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Zwei Spielhälften wie Tag und Nacht

Titelverteidiger Red Bull Salzburg hat am Sonntag im Schlager der 28. Bundesliga-Runde gegen Rapid den wohl entscheidenden Schritt in Richtung Meisterteller verpasst, den Vorsprung auf die Grün-Weißen aber bei sechs Punkten gehalten. Vor 26.800 begeisterten Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion lag der Tabellenführer in einem schwer umkämpften und enorm spannenden Schlager 3:0 in Führung, musste sich letztlich aber mit einem 3:3 begnügen.

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Tore von Valon Berisha (3.), Jonatan Soriano (18.) und Ex-Rapidler Marcel Sabitzer (32.) bescherten den Salzburgern in einer hochdramatischen Partie mit zwei völlig unterschiedlichen Spielhälften eine vermeintlich komfortable Führung. Eine Rote Karte gegen Salzburg-Außenverteidiger Andreas Ulmer kurz vor der Pause (42.) und die Rapid-Treffer durch Robert Beric (52.) und Philipp Schobesberger (59.) verwandelten das Match aber in einen Krimi. Als in der 80. Minute auch der Rapidler Mario Pavelic mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war, sorgte „Joker“ Philipp Prosenik mit seinem Ausgleichstor in der 92. Minute noch für die sensationelle Wendung.

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Prosenik trifft in der Nachspielzeit

Die Aufholjagd der Hütteldorfer wurde in der Nachspielzeit belohnt. Nach drei abgeblockten Schüssen traf „Joker“ Philipp Prosenik zum umjubelten Ausgleich.

Salzburger Traumstart durch Berisha

Dabei hatte Salzburg-Coach Adi Hütter seine Abwehr umbauen müssen. Der gesperrte Innenverteidiger Martin Hinteregger und der verletzte Außenmann Christian Schwegler waren bei perfekten äußeren Bedingungen zum Zuschauen verurteilt. Rechts außen startete daher Benno Schmitz, im Zentrum wurde Duje Caleta-Car neben Stefan Ilsanker aufgeboten. Hütters Gegenüber Zoran Barisic begann mit einer im defensiven Mittelfeld massiven Elf. Steffen Hofmann war trotz seiner Wadenprobleme von Beginn an dabei.

Die eiskalte Dusche für die Grün-Weißen konnte aber auch der deutsche Kapitän nicht verhindern. Knapp zweieinhalb Minuten waren gespielt, als Berisha nach einer schönen Salzburger Kombination über vier Stationen plötzlich mutterseelenallein knapp innerhalb des Sechzehners zum Abschluss kam. Berisha zielte mit dem rechten Innenrist eiskalt und überlegt in die rechte lange Ecke und bescherte den „Bullen“ damit einen Traumstart. Rapid war wütend - Mannschaft, Trainer und vor allem Fans.

Rapid emotional - Salzburg gnadenlos effizient

Jeder Pfiff oder Nichtpfiff von Schiedsrichter Rene Eisner wurde in den nächsten zehn Minuten heftig kritisiert und mit einem gellenden Pfeifkonzert quittiert. Der Meister ließ sich davon kaum aus der Ruhe bringen. Im Mittelfeld behakten einander die Top Zwei der österreichischen Bundesliga durchaus heftig. Sobald es in Richtung Strafräume ging, gingen allerdings vor allem Rapid die Ideen aus. Die Stimmung im Prateroval war dennoch prickelnd - wie immer bei Aufeinandertreffen dieser beiden Clubs.

Weniger emotional als Rapid, dafür aber mit geradezu beängstigender Effizienz verpassten die Salzburger dann dem Spiel eine frühe Vorentscheidung. In der 18. Minute schickte Ex-Rapidler Marcel Sabitzer den Nummer-eins-Goalgetter der Liga, Soriano, in den Strafraum. Der Spanier ließ sich diese Chance in gewohnt souveräner Manier nicht entgehen. Er bezwang Rapid-Goalie Jan Novota aus halbrechter Position mit einem nicht unhaltbaren Schuss zum 2:0, seinem bereits 24. Bundesliga-Saisontor.

