Deschamps tritt auf Euphoriebremse
Das hat Frankreichs Nationalteam schon lange nicht mehr erlebt: Beim 4:0 gegen Norwegen im ersten WM-Testspiel hallte in den Schlussminuten „La Marseillaise“ von den Rängen des Pariser Stade de France. Viele der 75.000 Fans standen am Dienstagabend auf und sangen die Nationalhymne mit stolzgeschwellter Brust. Teamchef Didier Deschamps bemühte sich danach aber redlich, die Euphorie zu bremsen.
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Erst am Montag hatte Deschamps seine Schützlinge dazu aufgefordert, „die Flamme am Kochen zu halten“. Seine Spieler hielten sich an die Marschroute und machten da weiter, wo sie bei den letzten beiden überzeugenden Leistungen aufgehört hatten: Dem 3:0 im Qualifikations-Playoff-Rückspiel gegen die Ukraine nach der 0:2-Pleite im Hinspiel sowie dem 2:0-Triumph im Freundschaftsduell gegen die Niederlande.

APA/EPA/Yoan Valat
Giroud und seine Kollegen hatten sichtlich Spaß beim Toreschießen
19 Tage vor dem WM-Debüt gegen Honduras in Porto Alegre präsentierten sich „Les Bleus“ spielstark. Dabei fehlten neben dem leicht angeschlagenen Franck Ribery weitere Stammspieler wie Torhüter Hugo Lloris sowie Innenverteidiger Raphael Varane und Stürmer Karim Benzema, die am vergangenen Samstag mit Real Madrid die Champions League gewonnen hatten.
„Begeisterung tut gut“
Für das Schützenfest sorgten Paul Pogba (15.), Olivier Giroud (51., 69.) und Loic Remy (67.). Mathieu Valbuena leistete bei drei Toren die Vorarbeit. „Wir haben die Begeisterung auf den Rängen mitbekommen, das tut sehr gut“, sagte der Spielmacher von Olympique Marseille nach Schlusspfiff. Auch die Medien überschlugen sich mit Lob. „Das macht Lust!“, schrieb die Sporttageszeitung „L’Equipe“ am Mittwoch groß auf Seite eins.
Deschamps schlüpfte mit Blick auf die WM-Endrunde wohlwissend in die Rolle des Mahners. „Wir sind noch nicht bereit, auch wenn es dieses kollektive Verlangen gibt“, sagte der Teamchef. Noch seien zwei Wochen Vorbereitung bis zum WM-Auftakt zu absolvieren. Deschamps: „Das Wichtigste ist, dass wir am Tag des Spiels bereit sind.“ Bis dahin warten noch Tests gegen Paraguay am Sonntag in Nizza sowie Jamaika am 8. Juni in Lille. In Brasilien trifft der Weltmeister von 1998 als Favorit in Gruppe E auf Honduras (15. Juni), die Schweiz (20. Juni) und Ecuador (25. Juni).
Fiasko bei WM 2010 abgehakt
Das Fiasko bei der WM 2010 in Südafrika scheint damit endgültig abgehakt zu sein, zudem wurde bereits am Montag mit einer ungewöhnlichen PR-Aktion ein wenig Vergangenheitsbewältigung betrieben. Eine Nachbildung des Mannschaftsbusses, in dem die französische Nationalelf 2010 im südafrikanischen WM-Quartier in Knysna einen Trainingsstreik verabredet hatte, ist im Pariser Vorort La Courneuve zerstört worden.
„Der Bus von Knysna symbolisiert die Last, die eine ruhige Vorbereitung des französischen Teams auf die WM in Brasilien verhindert“, sagte ein Unternehmenssprecher des für die Aktion verantwortlichen Sportartikelherstellers (adidas). Mit Hilfe eines mit einem Gelenkarm ausgestatteten Baggers wurde der Bus unter dem Jubel der 400 geladenen Zuschauer zerstört.
Am 20. Juni 2010 hatte die Equipe um Ribery und Manchester-United-Profi Patrice Evra - die beide in Brasilien wieder dabei sind - unmittelbar vor einem Training einen Streik angezettelt. Sie wollten damit ihre Solidarität mit Stürmer Nicolas Anelka zum Ausdruck bringen. Anelka hatte den damaligen Trainer Raymond Domenech beschimpft und war deshalb vorzeitig nach Hause geschickt worden war.
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