Themenüberblick

Vorfreude auf Österreich-Comeback

Das letzte Mal, dass in Spielberg nach einem Grand Prix die österreichische Hymne zu hören war, ist 30 Jahre her. 1984 feierte Niki Lauda den einzigen Heimsieg auf dem damaligen Österreich-Ring. 2014 könnte es wieder so weit sein, vorausgesetzt, Red Bull Racing doppelt nach dem Sieg in Kanada nach. Für die „Bullen“ ist das Comeback ein Heimspiel - für Sebastian Vettel gleich im doppelten Sinn.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Denn der 26-jährige Deutsche darf sich seit 2013 auch als Murtaler bezeichnen. Seit dem Vorjahr besitzt Vettel in der Nähe des Kreischbergs - dort, wo im kommenden Jahr Snowboarder und Freestyler um WM-Gold kämpfen - in der Gemeinde St. Georgen ob Murau, rund 60 Hektar Almfläche plus dazugehöriger Hütte. Dort, wo er selbst beim hiesigen Supermarkt einkaufen kann oder sich im Gasthaus an der lokalen Küche erfreuen kann, ohne um Autogramme angebettelt zu werden, tankt der vierfache Weltmeister Kraft und Ruhe.

Rennen vor der Haustür

Der erste Grand Prix von Österreich seit 2003 findet mehr oder weniger vor Vettels Haustür statt. Denn in einer knappen Autostunde ist der Deutsche von seiner Alm auf dem Red Bull Ring - fast schon ein Rennen „dahoam“. Daher ist die Vorfreude auf das Rennen für den Deutschen, der auch in der Schweiz ein Haus besitzt, groß. Vor allem, weil auch die Stimmung dank gezielter Maßnahmen seines Arbeitgebers Dietrich Mateschitz – Stichwort Gratisfarbe – im oberen Murtal in Sachen Grand Prix so positiv wie vielleicht noch nie ist.

„Man hat das Gefühl, dass die ganze Region und auch das ganze Land den Grand Prix wirklich herzlich empfangen“, sagte Vettel während einer von mehreren Autogrammstunden in Wien. „Es ist alles angerichtet für ein echtes Volksfest.“ Der 26-Jährige ist überzeugt, dass bei den Österreichern der Lokalpatriotismus durchschlägt und die erwarteten 225.000 Fans am Rennwochenende den Red-Bull-Boliden die Daumen drücken – auch wenn mit Vettel ein Deutscher und mit Daniel Ricciardo ein Australier an den Lenkrädern sitzen. „Es ist als Fahrer schön, wenn die Euphorie überschwappt. Dann macht das Rennfahren noch mehr Spaß“, so Vettel.

Sebastian Vettel

APA/EPA/Andre Pichette

Vettel fiebert seiner Österreich-Premiere entgegen

Dort, wo alles begann

Die Strecke selbst birgt für den Deutschen und seinen Teamkollegen nur wenig Heimvorteil. Denn so wie ein Großteil des Fahrerfeldes war Vettel bei den jüngsten F1-Gastspielen in Spielberg noch nicht im Geschäft. Mit dem Aichfeld verbindet der 26-Jährige trotzdem schöne Erinnerungen. „Als ich 13 war, bin ich dort das erste Mal in einem Formel-1-Auto gesessen. Und mit dem Red Bull Junior Team waren wir auch in Spielberg. Das sind natürlich so Highlights“, sagte Vettel, der zwei Wochen vor dem Rennen den Kurs im ehemaligen Boliden von Gerhard Berger aus dem Jahr 1988 erkunden durfte.

Dass nach dem insgesamt 28. Grand Prix von Österreich der Geschichte auch die österreichische Hymne zum zweiten Mal in der Geschichte zu hören sein wird, will zumindest Vettel nicht versprechen. Daran ändert auch der Sieg seines Teamkollegen Ricciardo zuletzt in Montreal nichts. „Da hatten wir natürlich auch etwas Glück, dass die Mercedes gehumpelt haben. Aber wir waren im richtigen Moment zur Stelle“, sagte Vettel über das erste Rennen dieser Saison, das nicht von Mercedes gewonnen wurde.

Mercedes wieder ärgern

Mehr als auf ein Problem bei Nico Rosberg und Lewis Hamilton zu hoffen, bleibt dem vierfachen Weltmeister und derzeitigen WM-Fünften in Spielberg wohl auch nicht übrig. „Man muss realistisch sein: Mercedes ist auch am Wochenende Favorit“, sagte der Deutsche. Auf der Strecke in Spielberg sind vor allem PS-Leistungen gefragt. Und da fehlt, wie man in Kanada sehen konnte, den „Roten Bullen“ im Vergleich zu Mercedes doch noch einiges.

Trotzdem bleibt Vettel wie zum Trotz optimistisch. „Wenn man sich ansieht, wo wir angefangen haben, dann schaut es schon recht gut aus“, sagte der Deutsche. „Wir versuchen, den Abstand weiter zu verkleinern, und wir wollen wieder ein Wörtchen mitreden und die da vorne richtig unter Druck setzen.“ Am Freitag dürfen die Piloten das erste Mal auf die Strecke. Und dann wird sich zeigen, wie weit das „Heimteam“ die dominanten Mercedes-Piloten unter Druck wird setzen können.

Karl Huber, ORF.at, aus Spielberg

Links: