Systemumstellung braucht Zeit
Die Saison 2013/14 würde man bei Manchester United am liebsten aus den Annalen streichen. Nur Platz sieben stand in der Premier League am Ende zu Buche, erstmals seit 1990 verpassten die „Red Devils“ den Europacup. Nach dem gescheiterten Experiment David Moyes und dem Intermezzo Ryan Giggs hat nun Louis van Gaal die Zügel in der Hand. Der Neo-Trainer fordert von den Fans aber eine Schonfrist.
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Der 62-jährige Niederländer übernahm mit einem dritten Platz als Teamchef der „Elftal“ bei der WM in Brasilien das Ruder in Manchester. Unter seiner Leitung soll United ab 16. August wieder dort mitmischen, wo man die vergangenen zwei Jahrzehnte immer zu finden war: an der Spitze. Die Erwartungshaltung ist jedenfalls groß, auch weil viele Fans gerne Giggs weiter als Trainer gesehen hätten. Doch Van Gaal fordert von den Anhängern Geduld: „Bei jedem Club, bei dem ich bisher war, waren die ersten drei Monate holprig.“
„Ein schwieriger Prozess“
Der Grund für die eingeforderte Schonfrist: Van Gaal wird das System bei Manchester United umkrempeln. Der Niederländer setzt auf ein 3-4-1-2-System, und bis das seinen Spielern in Fleisch und Blut übergeht, dauert es eben. „Danach wissen alle, was ich will, wie ich als Mensch und als Trainer bin“, sagte Van Gaal, der sich mit dem Team gerade auf Vorbereitungstour in den USA befindet. Dass er einen schwierigen Charakter hat, will der Niederländer erst gar nicht verhehlen. „Ich bin sehr direkt und spreche die Dinge so an, wie sie sind“, so Van Gaal, „das ist nicht immer einfach.“
Reuters/Ron Chenoy-USA TODAY Sports
Van Gaal geht schon in der Vorbereitung seinen Weg ohne Kompromisse
Das Wichtigste sei, das neue System in den Köpfen der Spieler zu verankern. „Ich trainiere vor allem den Kopf und nicht die Beine“, so Van Gaal, „ich möchte, dass die Spieler darüber nachdenken und verstehen, warum sie etwas tun sollen. Das ist zu Beginn ein schwieriger Prozess.“ Doch wenn das System erst fest verankert ist, dann steht laut dem neuen Trainer dem Erfolg nichts im Weg. „Wenn wir die ersten drei Monate überleben, dann wird es so sein wie bei Bayern München“, so Van Gaal, „da waren wir nach drei Monaten auch nur Siebenter in der Bundesliga.“ Am Ende der Saison 2009/10 waren die Bayern aber dann doch wieder Meister und Cupsieger.
Verjüngung hat Priorität
Auch wenn der Niederländer nicht sofort Erfolge versprechen will, auf eines können sich die Anhänger von Manchester United laut Van Gaal verlassen. Junge Talente werden verstärkt eine Chance erhalten - die teuren Neuverpflichtungen Luke Shaw und Ander Herrera hin oder her. „Ich habe damals mit Ajax Amsterdam mit der jüngsten Mannschaft aller Zeiten die Champions League gewonnen“, sagte Van Gaal, „auch bei Barcelona und Bayern sind heute Spieler noch immer dabei, die bei mir ihre erste Chance erhalten haben.“ Bei Letztgenannten verwies der Niederländer auch auf David Alaba.
Der schnelle Erfolg steht dabei nicht im Vordergrund. „Ich denke langfristig und nicht kurzfristig“, so Van Gaal. Und noch eines versprach der Niederländer vor dem Start in die neue Saison der Premier League, wo sich ManUnited mit Swansea City, Sunderland und Burnley mit eher kleinen Kalibern messen muss: Eine Privatfehde mit seinem ehemaligen Assistenten bei Barcelona, Jose Mourinho, wird es nicht geben. Der portugiesische Chelsea-Trainer hatte aufgrund der hohen Ablösesumme für Verteidiger Shaw Richtung Manchester gemotzt. „Ich spiele nicht gegen Mourinho, sondern nur unsere Teams treten gegeneinander an“, sagte Van Gaal. Am 25. Oktober wird es so weit sein.
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