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Kein Förderbedarf bei Jungstar Thiem

In der Vorwoche hat Österreichs größte Tennishoffnung Dominic Thiem beim Heimturnier in Kitzbühel für Furore gesorgt und sein erstes ATP-Finale erreicht. Der Streit zwischen dem Thiem-Clan und dem ÖTV trübt allerdings den Hype um den 20-Jährigen. Nach der Kritik von Vater Wolfgang wegen des gekündigten Fördervertrags mit dem Spieler konterte ÖTV-Präsident Ronnie Leitgeb mit einem offenen Brief.

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Der Dreijahresfördervertrag in der Höhe von 46.000 Euro pro Jahr, der im Oktober 2013 unterzeichnet worden war, „wurde seitens des Verbandes wegen der finanziellen Selbständigkeit von Dominic Thiem nach knapp einem Jahr fristgerecht aufgelöst. Eine solche Auflösung von Verträgen bei Wegfall des Förderbedarfs ist bei österreichischen Sportverbänden unisono üblich und ein gänzlich normaler Vorgang. Es ist wohl verständlich, dass öffentliche Gelder nur dort eingesetzt werden dürfen, wo auch tatsächlich Bedarf besteht“, stellte Leitgeb klar.

Für den ÖTV-Boss bestehe bei Thiem aufgrund der in diesem Jahr gewonnenen Preisgelder kein Förderbedarf mehr. „Erfreulicherweise hat Dominic 2014 einen großen Sprung gemacht und dementsprechend bisher auch schon mehr als 500.000 Euro nur aus Preisgeldern verdient. Die Fördermittel werden danach wieder in junge Sportler investiert, die den Sprung in die Weltspitze, den Dominic bereits gemacht hat, noch vor sich haben“, unterstrich Leitgeb.

„Keine Handschlagqualität“

Thiems Vater Wolfgang hatte in der vergangenen Woche beim ATP-Turnier in Kitzbühel die Einstellung der Förderung scharf kritisiert und eine Entschädigung für die kostspielige Jugendarbeit seines Sohnes gefordert. „Wir haben das als Wiedergutmachung gesehen, weil Dominic nie gefördert wurde. Ich bin die Sache einfach leid. Man sieht, dass der ÖTV keine Handschlagqualität hat. Mir reicht es“, ist der Ärger bei Wolfgang Thiem groß.

ÖTV-Boss Leitgeb schrieb in diesem Zusammenhang in seinem offenen Brief, dass Thiem-Betreuer Günter Bresnik und dessen Vater Wolfgang in den Jahren 2010, 2011 und 2012 ÖTV-Förderangebote von 15.000, 25.000 und 46.000 Euro allesamt abgelehnt hätten. „Die Begründung lautete, dass die Summen zu gering seien“, so der 55-Jährige.

Wolfgang Thiem and Karin Thiem

GEPA/Hans Osterauer

Wolfgang Thiem ist vom Vorgehen des ÖTV schwer enttäuscht

„2013 habe ich mich als neuer ÖTV-Präsident dafür eingesetzt, dass es endlich zur Annahme des Förderangebots kam. Dies vor allem unter dem Aspekt, dass Dominic auf rund Platz 280 in der ATP-Rangliste stand und wir aus Erfahrung wissen, dass gerade der Weg von dieser Position unter die Top 100 besonders teuer und betreuungsintensiv ist“, bekräftigte Leitgeb. „Ich möchte auch betonen, dass ich dies mit sportlicher Überzeugung gemacht habe, trotz ständiger verbandskritischer Äußerungen des Thiem-Managements.“

„Tennisverband als Feindbild“

Leitgeb betonte einmal mehr, dass die von Wolfgang Thiem eingeforderte Förderung „für die Vergangenheit“ schon aufgrund der Förderrichtlinien nicht möglich sei. Der langjährige Manager von Jürgen Melzer erwähnte auch, dass Thiems Vater, Bresnik sowie weitere Trainer aus der Tennisschule Bresnik vom ÖTV mehr als 130.000 Euro pro Jahr in Form von Honorarnoten für die Betreuung zweier vom ÖTV geförderter Spielerinnen und eines Spielers erhalten würden.

„Umso unverständlicher für mich, dass Wolfgang Thiem offensichtlich weiterhin den Tennisverband als Feindbild sieht, was ich persönlich bedaure. Letztendlich haben wir alle ein großes Herz für Tennis“, so der Niederösterreicher, der auf die Tennisaktie Thiem setzt. „Die Türe des ÖTV steht immer offen. Er ist die Zukunft des österreichischen Tennissports. Selbstverständlich wird er eine Einberufung für das Davis-Cup-Duell im September in Lettland bekommen.“

Rainer Titsch, ORF.at

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