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Lundqvist erneut Matchwinner

Die Hoffnung der Montreal Canadiens auf den Titel in der National Hockey League (NHL) ist in weite Ferne gerückt. Die Canadiens mussten sich in der Nacht auf Dienstag im zweiten Spiel den New York Rangers mit 1:3 (1:2 0:1 0:0) geschlagen geben und liegen in der „Best of seven“-Serie mit 0:2 zurück. Rangers-Goalie Henrik Lundqvist wurde einmal mehr zum Matchwinner für die New Yorker.

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Der Schwede entschärfte 40 von 41 Schüssen der Gastgeber und sicherte den Rangers nach dem 7:2-Schützenfest von Samstag den zweiten Auswärtssieg in der Serie. Anders als im ersten Spiel gingen die Canadiens zwar dank Max Pacioretty (7.) in Führung, doch Ryan McDonagh (7.) gelang postwendend der Ausgleich. Rick Nash (19.) und Martin St. Louis (29./PP) fixierten schließlich den Sieg für die Gäste, die nun in zwei Spielen zu Hause - das erste davon steigt in der Nacht auf Freitag - den Sack zumachen und erstmals seit 1994 ins Finale einziehen können. Thomas Vanek konnte so wie im ersten Spiel keine Akzente im Spiel der Canadiens setzen.

Ryan McDonagh (New York Rangers), Thomas Vanek (Montreal Canadiens) und Mats Zuccarello (New York Rangers)

APA/Helmut Fohringer

McDonagh (2. v. l.) sorgte für den raschen Ausgleich

Einen Schock gab es für die Fans der Canadiens bereits vor dem Eröffnungsbully. Für Goalie Carey Price ist die Serie nach seinem Zusammenstoß mit Chris Kreider im ersten Spiel vorbei. Dustin Tokarski wurde daher überraschend ins kalte Wasser geworfen. Der 24-Jährige, hauptsächlich in der American Hockey League (AHL) bei den Hamilton Bulldogs im Einsatz, stand heuer nur dreimal auf NHL-Eis. Darunter war aber auch ein Shut-out gegen die Buffalo Sabres. Coach Michel Therrien hoffte wohl auf einen „Patrick-Roy-Effekt“. Der legendäre Goalie hatte 1986 mit Montreal als 20-Jähriger den Stanley Cup gewonnen.

Zwei Tore in 17 Sekunden

Eines hatten sich die Canadiens jedenfalls vorgenommen: besser zu starten als im ersten Spiel. Und die Hausherren setzten ihr Vorhaben in die Tat um. Montreal war im Vergleich zur 2:7-Schlappe in der Anfangsphase nicht wiederzuerkennen. Lundqvist im Tor hatte gleich alle Hände voll zu tun. Der Schwede musste bei Schüssen von Rene Bourque, Pacioretty und Lars Eller fast im Sekundentakt eingreifen. Auf der Gegenseite wurde Tokarski nicht geprüft. Erst nach vier Minuten sah der Youngster den ersten Schuss - und hielt gegen St. Louis aus kurzer Distanz dicht.

In der siebenten Minute wurde der Sturmlauf der Hausherren schließlich belohnt. Pacioretty nutzte die erste und einzige Konzentrationsschwäche von Lundqvist zur verdienten Führung. Die Halle kochte - aber nicht lange. Denn nur 17 Sekunden später stellte McDonagh mit einem Schuss aus dem Handgelenk auf 1:1. Bitter für Torhüter Tokarski: Es war erst der zweite Schuss auf sein Tor. Allerdings fälschte Verteidiger Josh Gorges den Schuss ungünstig für den eigenen Torhüter ab. Die Canadiens waren schockiert, aber in dieser Phase konnte sich Tokarski bei einer Chance von Carl Hagelin auszeichnen.

