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Auszeit kein Thema mehr

Gregor Schlierenzauer ist nach einer enttäuschenden Olympiasaison mit anschließenden Auszeitgedanken wieder voller Tatendrang. Ermöglicht hat seinen „Neustart“ auch die Ablöse des langjährigen ÖSV-Cheftrainers Alexander Pointner. Hinter dieser hatten einige Schlierenzauer als Mitauslöser vermutet, was der Tiroler aber mit Nachdruck dementierte.

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Es habe bei Olympia in Sotschi zwar einen heftigen Disput gegeben, er habe daraufhin aber lediglich ganz allgemein Veränderungen gefordert, betonte Schlierenzauer im APA-Gespräch. Dass ihm das als Ursache für das Ende der Ära Pointner angekreidet wurde, habe ihn getroffen.

Gregor Schlierenzauer, Alexander Pointner

GEPA/Andreas Pranter

Pointner und Schlierenzauer durchlebten erfolgreiche und schwierige Zeiten

„Es war für mich speziell im April keine einfache Zeit, wo mir fast jeder die Schuld gegeben hat, dass ich den Alex abgesägt habe. Das habe ich nicht getan. Ich habe in Planica nie seinen Namen genannt, sondern immer gesagt, es muss sich im System etwas ändern. Ich habe nie gesagt: Der Alex muss weg“, so der Weltcup-Rekordgewinner.

Noch kein Treffen nach Ablöse

Es habe natürlich Differenzen gegeben, das sei aber auch in Zeiten der gemeinsamen Erfolge der Fall gewesen, stellte Schlierenzauer klar und bekräftigte, dass er von Pointner über die Jahre sehr profitiert habe. „Ich bin dankbar, dass ich ihn gehabt habe. Ohne ihn hätte ich nie 52 Siege erreicht.“ In letzter Zeit habe sich der Profit aus der Partnerschaft aber verringert. „Ich habe viel von ihm gelernt. In den letzten Jahren, so ehrlich muss man sein, war es nicht mehr das für mich.“

In Sotschi seien dann auch noch gewisse Dinge „unter der Gürtellinie“ vorgefallen, auf die er im Detail aber nicht eingehen wolle. Seit dem Frühjahr, als Heinz Kuttin als Pointner-Nachfolger installiert wurde, sei es noch zu keinem klärenden Gespräch mit dem Ex-Coach gekommen. „Ich habe mit ihm Kontakt aufgenommen am Telefon. Aber wir haben uns noch nicht getroffen, weil er auch noch nicht bereit ist, hat er gesagt“, meinte Schlierenzauer.

Ein gemeinsames Essen zur Feier seines Weltcup-Rekordes stehe noch aus. Das wolle er gerne nachholen, so der Stubaier. Womöglich erfährt er aber schon vorher in Pointners Buch „Mut zum Absprung. So entstehen Höhenflüge“, das demnächst erscheint, etwas Neues.

„Neuer Input“ spornt an

Die Verpflichtung Kuttins und erste Gespräche mit dem neuen Trainer haben Schlierenzauer darin bestärkt, doch keine Auszeit zu nehmen. „Wenn alles gleich geblieben wäre, hätte ich ein Jahr Pause gemacht. Im gewohnten System habe ich für mich keine Weiterentwicklung gesehen“, sagte Schlierenzauer, der nun wieder motiviert ist. „Jetzt ist ein Neustart da, was mir auch sehr gut taugt. Dass ich nach acht Jahren einmal etwas anderes habe, einen neuen Input bekomme.“ Er sei mit 24 Jahren nach wie vor jung und könne von jedem Trainer etwas herausholen und sich weiterentwickeln.

Gregor Schlierenzauer, Heinz Kuttin

GEPA/Daniel Goetzhaber

Heinz Kuttin will dem Weltcup-Rekordsieger zu neuen Höhenflügen verhelfen

Kuttin habe vielem vorgebeugt, indem er die Stützpunkttrainer zu seinen fixen Kotrainern gemacht habe. „Da entsteht schon einmal kein Konflikt, das ist sehr clever“, glaubt Schlierenzauer. Hinsichtlich des Materials wisse der Chefcoach über alles Bescheid. Schlierenzauer verwendet in der kommenden WM-Saison eine neue Bindung, die eine aggressivere Abstimmung mit einem ebensolchen Sprungstil ermöglicht. „Das ist notwendig, um ganz vorne mitzuspringen.“

Morgenstern-Rücktritt „extrem schade“

Die Stimmung im Team bezeichnete er als sehr gut. Es habe viele klärende Gespräche gegeben. Mit Kuttin und dessen Ideen habe er sich sofort angefreundet. Das und die zugesagte Unterstützung seiner Servicemannschaft hätten ihm wieder die nötige Motivation gegeben. „Für mich war klar: Okay, es ist ein Neuanfang. Dann war ich gleich wieder motiviert mit einem gewissen Abstand, wieder Gas zu geben.“

Der große Traum des ehemaligen Tourneesiegers und Weltmeisters ist nach wie vor Einzel-Olympiagold. Konkrete Ziele für die anstehende WM-Saison hat Schlierenzauer sich noch nicht gesetzt. Er wolle aber natürlich möglichst oft ganz vorne mitmischen. Erhöhten Druck aufgrund des Rücktritts von Thomas Morgenstern („Das ist extrem schade“) verspüre er nicht, schließlich gebe es im ÖSV-Team ja noch weitere Olympiamedaillengewinner und Tourneesieger.

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