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Nur sechs Stunden Schlaf

Christoph Strasser hat das 4.860 Kilometer lange Nonstop-Radrennen Race Across America (RAAM) wie im Vorjahr in Rekordzeit gewonnen. Der 31-Jährige kam Mittwochfrüh (Ortszeit) nach 7 Tagen, 15 Stunden und 56 Minuten (inoffizielle Zeit) und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,4 km/h im Ziel in Annapolis (Maryland) an.

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Im Vorjahr hatte er für die Fahrt von der West- zur Ostküste der USA 7 Tage, 22 Stunden und 11 Minuten benötigt, obwohl die Strecke damals sogar ca. 80 Kilometer kürzer war. Mit seinem dritten Sieg nach 2011 und 2013 zog Strasser mit Wolfgang Fasching gleich. Sein engerer Landsmann gewann das Rennen 1997, 2000 und 2002. Strasser distanzierte die Konkurrenz bei der diesjährigen Ausgabe um 800 Kilometer. „Christoph ist in eine neue Dimension gefahren, und ich ziehe den Hut vor seiner Leistung“, zollte Fasching seinem Nachfolger Respekt.

Christoph Strasser überquert die Ziellinie

APA/lupispuma.com/Karelly

Strasser (Mi.) mit seiner Crew beim Zieleinlauf nach 4.860 Kilometern

„Absolut sprachlos“

„Ich bin absolut sprachlos, nicht nur wegen der anstrengenden letzten Woche. Es ist unglaublich für mich, dass es so eine tolle Zeit wurde - zum zweiten Mal habe ich die magische Achttagesmarke geknackt. Ich bin sehr stolz, dass ich diesen dritten Sieg wieder mit einer Rekordfahrt holen konnte“, so Strasser, der auch seinem elfköpfigen Betreuerteam dankte.

Die äußerlichen Bedingungen waren laut Strassers Rennarzt und Teamchef Rainer Hochgatterer diesmal insgesamt annehmbar. „Wir hatten zu Beginn Rückenwind, wenig Regen, insgesamt war es nicht zu heiß, und wir hatten keine unnötig langen Baustellenstopps. Dagegen hatten wir vor allem in Kansas bei Rennhälfte extrem starken Seitenwind und schwierige Bedingungen.“

Rekordtempo und Sekundenschlaf

In Summe nur rund sechs Stunden Schlaf waren dem 31-Jährigen in den vergangenen sieben Tagen gegönnt. Auf den ersten 2.490 Kilometern ruhte Strasser nur 1,5 Stunden. Bei einem beeindruckenden Schnitt von anfangs über 30 km/h lag er klar auf Rekordkurs. Kein Fahrer zuvor hatte die ersten 900 Meilen (1.450 km) mit einem Durchschnittstempo von 32,2 km/h abgespult, keiner in den ersten beiden Renntagen 950 Meilen (1.528 km) absolviert.

Christoph Strasser erschöpft während einer Radpause

Karelly/lupispuma.com

Von Strapazen gezeichnet bei Halbzeit des Rennens

Ein 15-minütiger „Powernap“ in Jefferson City war danach offenbar zu wenig, um den Schlafentzug davor zu kompensieren. Strasser schlief auf dem Rad ein. Die Schrecksekunde rüttelte auch Strassers Betreuerteam wach. Der Kurzschlaf hatte anders als zu Beginn des Rennens seine Wirkung offenbar verfehlt. „Es war zu wenig. Als Christoph nach zwei, drei Stunden plötzlich anfing, auf dem Rad einzuschlafen, entschlossen wir uns für eine 75-minütige Schlafpause“, berichtete Hochgatterer von dieser heiklen Phase des Wettlaufs gegen die Zeit.

Allen Strapazen getrotzt

Doch Strassers Probleme wurden im Finish noch größer: Neben seinen üblichen mit der Achillessehne, den Knieschmerzen und streikender Stimme übermannte ihn drückende Müdigkeit - Halluzinationen waren unweigerlich die Folge. „Ab dem siebenten Tag kann schon passieren, dass die Wirklichkeit verzerrt erscheint. Er hat das aber schon öfter erlebt und kann ganz gut damit umgehen. Er weiß, dass mit seiner Wahrnehmung etwas nicht passt“, meinte Teamchef Hochgatterer über diesen kritischen Abschnitt.

Christoph Strasser bei Sonnenuntergang auf dem Rad

Karelly/lupispuma.com

Beinahe schlaflos näherte sich Strasser Ziel und Rekord an

Außerdem musste der Steirer während der gesamten „Tortour“ mit Wind und rücksichtslosen Autofahrern kämpfen. Dennoch radelte Strasser mit der Unterstützung seiner Crew unbeirrt Richtung Ziel am Atlantik. Nachdem er letzten Dienstag (Ortszeit) in Oceanside, Kalifornien als letzter Starter ins Rennen gegangen war, überholte der Österreich von Beginn an kontinuierlich seine Konkurrenten und lag bereits vor den Rocky Mountains in Führung.

Grüner Tee zum Munterbleiben

Cola und Grünen Tee trank Strasser, um munter zu bleiben. „Alles andere wäre nicht ideal, da sonst der Verdauungstrakt zu sehr beansprucht würde“, so Hochgatterer - denn 15.000 Kalorien verbrenne sein Schützling täglich. Die Energie holt er sich durch Flüssignahrung - reich an Kohlenhydraten, Fett, Eiweiß, Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen. Eine 200-Gramm-Packung (300 Kalorien) pro Stunde, hinzu kam, je nach Temperaturen und Bedarf, ein Liter Flüssigkeit pro Stunde.

Es war die richtige Verpflegung. Jetzt freue er sich in erster Linie auf ein saftiges Steak und die erste feste Nahrung seit einer Woche, sagte Strasser. Anfänglich hielt sich der Österreicher Gerhard Gulewicz an zweiter Stelle. Der 49-jährige Oberösterreicher musste jedoch im Laufe des Rennens wegen Magen-Darm-Beschwerden aufgeben.

Rekorde von Strasser beim RAAM

  • Schnellstes RAAM: 7 Tage, 15 Stunden, 56 Minuten (2014)
  • Schnellste je beim RAAM gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit: 26,4 km/h (2014)
  • Dritter Sieg nach 2011 und 2013
  • Erster Österreicher, der beim RAAM das Double geschafft hat
  • Fünfter Fahrer, der das Double holte nach Ion Haldeman (USA), Bob Fourney (USA), Rob Kish (USA) und Jure Robic (SLO)
  • Jüngster Sieger des RAAM (2011)
  • Schnellste Anfangsgeschwindigkeit auf den ersten 900 Meilen: 32,2 km/h
  • Schnellste ersten beiden Tage: 950 Meilen in 48 Stunden
  • Erster Fahrer, der zweimal unter acht Tagen blieb

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