Zustand kritisch, aber stabil
Jules Bianchi ist nach seinem schweren Unfall beim Großen Preis von Japan weiterhin in „einem kritischen, aber stabilen Zustand“. Das teilte seine Familie am Dienstag mit. Ihr Sohn bleibe auf der Intensivstation des Mie-General-Krankenhauses in Yokkaichi. Er habe ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten, hieß es in der vom Marussia-Rennstall verschickten Presseerklärung weiter.
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Bianchis Angehörige sagten weiter: „Das ist eine sehr schwierige Zeit für unsere Familie“, aber die weltweite Unterstützung und Anteilnahme für Jules seien eine Quelle großen Trostes gewesen. Die Angaben der Eltern waren zugleich die ersten konkreten Hinweise auf die Schwere von Bianchis Verletzung, die er sich bei seinem Unfall beim Japan-GP am Sonntag zugezogen hatte, als er unter einen Bergekran gerast war.
Von ärztlicher Seite gibt es nach wie vor keine genauen Informationen zu Bianchis Gesundheitszustand. Auf eine Stellungnahme wird weiter gewartet. Ein ärztliches Communique werde erfolgen, sobald es notwendig sei, teilten Bianchis Eltern mit. Zumindest der Internationale Automobilverband (FIA) nahm schon am Montag dazu Stellung. Der 25-Jährige schwebe weiter in Lebensgefahr, hieß es seitens der FIA.

APA/EPA/Franck Robichon
Besorgte Mienen bei Philippe und Christine Bianchi
Wie Bianchis Eltern bezeichnete auch FIA-Sprecher Matteo Bonciani den Zustand des Marussia-Piloten als „kritisch, aber stabil“ und weiterhin „sehr, sehr ernst“. Die Eltern des Marussia-Piloten hatten die FIA um diese Mitteilung gebeten. Philippe und Christine Bianchi waren am Montag noch nicht in der Verfassung, mit der Presse zu sprechen. Behandelt wird Bianchi nun von Gerard Saillant. Der 69-jährige Franzose betreute auch Michael Schumacher nach dessen schwerem Skiunfall.
Krankenhaus schweigt weiter
Da der Terminus „stabil“ in der Medizin ein breiter Begriff ist, wird tatsächlich erst das ärztliche Bulletin Aufschluss über Bianchis aktuellen Zustand geben. Das Krankenhaus in Yokkaichi wollte sich noch nicht offiziell zu seinem derzeit prominentesten Patienten äußern. Der Franzose soll nach der ersten Notoperation am Sonntag, die laut französischen Medien offenbar gut verlaufen ist, eine weitere Gehirnblutung erlitten haben. Unbestätigten Berichten zufolge musste er intubiert und danach wieder künstlich beatmet werden.
Von offizieller Seite gab es diesbezüglich keine Bestätigung. „Kein Kommentar“ lautete die Standardantwort auf Fragen zu Bianchis Zustand. Yasuhiko Ogura, der stellvertretende Generaldirektor der Klinik, teilte mit, dass es keine Information zum Zustand Bianchis geben werde. Philippe Bianchi und Manager Nicolas Todt hielten sich ebenfalls bedeckt. Auch Marussia-Teamchef John Booth besuchte seinen in Lebensgefahr befindlichen Piloten auf der Intensivstation und sagte nachher zu den wartenden Journalisten nur: „Kein Kommentar.“

APA/AP/Shuji Kajiyama
Ein Sprecher des Spitals vertröstet die wartenden Journalisten
Mit voller Wucht in Bergekran
Bianchi war mit seinem Boliden unter den Kran gekracht, der das Auto von Adrian Sutil bergen sollte. Der deutsche Sauber-Pilot war eine Runde vorher an der gleichen Stelle wegen Aquaplanings von der Strecke abgekommen. „Ich denke, die Situation ist kritisch. Meine Gedanken sind bei ihm“, sagte Sutil sichtlich mitgenommen, Details zum Unfall des Kollegen wollte er nicht wiedergeben.
Auf Fotos war zu sehen, dass die linke Seite von Bianchis Wagen komplett zerstört war. Durch die Wucht des Aufpralls brach sogar der Überrollbügel. Eine Augenzeugin wurde in einem Fachmagazin zitiert: „Im Scheitelpunkt brach das Heck aus. Bianchi korrigierte, doch das Auto bekam einen Konter. Der Marussia rutschte quer in das Kiesbett, wo er zu springen begann. Damit wurde die Geschwindigkeit nicht verzögert.“ Das Wrack wurde von der Polizei beschlagnahmt.
Der bewusstlose Bianchi wurde von den Rettungskräften direkt nach einer ersten Untersuchung an der Strecke mit Polizeieskorte ins Krankenhaus gebracht. Die wegen seiner schweren Kopfverletzungen notwendige Notoperation habe er gut überstanden, hieß es später. Bianchi müsse nach dem Eingriff zudem nicht mehr künstlich beatmet werden. Er könne jetzt wieder selbstständig atmen. Bald darauf soll sich sein Zustand aber wieder dramatisch verschlechtert haben.
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