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Auf den Spuren von Prost und Senna?

Den Formel-1-Fans steht 25 Jahre nach dem bitterbösen Zweikampf zwischen Alain Prost und Ayrton Senna in Suzuka die nächste Runde im packenden WM-Duell zwischen den Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg bevor.

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Beide Titelanwärter haben in Suzuka noch nie gewonnen und wollen das am Sonntag (8.00 Uhr MESZ, live in ORF eins) beim Grand Prix von Japan natürlich ändern. Vor dem 15. von 19 Saisonrennen führt der Brite in der Fahrerwertung mit 241 Punkten lediglich drei Zähler vor seinem deutschen Teamrivalen.

Bizarre WM-Entscheidung 1989

In Suzuka wurde schon oft die Weltmeisterschaft entschieden, am bizarrsten im McLaren-Stallkrieg am 22. Oktober 1989. Senna, der gewinnen musste, um seine Titelchance zu wahren, attackierte den in der WM und im Rennen führenden Prost in der 47. von 53 Runden in der engen Schikane nahe der Boxeneinfahrt. Der Franzose machte aber die Lücke zu, und beide seit Monaten in einer „Teamfeindschaft“ befindlichen Kampfhähne rutschten kollidierend in die Auslaufzone.

Ayrton Senna und Alain Prost 1989

picturedesk.com/AFP/Kazuhiro Nogi

Die Kollision war der Höhepunkt der „Teamfeindschaft“ zwischen Senna und Prost

Prost nahm an, dass die WM damit endgültig zu seinen Gunsten entschieden sei, und stieg aus seinem Boliden. Senna konnte aber mit Anschubhilfe von Streckenposten weiterfahren und überquerte trotz eines notwenigen Boxenstopps schließlich als vermeintlicher Sieger die Ziellinie. Noch vor der Siegerehrung wurde der Brasilianer allerdings disqualifiziert und der italienische Benetton-Pilot Alessandro Nannini zum Sieger erklärt. Als offizieller Grund wurde angegeben, Senna habe die Schikane nach dem Crash unrechtmäßig abgekürzt. Prost stand damit bereits vor dem Saisonfinale in Australien als Weltmeister fest.

Ayrton Senna wird 1989 in seinem Auto weggeschoben, während Alain Prost davongeht

picturedesk.com/AFP/Toshifumi Kitamura

Für Prost war der Crash das Rennende, für Senna das Ende seiner WM-Chance

Die „Rache“ Sennas folgte dann ein Jahr später ebenfalls in Suzuka. Der Brasilianer ging am 21. Oktober 1990 als WM-Leader ins vorletzte Saisonrennen und verursachte gleich in der ersten Kurve eine Kollision mit dem inzwischen zu Ferrari gewechselten Prost. Da beide Widersacher ausschieden, sicherte sich diesmal Senna, der vier Jahre später tödlich verunglückte, vorzeitig den WM-Titel.

Hamilton und Rosberg fahren um ersten Suzuka-Sieg

Auch wenn Hamilton 1989 ebenso wie Rosberg noch nicht einmal fünf Jahre alt war, kennt der Brite die historischen Zweikämpfe auf Biegen und Brechen in Suzuka. „In der Vergangenheit erlebten wir dort so prägende Momente wie die unvergesslichen Duelle zwischen Senna und Prost“, betonte der 29-Jährige, der zwar schon einmal in Japan gewonnen hat, allerdings 2007 auf der Strecke in Fuji. In Suzuka sprang für Hamilton bisher nicht mehr als ein dritter Platz heraus. Rosbergs Statistik auf der von allen Piloten geliebten Strecke fällt sogar noch schlechter aus, schaffte er es doch noch nie aufs Podest.

„Suzuka ist seit 1980 im Rennkalender, und seitdem haben alle Großen des Sports dort gewonnen. Ich werde alles geben, um meinen Namen dieser Liste hinzuzufügen“, sagte Hamilton, der die jüngsten beiden Rennen gewonnen hat und daher auf den Hattrick losgeht.

Rosberg hat dagegen durch seinen defektbedingten Ausfall in Singapur die WM-Führung verloren. Auf den Rückschlag folgte ein Kurzurlaub in Thailand, um die Akkus wieder aufzuladen. Die Devise für Japan formulierte der Sohn des finnischen Ex-Weltmeisters Keke Rosberg aber vorher unmissverständlich: „Volle Attacke!“ Mit einem Sieg wäre Rosberg wieder Leader, Hamilton würde seinerseits mit seinem achten Saisonerfolg den Vorsprung auf zumindest zehn Punkte ausbauen.

Keine Ablenkung durch Konstrukteurs-WM

„Beide werden auf einer der besten Fahrerstrecken unseres Sports versuchen, den ersten Vorteil für sich zu verbuchen“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. „Ich hoffe, dass wir von jetzt bis zur Zielflagge in Abu Dhabi einen problemfreien Kampf erleben werden“, unterstrich Hamilton, denn Siege ohne das direkte Duell mit seinem Teamrivalen machen dem Champion von 2008 weniger Spaß.

Gelingt dem erbittert um die WM streitenden Duo der achte Doppelerfolg in diesem Jahr, könnte sogar der erste Konstrukteurstitel für ein Mercedes-Werksteam in der Formel 1 fällig werden. Davon wolle man sich aber nicht ablenken lassen, betonte Wolff. Die Red-Bull-Piloten Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo dürften nur zwei Punkte einfahren, damit Mercedes schon in Japan feiern darf.

Vettel als Suzuka-Spezialist

Doch insbesondere Vierfachweltmeister Vettel liegt die Traditionsstrecke. Viermal hat der Deutsche dort bereits gewonnen, 2011 wurde er in Suzuka sogar vorzeitig Champion. „Die Atmosphäre ist unglaublich“, betonte der 27-Jährige. Zuletzt in Singapur ließ Vettel mit Platz zwei aufhorchen, auf seinen ersten Saisonsieg wartet der 39-fache GP-Gewinner, der aktuell WM-Fünfter ist, allerdings noch immer. Mit dem bekanntgegebenen Abgang von Red Bull gehörten die Schlagzeilen vor dem Rennen dennoch ihm.

Offiziell abgehakt hat Red Bull die WM-Titel noch nicht, stoppen kann sich Mercedes aber eigentlich nur noch selbst. Um nicht wie vor einem Jahr unter dem Jetlag zu leiden, blieb Rosberg in Asien. Auch Hamilton dürfte körperlich und mental bestens vorbereitet zum fünftletzten Duell um die WM 2014 antreten. „Für unser Team beginnt mit dem letzten Viertel die intensivste Phase der Saison“, prophezeite Wolff.

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