Herbst als bester ÖSV-Läufer auf Rang 14
Felix Neureuther hat sich am Samstag mit einer Aufholjagd im zweiten Durchgang den Sieg beim Slalom in Wengen geholt. Der 30-jährige Deutsche stürmte in der Entscheidung auf dem Lauberhorn noch vom fünften auf den ersten Platz und gewann am Ende 0,20 Sekunden vor dem italienischen Adelboden-Sieger Stefano Gross. Auf Rang drei landete beim Klassiker der Norweger Henrik Kristoffersen (+ 0,44).
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Die ÖSV-Herren verzeichneten indes nach dem Einfädler von Marcel Hirscher im ersten Lauf das schlechteste Slalom-Ergebnis in Wengen in der Geschichte. Erstmals landete kein ÖSV-Läufer in den Top Ten, persönliche Erfolgserlebnisse gingen sich aber aus. Reinfried Herbst holte mit Rang 13 (2,34) sein bestes Saisonergebnis. Benjamin Raich belegte Platz 15 (2,60). Unmittelbar dahinter verbuchte der 21-jährige Michael Matt in der Entscheidung sogar Laufbestzeit und kam auf den 17. Platz (2,64). Sein 14 Jahre älterer Bruder Mario beendete erstmals in dieser Saison ein Rennen und wurde 19. (2,82).

Reuters/Ruben Sprich
Gross, Neureuther, Kristoffersen: Das Siegerbild beim Klassiker in Wengen
Zweiter Lauf ist Neureuther „genial aufgegangen“
Mann des Tages war Neureuther. Bei schwierigen, sehr ruppigen Pistenverhältnissen bei dem auf Samstag vorverlegten Rennen legte der Deutsche bei dichtem Schneefall als 29. Läufer in der Entscheidung noch die zweitbeste Zeit hin. Während die Gegner so ihre Probleme hatten, holte Neureuther noch 0,55 Sekunden auf den zur Halbzeit Führenden Mattias Hargin auf. Der Schwede fiel sogar noch auf Platz sechs (0,96) zurück und muss weiter auf seinen ersten Weltcup-Sieg warten. Gross und Kristoffersen konnten hingegen ihre Platzierung im zweiten Durchgang verteidigen.
„Ich wusste, dass ich extrem Gas geben muss, damit da noch etwas drinnen ist. Der zweiten Durchgang ist mir genial aufgegangen. Ich bin natürlich extrem happy“, sagte Neureuther, der überdies gehandicapt in den ersten Lauf gegangen war. „Seit meinem Autounfall vor den Olympischen Spielen (Schleudertrauma, Anm.) gibt es Tage, da habe ich Migräneattacken, das beeinträchtigt mein Sichtfeld. Da sehe ich auf dem linken Auge nur noch die Hälfte“, so der Deutsche. Im zweiten Durchgang hatte der elffache Weltcup-Sieger dank einer Behandlung dieses Problem wieder im Griff.
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Im Kampf um den Sieg war Felix Neureuther ein Klasse für sich
Hirscher im Slalom-Weltcup überholt
Mit dem zweiten Saisonsieg überholte Neureuther auch Hirscher, der erstmals seit dem Slalom in Schladming im März 2012 eingefädelt hatte, im Disziplinen-Weltcup und führt vor den Klassikern in Kitzbühel und Schladming 44 Punkte vor dem Österreicher. „Derzeit ist mir die Farbe des Trikots noch nicht so wichtig. Mit einem Sieg im Kreuz nach Kitzbühel zu kommen ist aber schon ein spezielles Gefühl. Das macht die Sache aber nicht unbedingt einfacher“, sagte Neureuther. Im Gesamtweltcup blieb alles beim Alten: Hirscher führt weiter 212 Punkte vor dem Norweger Kjetil Jansrud.
Kleiner Lichtblick für die ÖSV-Routiniers
Aus ÖSV-Sicht setzte es das schlechteste Wengen-Ergebnis seit 1975. Damals hatte Hansi Hinterseer im Slalom den zehnten Platz belegt. Trotzdem herrschte bei den Österreichern ein wenig Erleichterung. Das beste Saisonergebnis von Herbst war bisher Rang 15, entsprechend groß war die Freude über eine Verbesserung von sieben Plätzen in Lauf zwei. „Das ist schon etwas wert. Endlich, endlich habe ich es im Rennen runtergebracht. Das war eine gute Ansage für die Slaloms in Österreich“, so der Salzburger, der beim Set-up auf eine aggressivere Einstellung umgestiegen ist.

GEPA/Mario Kneisl
Reinfried Herbst gelang in der Entscheidung ein Sprung von Rang 20 auf 13
Auch Mario Matt war froh, nach fünf Ausfällen wieder das Ziel gesehen zu haben. „Es war ein schneller und flüssig gesetzter Lauf, da musste man von oben bis unten Vollgas geben. Passagenweise ist mir das recht gut gelungen. Aber dann merke ich wieder, wie mir das Vertrauen abgeht. Speziell im unteren Teil habe ich den langen Schwung total abgewürgt. Das will ich zwar nicht, aber es ist im Hinterkopf drinnen. Wichtig ist jetzt eine Zielankunft. Auf dem kann man aufbauen und bei den nächsten Rennen wieder angreifen“, sagte der Olympiasieger, der auch seinen Startplatz in der Topgruppe verloren hatte.
Michael Matt setzt ein Ausrufezeichen
Fast noch mehr Freude hatte Matt mit seinem jüngeren Brüder Michael. Der 21-Jährige erzielte mit Startnummer zwei im zweiten Durchgang Laufbestzeit und war dabei 0,31 Sekunden schneller als Neureuther. Der Lohn war eine Verbesserung um 13 Plätze. „Ich wollte einfach nur voll angreifen und das umsetzen, was ich kann. Das ist mir gelungen. Jetzt möchte ich da weitermachen, wo ich heute aufgehört habe“, sagte der Tiroler, der in seinem fünften Weltcup-Rennen erstmals Punkte holte und mit der hohen Startnummer 63 ins Rennen gegangen war.

GEPA/Wolfgang Grebien
Vom Stil her kann Michael Matt seine Verwandtschaft zu Mario nicht leugnen
Für Mario war die Leistung des Bruders eine „super Ausrufezeichen“. Auch im ÖSV-Lager wird man ein wenig aufatmen, dass ein Talent sein Potenzial gezeigt hat. „Er ist auch schon im ersten Durchgang sehr gut gefahren und hat sich trotz eines Fehlers noch qualifiziert. Im zweiten Lauf hat er den Ski speziell im Steilhang ganz lässig hinunter gedrückt. Ich wusste, dass er sehr schnell sein kann. Im Training war er dabei. Es freut mich, dass es für ihn aufgegangen ist“, sagte Mario über Michael, der im Herbst einige Wochen nicht trainieren konnte.
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