Save von New York Rangers-Goalie Henrik Lundqvist

APA/AP/Graham Hughes

Lundqvist hielt den Rangers-Kasten sauber

Montreal bekam das Spiel zur Freude der eigenen Fans schnell wieder in den Griff, biss sich aber ein ums andere Mal an Lundqvist die Zähne aus. In der 15. Minute hatten die Canadiens die Chance, im Powerplay wieder in Führung zu gehen, doch die Überzahl dauerte nicht lange. Schuld daran war Vanek mit einem Stockschlag. Zum Glück für den Steirer blieb die Strafe ohne Folgen. Mit 1:1 ging man trotzdem nicht in die Pause. Zum einen, weil Lundqvist auch die besten Canadiens-Chancen zunichte machte, und zum anderen, weil Nash einen blitzsauberen Konter für die Gäste aus New York zur Führung abschloss (19.).

Rangers übernehmen Kontrolle

Die Canadiens kamen mit schweren Beinen aus der Kabine. Der späte Gegentreffer hatte Wirkung gezeigt. Dazu tat P. K. Subban seinem Team einen Bärendienst, indem er Rangers-Torschütze McDonagh vor den Augen des Schiedsrichters die Faust ins Gesicht rammte. Das Powerplay konnten die Rangers aber nicht nutzen. Im Gegenteil: Nach Ende der Strafe hätte Vanek beinahe den Ausgleich eingeleitet, doch der Pass des Steirers zur Mitte fand nicht den Schläger von Alex Galchenyuk, der nach Verletzungspause sein Comeback gab.

Dafür fand kurz darauf Galchenyuk nach einem Foul den Weg auf die Strafbank. Und diesmal bestraften die Gäste die Disziplinlosigkeit der Canadiens und die Unerfahrenheit von Tokarski. St. Louis nutzte einen Stellungsfehler des 24-Jährigen und hämmerte die Scheibe mit einem One-Timer in den rechten Winkel (29.). Jetzt konnte man im Bell Centre fast eine Stecknadel fallen hören. Obwohl sich die Canadiens schnell wieder erfingen, wirkten die Angriffe der Gastgeber bereits im zweiten Abschnitt immer verzweifelter.

Pech für Vanek und Co.: Die Rangers ließen mit der Führung im Rücken fast keine Schüsse der Gastgeber zu. Erst gegen Ende des Drittels bekam Lundqvist wieder mehr zu tun. Grund war eine Strafe gegen Kreider, jenen Mann, der mitschuldig am Ausfall von „Habs“-Goalie Price war. Aber auch diese Aufgaben meisterte der Schwede im Rangers-Tor meisterlich. Bei einem Schuss von Subban und einer Riesenchance von David Desharnais Sekunden vor der Sirene zeigte Lundqvist, warum ihn die Fans im „Big Apple“ längst zu „King Henrik“ geadelt haben.

Vanek wieder farblos

Dass die Strafe gegen Kreider im dritten Drittel weiterging, half Montreal wenig. Lundqvist entschärfte alles, was in seine Richtung kam. Schuss von Vanek war übrigens keiner dabei. Der Steirer war so wie im ersten Spiel kein entscheidender Faktor im Angriff der Canadiens und konnte seinem Ruf als Torjäger in keiner Weise gerecht werden. Coach Therrien setzte den 30-Jährigen aufgrund seiner Leistung immer sporadischer ein.

Die Rangers verteidigten ihren Vorsprung geschickt und abgeklärt. Wenn die Gäste selbst einmal vor das Tor kamen, dann meist gefährlich. Tokarski gab sein Bestes, um sein Team weiter zumindest theoretisch im Spiel zu halten. In der Schlussphase warf Montreal noch einmal alles nach vorn. Mehr als vier Minuten vor Schluss nahm Therrien sogar seinen Torhüter vom Eis. Am Ergebnis änderte das nichts mehr. Der Traum vom ersten Stanley Cup für Montreal seit 21 Jahren ist in weite Ferne, der Traum der Rangers vom ersten Titel seit 20 Jahren dafür sehr nahe gerückt.

Karl Huber, ORF.at

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