Punktefestival gibt Selbstvertrauen
Der Aufprall des Steins, der Österreichs Footballspielern nach dem erfolgreichen Auftakt in die Heim-EM in Graz vom Herzen gefallen ist, war bis in die letzte Sitzreihe der UPC-Arena zu hören. Mit dem 49:7 über Aufsteiger Dänemark erfüllten die Österreicher nicht nur die Pflicht, sondern holten sich auch viel Selbstvertrauen für das entscheidende Gruppenspiel gegen Frankreich am Mittwoch.
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„Wir sind sehr erleichtert“, sagte Wide Receiver Laurinho Walch nach dem gelungenen Auftakt in den Katakomben der UPC-Arena. Der 21-Jährige hatte mit einem sehenswerten Punt-Return im ersten Viertel für eine kleine Vorentscheidung zugunsten der Österreicher gesorgt und den Knopf endgültig gelöst. „Am Anfang haben wir die Nervosität noch gespürt, aber dann sind wir immer besser in den Rhythmus gekommen“, so Walch. Rot-Weiß-Rot hatte gegen die Dänen Glück, nach einem Fumble von Andreas Hofbauer und einer Interception von Quarterback Christoph Gross nicht in Rückstand zu geraten.
Aggressive Dänen, nervöse Österreicher
„Die Dänen haben uns doch ein wenig überrascht. Sie haben sehr aggressiv gespielt, und wir haben uns erst anpassen müssen. Wir haben zwar ein bisschen gebraucht, aber es hat dann zum Glück funktioniert“, sagte Teamchef Jakob Dieplinger, der nach dem holprigen Start dann doch noch die richtigen Spielzüge aus seiner Taktikmappe kramte. Für Walch war die schleppende Anfangsphase dem eigenen Nervenkostüm geschuldet. „Es ist ja doch eine Heim-EM. Aber wir sind dann zum Glück ins Rollen gekommen und konnten unser Spieltempo erhöhen“, sagte der Wide Receiver der Vienna Vikings.

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Teamchef Dieplinger fand nach den Anfangsschwierigkeiten die richtigen Worte
Die Österreicher erhöhten nicht nur das Spieltempo, sondern begeisterten die Zuschauer auch mit spektakulären Spielzügen, die den Vergleich mit den prominenten Vorbildern der National Football League (NFL) nicht zu scheuen brauchen - wenn auch mit geringerem Tempo. So war der Pass von Ersatzquarterback Alexander Thury auf Christian Stefani im dritten Viertel ebenso ein Highlight wie der 93-Yard-Lauf von Runningback Felix Stadler, der beim Drittligisten Traun Steelsharks seinen Mitgliedsbeitrag bezahlt, um Football spielen zu können.
Runningback Hofbauer, der mit drei Touchdowns die meisten Punkte für die Österreicher auf den Spielbericht brachte, bedankte sich nach der Anfangsphase vor allem bei der eigenen Verteidigung: „Die Defense hat uns am Anfang im Spiel gehalten“, sagte der 21-jährige Tiroler, der das Lob für seine eigene Leistung gleich weitergab: „Ich muss mich bei meinen Mitspielern bedanken“, sagte Hofbauer, „ich habe im Prinzip nur noch reinlaufen müssen.“ Mehr ärgerte sich der Runningback über seinen Ballverlust im ersten Viertel. „So was darf mir nicht passieren. In einem engen Spiel kann so ein Fehler den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen“, so Hofbauer.
Unbekannte Kadertiefe
Gegen Dänemark blieben die beiden Ballverluste ohne Konsequenz. Die rot-weiß-rote Verteidigung hielt fast bis zum Schluss dicht. Erst als Teamchef Dieplinger seinen Stammspielern bereits eine Pause gönnte und das Team Kräfte schonte, gelangen den Dänen die Ehrenpunkte. Apropos Ersatzleute: Diese unterstrichen, dass Österreich bei dieser EM über einen ausgeglichenen Kader von seltener Tiefe verfügt. „Das ist etwas Besonderes an diesem Team, das wir bisher im Nationalteam so noch nie hatten“, sagte Teamchef Dieplinger.

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Stadler, hier bei seinem 93-Yard-Lauf, steht stellvertretend für die Kadertiefe
Der erst 20-jährige Thury ersetzte den erfahreneren Christoph Gross auf der Quarterback-Position ebenso souverän, wie Stadler und Florian Pos Hofbauer als Running Back. Für Letztgenannten ist es der Schlüssel zum ganz großen Erfolg, sprich dem ersten EM-Titel in der österreichischen Footballgeschichte. "Es ist schön, dass jeder in diesem Team zum Einsatz kommen will und, wenn er dann auf dem Feld steht, zeigt, was er kann. Tiefe im Kader ist sehr wichtig, vor allem wenn man drei Spiele in so kurzer Zeit hat“, so der Tiroler, der so wie der Rest des Teams seine Freizeit für den Traum vom EM-Titel opfert.
Publikum als großer Trumpf
Jetzt gilt die volle Konzentration der Mannschaft dem nächsten Gegner Frankreich. Die Franzosen, die sich für die EM mit sieben Spielern von kanadischen Universitäten verstärkt haben, holten bei den europäischen Titelkämpfen vor vier Jahren hinter Gastgeber Deutschland Silber und gelten auch 2014 als Kandidat für Edelmetall. Für Teamchef Dieplinger ist Frankreich in der aktuellen Zusammensetzung noch eine Stufe über die Deutschen zu stellen.
Der größte Trumpf der Österreicher sitzt auf den Tribünen. „Das Publikum ist ein enormer Faktor. Zum Glück haben wir die EM daheim“, sagte Receiver Walch Schon gegen Dänemark pilgerten 5.600 Zuschauer in die UPC-Arena und sorgten für eine Stimmung, die „Hausherr“ Sturm Graz heuer in dieser Form wohl nicht kannte. Nach der Gala gegen Dänemark werden es am Mittwoch sicher nicht weniger, sondern eher mehr sein. Vergangene Woche waren für den Schlager gegen die Franzosen bereits 3.000 Karten im Vorverkauf weg.
Karl Huber, ORF.at aus Graz
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