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„Unterschiedliche Auffassungen“

Einen Monat vor der Heim-WM geht der US-Skiverband durch bewegte Zeiten. Das Herren-Team wurde vom tödlichen Lawinenunglück zweier Nachwuchsfahrer getroffen. Bei den Damen sind im Speed und im Slalom Trainer ausgetauscht worden. So arbeitet Roland Pfeifer, bisher Coach von Slalom-Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin, ab sofort bei den US-Herren.

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Begründet werden die Änderungen im Team des österreichischen Alpindirektors Patrick Riml mit „unterschiedlichen Auffassungen“. Nicht mehr dabei sind deshalb im Speed-Betreuerstab des Schweizers Stefan Abplanalp die beiden Abfahrtsassistenztrainer Pascal Hasler und Wade Bishop. Der Österreicher Hasler war auch immer wieder für das Comeback von Abfahrtsstar Lindsey Vonn abgestellt gewesen.

Mikaela Shiffrin und Trainer Stefan Abplanalp

APA/EPA/Jean-Christophe Bott

Abplanalp, Shiffrin und Co. stehen bei der Heim-WM unter Erwartungsdruck

Für die beiden springen Martin Gray und Michael Rogan ein. Auch Riml selbst („Die Philosophien waren einfach zu unterschiedlich“) packt nun verstärkt auf Damen-Seite an und wird nicht wie geplant nach Wengen und Kitzbühel fahren. Der Tiroler will sich vielmehr im letzten Monat vor der Heim-WM bevorzugt um die Damen kümmern und wird daher in Bad Kleinkirchheim, Cortina d’Ampezzo und St. Moritz sein.

Hinter Shiffrin klafft ein Loch

Gravierend wurde nach Meinungsverschiedenheiten auch im Slalom-Team eingegriffen. Der Vorarlberger Pfeifer wechselt zu den US-Herren. Luca de Marchi und Gary Miller sollen dafür sorgen, dass Slalom künftig wieder verstärkt als Team trainiert wird. Hinter der von Mutter Eileen betreuten und vom Österreicher Kilian Albrecht gemanagten Weltmeisterin Shiffrin klafft im US-Slalom-Team eine Lücke.

Zweitbeste ist derzeit Resi Stiegler, die sich nach ihrem Rauswurf im Sommer privat vorbereiten musste, ehe sie wieder mittrainieren durfte. „Es ist sicher nicht einfach, ein Team-Training rund um eine herausragende Fahrerin wie ‚Mika‘ zu machen. Wir haben das aber analysiert und auch mit ihr besprochen. Wir sind ein Team und wollen auch als solches trainieren. Das muss man unter einen Hut bringen, damit sie sich gegenseitig helfen“, erklärte Riml die Änderungen.

„Ziemlich hoher Wellengang“

Die Rolle von Shiffrins Mutter als Betreuerin und Vertrauensperson der jungen Olympiasiegerin und Weltmeisterin bleibt unangefochten. „Jeder im Team hat seine Aufgaben, um den Erfolg zu garantieren. Eileen ist für Mikaela ein wichtiger Teil und sorgt für Stabilität“, sagte Riml. Der Österreicher hofft, dass die Turbulenzen vorbei sind und sich seine sportlich so erfolgreichen Teams nun konzentriert auf die am 2. Februar beginnenden Titelkämpfe in Beaver Creek und Vail vorbereiten können.

Lindsey Vonn und Trainer Patrick Riml

GEPA/Wolfgang Grebien

Vonn zählt im Team von US-Alpindirektor Riml zu den Medaillenhoffnungen

„Wir erleben gerade einen ziemlich hohen Wellengang. Aber jetzt sollte es wieder passen - und ich hoffe sehr, dass wir uns nun wieder zu 100 Prozent auf das Skifahren konzentrieren können“, so Riml. Shiffrin selbst hat sich nach dem Lawinenunglück mit einer Facebook-Nachricht an die Öffentlichkeit gewandt. Darin bedankte sich die 19-Jährige für ihr bisheriges Leben und erinnert an die beiden verunglückten Burschen, die sich in ihrem Alter befunden hatten. Einer davon sei einer ihrer engsten Freunde gewesen, schrieb Shiffrin.

Ronnie Berlack und Bryce Astle waren vergangenen Montag ums Leben gekommen, nachdem sechs von acht US-Nachwuchsfahrer im Ötztal ins freie Gelände gefahren waren und dabei eine Lawine ausgelöst hatten. „Ich suche nach Worten, die meine Gefühle beschreiben können. Da ist viel Wut, Angst, Hilflosigkeit, am meisten aber Konfusion“, schrieb die junge Olympiasiegerin. „Das ist eine Lektion für uns alle“, meinte Shiffrin weiter. „Egal, wie gut man ist, es gibt Situation, da kann man mit den Skiern nicht einfach so davonfahren. Wenn solche Tragödien passieren, ist es das Wichtigste, nicht alleine zu sein und Unterstützung zu bekommen.“

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