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„Entscheidung gut überlegt“

Wolfgang Loitzl hat am Samstag in seinem Heimatort Bad Mitterndorf im Rahmen des Weltcup-Skifliegens auf dem Kulm sein aktive Karriereende verkündet. Drei Tage vor seinem 35. Geburtstag beendete der Teamolympiasieger von Vancouver 2010, frühere Einzel-Weltmeister und Tournee-Sieger (jeweils 2009) offiziell seine Laufbahn als Skispringer.

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Loitzl hatte zu Saisonbeginn nicht zur nötigen Topform gefunden, die Teilnahme an der Vierschanzentournee verpasst und war auch beim Skifliegen in seiner Heimatgemeinde nicht mehr am Start. „Ich habe mir die Entscheidung in den vergangenen Wochen gut überlegt und werde mich deshalb in die Skisprungpension verabschieden“, sagte Loitzl bei einer Pressekonferenz am Samstag im Vorfeld des Weltcup-Bewerbes auf dem Kulm.

Wolfgang Loitzl, 2009

GEPA/Sebastian Krauss

Loitzl nach seinem Triumph bei der Vierschanzentournee 2008/2009

„Verabschiede mich ohne Wehmut“

„Der richtige Biss ist nicht mehr da, der aber notwendig wäre, um gute Leistungen zu bringen. Vom Gefühl und vom Kopf her ist es deshalb der beste Zeitpunkt, meine Laufbahn zu beenden“, sagte der Steirer. Ausschlaggebend dafür sei freilich die aktuelle Erfolglosigkeit gewesen - und der nachlassende Biss, der notwendig wäre, um wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden. „Und nachdem ich nicht mehr der Jüngste bin, ist mir die Entscheidung nicht schwer gefallen. Ich verabschiede mich ohne Wehmut.“

Vor wenigen Tagen entschied er sich gegen das Training in Seefeld und tat den Schritt zum Privatier. „Schön, dass die Karriere in der Heimat zu Ende geht und zu einem Zeitpunkt, wo es vom Gesamtgefühl her noch am schönsten ist“, bekräftigte Loitzl.

„Brauche Zeit, um zur Ruhe zu kommen“

Der Vater von zwei Söhnen will sich nun vermehrt der Familie widmen, einer der Buben ist schon als Skispringer aktiv. „Jetzt bietet sich die Möglichkeit, das nachzuholen, was ich in den letzten Jahren versäumt habe. Die anderen Dinge lasse ich auf mich zukommen“, sagte Loitzl. „Ich war fast 20 Jahre als Skispringer unterwegs, jetzt brauche ich Zeit, um zur Ruhe zu kommen.“

Damit trat nach Martin Koch und Thomas Morgenstern, die beide am Samstag am Kulm anwesend waren, ein weiteres Mitglied des ÖSV-Erfolgsteams zurück. Loitzl galt als Junioren-Weltmeister von 1998 als großes Talent, dennoch musste er auf seinen ersten Einzel-Erfolg lange warten.

Tournee-Sieg als persönliches Highlight

Erst im 223. Bewerb gelang der erste Sieg. Nach dem Triumph in Garmisch-Partenkirchen am 1. Jänner 2009 flog der Bad Mitterndorfer auf Wolke sieben, gewann auch in Innsbruck und Bischofshofen und eröffnete so die ÖSV-Siegesserie bei der Tournee (sieben Erfolge), ehe er wenige Tage später in Zakopane seinen vierten und letzten Weltcup-Erfolg feierte.

Die Tournee 2008/09 sei auch das Highlight seiner Karriere gewesen, sagte Loitzl im Rückblick. „Dort habe ich richtig gespürt, was möglich ist. Das war das Schönste, das ich als Springer erleben durfte“, betonte der Mitterndorfer und stellte diesen Erfolg sogar noch über den WM-Titel auf der Normalschanze in Liberec 2009 und über den Team-Olympiasieg in Vancouver 2010.

In Erinnerung bleibt Loitzl, der 2009 auch zum Sportler des Jahres gekürt wurde, aber auch als langjähriges, verlässliches Mitglied des ÖSV-Erfolgsteams und als Gewinner von acht Team-Goldmedaillen (eine bei Olympia, sechs bei der WM, eine bei der Skiflug-WM zwischen 2001 und 2013). Dazu kommen zehn Team-Siege im Weltcup.

„Als Tourist“ bei den Winterspielen 2006

Ausgesorgt habe er aber nicht, meinte Loitzl, der die zwei Wochen „als Tourist“ bei den Winterspielen 2006 als schlimmsten Moment seiner Karriere bezeichnete. „Wenn man den richtigen Sponsor hat, kann man sehr viel verdienen“, sagte Loitzl auch in Richtung von Morgenstern. „Aber ich hatte auch einige sehr erfolgreiche Jahre.“

Manch ein Trainer hatte Loitzl in dessen langer Karriere mangelnden Einsatz vorgeworfen und gemeint, dieser hätte mehr herausholen können. Doch der Familienvater blickte ohne Wehmut zurück. „Es hat sicher Zeiten gegeben, wo ich zu wenig investiert habe, die Zeiten mit Material- und Reglementwechsel waren schwierig. Es hat nicht immer alles wie gewünscht funktioniert, aber es sind die Hochs und die schönen Momente, die in Erinnerung bleiben.“

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