Keine Spur von Zitter- oder Arbeitssieg
Österreichs Nationalmannschaft hat am Freitag gegen den kleinen Nachbarn Liechtenstein groß aufgespielt. Am Ende wurde es nicht wie im Vorfeld eventuell befürchtet ein Arbeits- oder Zittersieg, sondern ein souveräner 5:0-Erfolg, der einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung EM-Endrunde 2016 in Frankreich darstellte. „Das war eine große Leistung“, lobte ÖFB-Teamchef Marcel Koller die Vorstellung seiner Elf.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Auch die Spieler waren nach der mehr als positiv absolvierten Pflichtübung, die laut Martin Harnik allerdings „das erwartet schwere Spiel war“, rundum zufrieden. Zlatko Junuzovic, Assistgeber zum 1:0 und Torschütze zum 4:0, sagte: „Das war ein gelungener Abend. Ich war beeindruckt, wie wir aufgetreten sind. Wir haben das Spiel in die richtige Bahn gelenkt. Wir haben 90 Minuten Pressing gespielt und Liechtenstein nie in Ruhe gelassen. Das hat richtig Spaß gemacht.“

GEPA/Christian Ort
Nicht nur Zlatko Junuzovic erfüllte Kollers Erwartungen
Die aggressive Leichtigkeit
Die Ungewissheit vor der Partie über den Spielverlauf war schon in der 16. Minute durch den Doppelschlag von Martin Harnik und Marc Janko vom Tisch. Die ÖFB-Spieler absolvierten die Partie mit der von Koller geforderten Konzentration und Entschlossenheit. In einigen Phasen legten die Österreicher sogar eine gewisse Leichtigkeit an den Tag, blieben aber auch aggressiv und agierten wie ein Team, dass unbedingt zur EM will. „Ich bin absolut zufrieden. Die Spieler haben alles umgesetzt, was wir verlangt haben“, freute sich Koller.
„Wir waren fokussiert und hatten die nötige Spannung. In der Pause habe ich gefordert, dass wir nicht nachlassen dürfen. Das hat die Mannschaft hervorragend umgesetzt“, sagte der Teamchef. „Wir haben sie nicht atmen lassen. Das war ein hochverdienter Sieg, an dem es keinen Zweifel gab“, war auch Stürmer Janko von der konsequenten Leistung des Teams angetan. Junuzovic strich wiederum Kombinationen und Spielfreude heraus und sprach von „einem sehr guten Tag“.
Der gestiegene Reifegrad
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass das ÖFB-Team vor allem auswärts auch gegen kleine Gegner oft seine liebe Not hatte. Als bestes Beispiel dient Liechtenstein selbst. Die jüngsten drei Duelle gingen mit 1:0, 2:0 und 2:1 wesentlich knapper aus. Auch bittere Punkteverluste, die am Ende zum Sargnagel in einer Qualifikation wurden, waren nicht selten dabei. So gesehen darf der klare 5:0-Sieg als klare Weiterentwicklung des Teams erachtet werden.
„Mit solchen Siegen untermauern wir, dass wir reifer geworden sind“, ließ Janko keinen Zweifel an der gestiegenen Professionalität zu. „Man sieht, dass wir eine sehr gute Entwicklung gemacht haben“, betonte Harnik und sprach ebenfalls von einer höheren Reife. Koller meinte diesbezüglich: „Das zeichnet große Mannschaften aus, dass sie den kleineren Teams ihre Leistung aufzwingen.“ Durch die Bank strichen die Spieler aber den hervorragenden Teamgeist heraus. „Wir sind eine Einheit, jeder kämpft für jeden“, sagte Koller.
Die Erlösung für Arnautovic
Diese Geschlossenheit zeigte sich vor allem bei Marko Arnautovics Tor zum 5:0-Endstand. Seit Juni 2012 war der Stoke-Legionär ohne Treffer im ÖFB-Team und vergab auch davor einige hochkarätige Chancen. In der Nachspielzeit belohnte sich Arnautovic aber doch noch für seine starke Leistung. Während dem 25-Jährigen eine Last von den Schultern fiel, droschen ihm seine Teamkollegen förmlich auf die selbigen und freuten sich ausnahmslos mit ihm. „Das gehört sicher zu meinen schönsten Momenten im Nationalteam. Solche Teamkollegen hat man nicht immer“, freute sich Arnautovic.

APA/Robert Jäger
Allgemeine ÖFB-Freude mit Marko Arnautovic
Teamchef Koller strich allerdings auch die starke Leistung vor seinem Tor heraus: „Er hat viel gearbeitet und sich selbst belohnt. Das ist natürlich top für ihn, dass ihm das Tor in den letzten Sekunden gelungen ist.“ Janko betonte, dass Arnautovic zwar länger keinen Treffer erzielt hatte, aber immer wieder für Assists gut war. „Ich denke da etwa an den Treffer von Rubin Okotie im Montenegro-Spiel. Das war eigentlich auch Markos Tor. Genau wie meines heute (2:0 nach Arnautovic-Stanglpass), das ging voll auf Markos Kappe.“
„Die Hälfte des Weges ist gegangen“
Zur Halbzeit der EM-Quali führt Österreich damit weiter vier Punkte vor Schweden. Nach dem vierten Auswärtssieg in Serie und einem Torerfolg in den letzten 13 Spielen wurde Koller aber weiter nicht müde, gebetsmühlenartig zu betonen, dass noch lange nichts erreicht ist. „Wir schauen weiter von Spiel zu Spiel und wollen nicht rechnen. Wenn es rechnerisch geschafft ist, dann jubeln wir“, sagte der Schweizer, für dessen Team die EM-Quali am 14. Juni auswärts in Russland fortgesetzt wird.
Die Leistung in Liechtenstein gibt aber trotzdem allen Grund, auf einen positiven Abschluss der EM-Qualifikation zu hoffen. „Wenn wir mit dieser Konzentration und Einstellung weitermachen, können wir es schaffen“, erklärte Junuzovic. „Wir spielen eine sehr gute EM-Qualifikation. Es ist aber erst die erste Hälfte des Weges gegangen. Wir haben noch schwere Auswärtsspiele vor uns“, warnte Harnik vor den Partien in Russland, Schweden und Montenegro. Und Janko meinte abschließend: „Wir dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen. Mal schauen, wo die Reise hingeht.“
Christian Wagner, ORF.at aus Vaduz
Links: