„Plötzlich wirst du zum Hype“
Elf Bundesliga-Tore in elf Saisonspielen, elf Pflichtspieltreffer im Jahr 2015, acht Tore allein in einer Woche - Bas Dost ist ein Phänomen. Aktuell hat europaweit nur Cristiano Ronaldo eine noch besser Torquote als der niederländische Torjäger vom VfL Wolfsburg. Dabei galt der Strafraumstürmer alter Prägung noch vor nicht allzu langer Zeit als gescheitert beim VfL und als schwer vermittelbarer Wechselkandidat.
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Auch weil Dost lange Zeit und immer wieder verletzt gewesen war, war er in Wolfsburg oft bestenfalls nur zweite Wahl. Der 25-Jährige war unzufrieden und wollte weg. Dosts Berater belagerte Trainer Dieter Hecking regelrecht. „Ich habe gesagt: Wir müssen nicht reden, er muss nur fit werden“, berichtete der VfL-Coach nun. Nun ist Dost topfit, machte die Wintervorbereitung ohne Probleme mit und steigerte sich zum eiskalten Vollstrecker vor dem gegnerischen Tor.

AP/Markus Schreiber
Taucht Dost vor dem Tor auf, brennt es für die Gegner lichterloh
Ein Mitgrund dafür war sicher der Wechsel von Ivica Olic. Damit verließ ein Konkurrent von Dost im Sturm den Club in Richtung Hamburger SV. „Mag sein, dass das eine Rolle spielt“, mutmaßte VfL-Sportchef Klaus Allofs. Für Olic kam mit Andre Schürrle von Chelsea ein ganz anderer Spielertyp. „Das war ein wichtiges Zeichen und ein Riesenvertrauensvorschuss an ihn“, so Hecking. Dost braucht den Rückhalt des Trainers für sein Selbstvertrauen.
Gutes Gefühl, aber noch nicht alle Zweifel beseitigt
Denn Emotionen sollen bei Dost dem Vernehmen nach eine große Rolle spielen. Lange Zeit pendelte seine Gefühlswelt zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt - auch für seine Mitspieler nicht immer leicht. Nach ersten Torerfolgen hat sich das nun grundlegend geändert. „Das Gefühl jetzt ist sehr gut“, berichtete der Torjäger nach seinem erneuten Doppelpack am Sonntag gegen Hertha BSC. „Für mich ist momentan sehr viel Spaß da. Ich hoffe, dass das noch lange bleibt.“
Die Clubverantwortlichen zeigen sich angesichts der momentanen Entwicklung natürlich höchst erfreut. "Für einen Stürmer ist es natürlich toll, wenn er so eingesetzt wird", hob Allofs - früher selbst ein Stürmerstar - auch die Stärke von Dosts Mitspielern hervor. Wer vor einem Kevin de Bruyne oder Schürrle oder Vieirinha spiele, könne auch als Torjäger glänzen. Dost profitiert laut Allofs vom absolut Champions-League-reifen VfL-Kader.
Trotz seiner Tore am Fließband klingen beim VfL aber immer noch Zweifel durch. Vielleicht, weil Dosts holprige Anfangszeit in Wolfsburg noch nicht vergessen ist. Auch weil Dost immer noch größte Chancen teilweise liegen lässt. „Bas hat eigentlich gar nicht so gut gespielt", sagte Hecking etwa am Sonntag. "Er hat nur immer genau richtig gestanden.“ Auch der Torserie scheinen sie beim VfL nicht recht zu trauen. „Wir sollten nicht die Erwartung haben, dass er jetzt jedes Spiel doppelt und dreifach trifft“, meinte Hecking. „Und dennoch schauen wir immer, wo wir uns noch verbessern können“, meinte wiederum Allofs.
Reizthema Nationalteam
„Da muss Arjen Robben aufhören zu treffen“, sagte Dost selbst zu seinen Chancen, am Saisonende Torschützenkönig zu werden. Bayerns Robben hat schon 16 Tore geschossen, allerdings auch 18 Spiele absolviert. Frankfurts Alex Meier schoss 14 Treffer in 21 Spielen. Dost hat elf Tore aus nur elf Spielen - die Quote spricht für den Niederländer. „Als Stürmer guckt man da immer drauf“, gestand Dost dann doch noch. Ein Ansatz von Ladehemmung ist nicht in Sicht.

AP/Kerstin Joensson
Dosts Landsmann Arjen Robben würde im Nationalteam auf den Goalgetter warten
Kein gutes Thema für Dost ist derzeit das niederländische Nationalteam. „Das interessiert mich gar nicht“, fauchte der Stürmer zuletzt. Dabei stimmt das gar nicht, wie Dost selbst verdeutlichte: Eine Einladung zur Elftal „würde schön sein“. Auch in der seit jeher auf schönes Spiel ausgerichteten Oranje-Nationalelf werden „nur“ knipsende Strafraumstürmer eher kritisch beäugt.
Ein anderes Thema bringt Dost zum Grinsen. „Vor drei Wochen kennt dich niemand, und plötzlich wirst du zum Hype", sagte er über die Begeisterung um ihn. Seit er trifft, hat sich ein Trend auf Twitter entwickelt: Unter #Dostfilme posten Nutzer unentwegt umgedichtete Filmtitel. Etwa: "Dost in Translation“, „From Dost till Dawn“, „Ein Quantum Dost“ oder „Wenn der Dostmann zweimal klingelt“.
Deutsche Bundesliga, 22. Runde
Freitag:
Stuttgart - Dortmund 2:3 (1:2)
Tore: Klein (32./Elfer), Niedermeier (91.) bzw. Aubameyang (25.), Gündogan (39.), Reus (89.)
Klein und Harnik spielten bei Stuttgart durch
Samstag:
Paderborn - Bayern München 0:6 (0:2)
Tore: Lewandowski (24., 38.), Robben (64./Elfer, 86.), Ribery (72.), Weiser (78.)
Rote Karte: Hartherz (63./Paderborn)
Alaba spielte bei Bayern durch
Schalke - Bremen 1:1 (0:0)
Tore: Meyer (62.) bzw. Prödl (92.)
Fuchs bei Schalke und Junuzovic bei Bremen spielten durch, Prödl bei Bremen ab der 85. Minute
Augsburg - Leverkusen 2:2 (0:1)
Tore: Caiuby (59.), Hitz (94.) bzw. Drmic (8.), Reinartz (85.)
Manninger saß bei Augsburg auf der Bank
Mainz - Frankfurt 3:1 (1:1)
Tore: Clemens (39.), Geis (47.), Malli (50.) bzw. Aigner (35.)
Gelb-Rote Karte: Zambrano (83./Frankfurt)
Baumgartlinger spielte bei Mainz durch
Freiburg - Hoffenheim 1:1 (1:1)
Tore: Höhn (26.) bzw. Volland (39.)
Rote Karte: Torrejon (92./Freiburg)
Köln - Hannover 1:1 (1:1)
Tore: Ujah (17.) bzw. Joselu (5.)
Gelb-Rote Karte: Pereira (91./Hannover)
Wimmer spielte bei Köln durch
Sonntag:
Hamburger SV - Mönchengladbach 1:1 (0:0)
Tore: Stieber (73.) bzw. Hrgota (92.)
Stranzl spielte bei Gladbach durch
Wolfsburg - Hertha BSC 2:1 (1:1)
Tore: Dost (10., 74.) bzw. Schieber (30.)
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