Themenüberblick

„Außenstände von 611.000 Euro“

Im heimischen Volleyball geht eine erfolgreiche Ära zu Ende: Peter Kleinmann zieht sich per 30. Juni vom Rekordmeister hotVolleys zurück. 18 Meistertitel, 14 Cupsiege, drei Mitteleuropa-Titel und eine Final-Four-Teilnahme in der Champions League hat der Wiener Club bisher errungen - alle unter Kleinmanns Führung. Nun zieht er primär wegen der hotVolleys-Finanzlage die Notbremse.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Der Verein hat Außenstände von 611.000 Euro, ich habe dem Verein von meinem persönlichen Vermögen 250.000 Euro gegeben. Diesen Stress will ich mir nicht mehr antun“, sagte Kleinmann. „Ich habe meinen Fokus verändert. Ich kann auch nicht mehr bei den hotVolleys das bewegen, was ich früher bewegt habe. Es gab Saisonen, da habe ich über Sponsoren fünf Millionen Euro pro Saison aufgestellt.“ Seit rund drei Jahren fehlt es aber an einem Hauptsponsor.

ÖVV-Präsident Peter Kleinmann

GEPA/Philipp Brem

Peter Kleinmann bestimmte über Jahrzehnte das Geschehen bei den hotVolleys

Dass derzeit in der hotVolleys-Kassa ein Minus von klar mehr als einer halben Million Euro herrscht, liege aber nicht primär an schlechtem Wirtschaften. Etliche vertraglich zugesagte Sponsorverträge seien nicht eingetroffen, darunter ein großer Posten von 450.000 Euro. „Ich bin aber sicher, dass das Geld noch kommt“, sagte Kleinmann am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der hotVolleys-Spielstätte Budocenter. „Dann könnten wir auch für die AVL nennen.“

Zukunft der hotVolleys noch offen

Wie es mit den hotVolleys sportlich weitergeht, ist noch offen. Für den Europacup wurde nicht genannt. Auch die AVL-Teilnahme wackelt. Erst wenn ausständige Sponsorengelder einlangen, ist ein Bundesliga-Antritt möglich. Ebenfalls ist noch unklar, wo die hotVolleys in Zukunft beheimatet sein werden. Denn mit dem Rückzug Kleinmanns wird auch das Budocenter an die Gemeinde Wien zurückgegeben.

Kleinmann hat 35 seiner 52 Volleyballjahre bei den hotVolleys verbracht, auch wenn der Verein früher unter anderen Namen geführt wurde. Seit 1989 - also seit 25 Jahren - war der heute 66-Jährige als Manager an vorderster Front tätig. Interimistisch hat er in dieser Zeit auch einmal das Traineramt übernommen. Dass jetzt Schluss ist, hat auch mit der persönlichen Enttäuschung über einen Mitarbeiter zu tun, worüber Kleinmann nicht näher sprechen wollte.

Jugendarbeit soll fortgesetzt werden

Aber natürlich liegen Österreichs „Mr. Volleyball“ die hotVolleys auch weiterhin am Herzen. „Mir ist sehr wichtig, dass die Jugendarbeit fortgesetzt wird. Als ich hier angefangen habe, hat es fünf Nachwuchsmannschaften gegeben, jetzt gibt es 50.“ Ob diese Teams ab Juli weiter im Budocenter trainieren können, ist offen, denn mit Ende Juni wird die Halle an die Stadt Wien zurückgegeben - auch wenn der Pachtvertrag noch zwei weitere Jahre gelaufen wäre.

Kleinmann sieht allerdings niemanden, der die Qualität seines Managements der Halle weiterführen könnte. Bezüglich der Führung der hotVolleys werden Mitte Juni in einer Generalversammlung die Weichen gestellt. Charlotte Schützenhöfer und Nina Sawatzki sind für Kleinmann zwei Personen, auf die er sich diesbezüglich verlassen könne. „Natürlich würde ich auch weiterhin mit meinem Rat bereitstehen, wenn er gefragt ist.“

Fliegender Wechsel im Budocenter?

Gerüchte, wonach der vorjährige Basketballmeister BC Vienna mit nächster Saison in das Budocenter einziehen könnte, wollte und konnte Kleinmann nicht kommentieren. „Es ist dann Sache der Stadt Wien, was sie mit der Halle macht.“ Die Hallen für den hotVolleys-Trainingsbetrieb gebe es aber auf jeden Fall, wie u. a. die Sport-&-Fun-Halle in Wien-Donaustadt. Und für die Matches könne das Budocenter auch angemietet werden.

Kleinmann selbst wird sich nun auf seine Funktionen in Europas Volleyballverband (CEV), als Präsident des Österreichischen Volleyball Verbandes (ÖVV) und als Vorstandsmitglied des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC) sowie auf seinen Kampf um die tägliche Schulturnstunde konzentrieren. Nach Olympia 2016 in Rio wird er sich aber auch da allmählich zurückziehen. „Mit 70 Jahren brauche ich dann keinem Jungen mehr etwas zu erklären.“

Links: