hauptverantwortlich für den deutlichen Sieg des „Goliath“ über den „David“. Jano (40.) hatte für den SKN den zwischenzeitlichen Ausgleich in einer zunächst abwechslungsreichen, nach der Pause aber einseitigen Partie erzielt. Der Engländer Gary Noel (70.) betrieb mit dem 2:4 nur noch Ergebniskosmetik.

Salzburg-Spieler mit Meisterteller,und ÖFB-Cup-Trophäe bei der Bierdusche

GEPA/Daniel Götzhaber

ÖFB-Pokal, Meisterschale und Bierdusche am Ende einer großen Saison

Für den Trainer der Niederösterreicher, Gerald Baumgartner, endete eine schier unglaubliche Serie von 14 Siegen in 14 Cupspielen, die er mit den Salzburg Juniors, Pasching und St. Pölten gefeiert hatte. Ebenfalls über den Sieg der Salzburger gefreut haben sich Spieler und Verantwortliche des SK Rapid. Die in der Liga zweitplatzierten Hütteldorfer steigen nun im Play-off in die Europa-League-Quali ein, während St. Pölten wie auch Grödig in der zweiten Runde starten.

Aggressiver Beginn des Underdogs

Schmidt konnte im Finale sowohl auf Innenverteidiger Andre Ramalho (zuletzt Adduktorenprobleme) als auch Stürmer Alan (Muskelblessur) zurückgreifen. Die Niederösterreicher sahen sich daher dem meisterlichen Traumsturm Alan/Jonatan Soriano gegenüber und legten die Anfangsphase defensiv, aber auch sehr aggressiv an. Salzburg kontrollierte den Ball, gefährlich in den Strafraum drang der große Favorit zunächst aber nur selten bis gar nicht ein. St. Pölten probierte es mit Pressing und gesunder Härte - ein vorerst passendes Rezept.

Der 49-jährige Baumgartner, der das bisher einzige Trainerduell mit dem 47-jährigen Schmidt im Cupsemifinale 2013 in Salzburg (2:1) für sich entschieden hatte, konnte mit seiner Taktik und deren Umsetzung durch die Mannschaft zufrieden sein. Die Zuschauer im kaum halbvollen Wörthersee-Stadion kamen noch nicht auf ihre Rechnung. Zu wenig inspiriert reagierten die Salzburger auf die konsequente, kompromisslose Abwehrarbeit des Underdogs.

Spektakuläre Viertelstunde vor der Pause

Nach einer halben Stunde legten die „Bullen“ dann aber einen Gang zu. Zunächst blockte Tomas Wisio in letzter Sekunde einen Schuss von Soriano (32.) ab. Dann lief Alan (34.) alleine auf St. Pöltens Goalie Patrick Kostner zu und scheiterte an dessen starker Fußabwehr. Keine 120 Sekunden später war es aber passiert: Florian Klein, der Salzburg in Richtung VfB Stuttgart verlässt, machte sich selbst und natürlich dem Verein das schönste Abschiedsgeschenk. Von Stefan Ilsanker ideal freigespielt zog Klein von halbrechts mit dem Außenrist ab und traf am regungslosen Kostner vorbei zum mittlerweile hochverdienten 1:0 (35.).

Salzburg-Trainer Roger Schmidt

GEPA/Daniel Götzhaber

Bis zur Halbzeit hatte Schmidt in seiner letzten Partie mit Salzburg durchaus Stress

Wer darüber schockierte St. Pöltner erwartete, irrte sich gewaltig. Der eingewechselte Lukas Kragl (38.) wurde von Ramalho gerade noch beim Abschluss gestört. Doch schon in der 40. Minute fand der Außenseiter die passende Antwort auf das erste Salzburger Tor. Kerschbaumer trat von links einen nahezu perfekten Eckball in den Fünfmeterraum, wo der Spanier Jano das beste Timing erwischte und wuchtig zum 1:1 einköpfelte. So hätte es gut und gern in die Pause gehen können, tat es aber nicht.

In der 42. Minute sprintete Klein einem zu steilen Lochpass hinterher, sprang Keeper Kostner bei dessen Abschlag entgegen, fälschte den Ball dadurch zu Kampl und wurde so zum Assistgeber. Denn der Slowene schoss zum 2:1 ein und brachte Salzburg kurz vor der Pause wieder auf die Siegerstraße. Nach dem Seitenwechsel ging es munter weiter. Spätestens in der 53. Minute schöpften die Fans der St. Pöltner neue Hoffnung als der Matchwinner vom Halbfinale gegen Sturm Graz, der Engländer Gary Noel von Baumgartner eingewechselt wurde.

Soriano macht mit Doppelpack alles klar

Der starke Klein (57.) hatte die erste Großchance der zweiten Hälfte, blieb mit seinem Schuss aber in der gegnerischen Abwehr hängen. Besser machte es dann Bundesliga-Torschützenkönig Jonatan Soriano - nach Vorlage des eingewechselten Valon Berisha. Der Spanier nahm sich die hohe Hereingabe des Norwegers im Strafraum mit der Brust herunter, zog aus der Drehung ab und traf in die rechte Kreuzecke zum 3:1 (63.). Der Schuss wurde allerdings noch von Wisio unhaltbar für Kostner abgefälscht. Und Soriano hatte noch nicht genug.

Jubel der Salzburgspieler

GEPA/Daniel Götzhaber

Jubel, Double, Heiterkeit bei den Torschützen Kampl, Soriano und Klein

Nach einem schweren Abwehrfehler der mittlerweile entmutigten St. Pöltner zog der Goalgetter unwiderstehlich auf Kostner zu, überspielte ihn und schob den Ball trocken zum 4:1 (67.) über die Linie. Obwohl damit alle Messen gesungen waren, bestätigte Noel noch einmal seinen Ruf als Cupspezialist. Mit seinem Kopfballtor zum 2:4 (70.) ließ er zumindest das Resultat des Finales aus Sicht des insgesamt klar unterlegenen Zweitligisten besser aussehen. Im Finish schaukelte Salzburg den Vorsprung dann souverän über die Zeit. Zum zweiten Mal nach 2012 gehen Meister- und Cuptitel in die Mozartstadt.

Harald Hofstetter, ORF.at

ÖFB-Samsung-Cup, Finale

Sonntag:

Salzburg - St. Pölten 4:2 (2:1)

Klagenfurt, Wörthersee Stadion, 11.600 Zuschauer, SR Dintar

Torfolge:
1:0 Klein (35.)
1:1 Jano (40.)
2:1 Kampl (42.)
3:1 Soriano (63.)
4:1 Soriano (67.)
4:2 Noel (70.)

Salzburg: Gulacsi - Schwegler, Ramalho, Hinteregger, Ulmer - Ilsanker - Klein, Leitgeb (77./Hierländer), Kampl - Alan (58./Berisha), Soriano (86./Zulj)

St. Pölten: Kostner - Dober, Grasegger, Wisio, Holzmann - Jano - Hofbauer, Brandl (30./Kragl), Kerschbaumer (81./Bozkurt), Sadovic - Fucik (53./Noel)

Gelbe Karten: Keine bzw. Kerschbaumer, Grasegger

Die Besten: Klein, Soriano, Kampl bzw. Jano

Links: