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„Viel Vertrauen zu sich selbst“

Tina Maze hatte die Lacher auf ihrer Seite, als die bei der Kombi-Siegerehrung neben ihr sitzende Nicole Hosp erzählte, wie sehr sie gehofft habe, Maze würde im Slalom langsamer fahren, damit die Tirolerin doch noch Gold gewinnt. „Ich war eh schon so langsam, mehr geht nicht“, erwiderte Maze. Die 31-jährige Slowenin ist trotz ihrer „langsamen“ Fahrt die erste Doppelweltmeisterin der WM 2015.

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Die für US-Star Lindsey Vonn angedachte Rolle, Nummer eins der WM zu sein, übernahm Maze mühelos. Nur im Super-G musste sie sich im Auftaktrennen Anna Fenninger um 0,03 Sekunden geschlagen geben. Sie revanchierte sich an der Salzburgerin mit 0,02 Sekunden Vorsprung in der Abfahrt. „Was sie bei dieser WM leistet, da kann ich nur diesen machen“, sagte die Kombi-Zweite Hosp und nahm als Zeichen des Respekts ihre Haube vom Kopf.

Klementina schlägt vor Freude ein Rad

Die Slowenin ist zu Recht in Feierlaune. Sie schlug nach Kombi-Gold im Zielraum vor Freude sogar ihr altbekanntes, aber lange nicht mehr gezeigtes Rad, und Journalisten wollten dann sogar den korrekten Vornamen der 31-jährigen Slowenin wissen. „Klementina“ war die Antwort. Was bis Montag auch wenig bekannt war: Die Fahrt zu Abfahrtsgold hat das rechte Knie von Maze so mitgenommen, dass sie seitdem dreimal am Tag behandelt werden muss.

Tina Maze (SLO) schlägt nach ihrem Kombinationssieg ein Rad

APA/EPA/John G. Mabanglo

Vor Freude über Kombi-Gold stand Maze Kopf

Wie viel Kraft ihr Mammutprogramm mit fünf WM-Starts in Vail/Beaver Creek dennoch kostet, konnte man Maze aber nach der Kombination ansehen. Sichtlich erschöpft saß sie bei der Pressekonferenz. „Ich mache jetzt eine Pause“, kündigte sie an. Der Teambewerb am Dienstag war allerdings der einzige Wettbewerb, den Maze ausließ. Im RTL am Donnerstag (18.15 Uhr und 22.15 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) geht es schon wieder um die nächste Medaille.

Fünf Medaillen im Visier

Von ihren 26 Weltcup-Siegen hat Maze 14 im Riesentorlauf geschafft. Das Ziel von fünf Podestplätzen bei einer WM ist daher weiter realistisch. Sie wandelt damit auf den Spuren von Lasse Kjus, Benjamin Raich und Anja Pärson, die bei den Weltmeisterschaften 1999 in Vail, 2005 in Bormio bzw. 2007 in Aare jeweils fünf Medaillen geholt hatten.

Erfolgreichste WM-Starterinnen Damen

Name Gold Silber Bronze Gesamt
1. Christl Cranz (GER) 12 3 - 15
2. Marielle Goitschel (FRA) 7 4 - 11
3. Anja Pärson (SWE) 7 2 4 13
4. Erika Hess (SUI) 6 - 1 7
5. Annemarie Moser-Pröll (AUT) 5 2 2 9
6. Mikaela Shiffrin (USA) 5 1 1 7
7. Janica Kostelic (CRO) 5 - - 5
8. Tina Maze (SLO) 4 5 - 9
9. Hanni Wenzel (LIE) 4 3 2 9
10. Pernilla Wiberg (SWE) 4 1 1 6
12. Tessa Worley (FRA) 4 - 1 5
12. Renate Götschl (AUT) 3 4 2 9
13. Nicole Hosp (AUT) 3 3 3 9
14. Inge Wersin-Lantschner (AUT) 3 3 - 6
15. Michaela Kirchgasser (AUT) 3 2 2 7
16. Anna Veith (AUT) 3 2 1 6
. Vreni Schneider (SUI) 3 2 1 6
18. Trude Jochum-Beiser (AUT) 3 2 - 5
19. Rosi Mittermaier (GER) 3 1 - 4
20. Maria Walliser (SUI) 3 - 1 4
21. Deborah Compagnoni (ITA) 3 - - 3

„Es wäre großartig, das hier zu schaffen.“ Des einen Freud, des anderen Leid. Vonns Tränen nach der nächsten verpassten WM-Medaille in der Kombi konnte Maze nachvollziehen. „Ich weiß genau, wie das Gefühl ist, wenn die Dinge nicht laufen, wie du willst. Das ist mir auch schon passiert, und das ist nicht einfach“, sagte die Slowenin.

Tina Maze (SLO) und Nicole Hosp (AUT)

APA/EXPA/Johann Groder

Maze und Hosp haben bei der WM in Vail/Beaver Creek allen Grund zu lachen

„Man braucht einfach viel Vertrauen zu sich selbst. Ich bin mir sicher, dass sie schon in den nächsten Rennen wieder eine gute Konkurrentin sein wird“, betonte die mit 31 Jahren und 283 Tagen älteste Weltmeisterin der Geschichte. Sind für sie die fünf Medaillen möglich? „Am Start denke ich nie an Medaillen. Erst nachher. Ich hoffe, es ist möglich, in jedem Event am Podium zu sein. Aber ich muss mich wirklich gut konzentrieren.“

Trainerwechsel brachte frischen Wind

„Man hat nicht jeden Tag den ganz großen Hunger nach Siegen“, so Maze, der vor allem im Winter nach ihrer Rekordsaison 2013, als sie mit mehr als 2.000 Punkten den Gesamtweltcup gewonnen hatte, die notwendige Energie zu fehlen schien - ausgerechnet vor Olympia. Die enge Verschränkung Trainer/Freund funktionierte nicht mehr wunschgemäß. Doch ein Trainerwechsel, weg von ihrem Lebensgefährten Andrea Massi hin zu Valerio Ghirardi, rettete die Situation und brachte neues Leben in die Skifahrerin Maze.

Sie fuhr mit zweimal Gold (Abfahrt und Kombination) aus Russland nach Hause. Massi beschränkt sich seither auf Konditionstraining und Organisation, für den Rest ist Ghirardi zuständig. Das Resultat ist aktenkundig: Maze führt wieder den Weltcup an und ist beim Großereignis die Medaillenabräumerin. Ob das auch noch 2017 in St. Moritz so sein wird, ist für die Slowenin derzeit kein Thema. „Ich will die Saison konzentriert zu Ende fahren, und dann entscheide ich, wie es weitergeht.“

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