Sabitzer macht vor Pause vermeintlich alles klar

In dieser Tonart sollte es weitergehen. Bei einem zu zentral angetragenen Freistoß Sorianos nach einer halben Stunde konnte sich Novota noch mit einer Flugeinlage für die Galerie in Szene setzen. In der 32. Minute stellte Sabitzer mit einem Schuss aus der Drehung - und das unbedrängt aus kürzester Distanz - die Weichen für die Salzburger endgültig auf Sieg. Dass der ÖFB-Teamstürmer gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber auf Torjubel verzichtete, ehrte ihn, half den defensiv viel zu naiv und inkonsequent auftretenden Hütteldorfern aber auch nicht weiter.

Marcel Sabitzer (Salzburg) erzielt das 3:0 gegen Rapid

APA/Herbert Neubauer

Sabitzer mit der vermeintlichen Vorentscheidung in der 32. Minute

Drei Minuten vor der Pause ereilte die Gastgeber schließlich doch noch ein Hoffnungsschimmer, weil Ulmer seiner Salzburger Mannschaft einen Bärendienst erwies. Für ein rüdes Einsteigen gegen Maximilian Hofmann sah er von Eisner zu Recht die Rote Karte. Nach dem Seitenwechsel ging es für die Gäste also in numerischer Unterlegenheit weiter. Bei Rapid brachte Barisic Philipp Schobesberger für Dominik Wydra. Die Hausherren erwischten auch einen recht schwungvollen Wiederbeginn - Florian Kainz (50.) prüfte Peter Gulacsi gleich mit einem guten Weitschuss.

Beric trifft wie Berisha, „Joker“ Schobesberger sticht

Kainz war es auch, der in der 52. Minute den frenetisch bejubelten Anschlusstreffer der Rapidler mustergültig vorbereitet. Ein schneller Konter landete somit bei Torjäger Beric im Strafraum. Aus nahezu identischer Position wie in der dritten Minute Berisha versenkte er den Ball staubtrocken zum 1:3 in der langen Ecke - es war das 20. Saisontor für Beric, der Soriano damit in der Schützenliste auf den Fersen bleibt. In Überzahl drückte Rapid weiter und kam gegen nun ungeordnete Salzburger bald zum nächsten Treffer.

Eine Kombination über Beric und Hofmann brachte den eingewechselten „Joker“ Schobesberger in beste Schussposition. Er zog aus zentraler Position im Strafraum ab und überwand Salzburgs Schlussmann Gulacsi zum 2:3 (59.), das die zuvor schon brodelnde Happel-Arena endgültig in einen Hexenkessel verwandelte. Die vor der Pause so souveränen „Bullen“ wankten mit zehn Mann bedenklich. Maximilian Hofmann (68.) vergab mit einer Direktabnahme aus der Drehung und kurzer Distanz eine Riesenchance auf den Ausgleich, der in der Folge in der Luft lag.

Auch Pavelic fliegt - Prosenik wird zum Helden

Die Atmosphäre war zum Beginn der Rapid-Viertelstunde voll aufgeladen. Salzburg versuchte, mit Härte und vereinzelten Kontern dagegenzuhalten. Referee Eisner hatte nun buchstäblich alle Hände voll zu tun. An Dramatik und Intensität mangelte es dem Hit im Finish wahrlich nicht. Erst als Eisner den beim Ulmer-Ausschluss mit Gelb vorbelasteten Mario Pavelic mit Gelb-Rot vom Platz stellte, weil er den im Konter durchgebrochenen Nils Quaschner (eingewechselt) niedergerissen hatte, fing sich Salzburg wieder halbwegs. Da Rapid aber weit davon entfernt war, die Flinte ins Korn zu werfen, wurde es für den Leader ein Zittern bis zum Schluss.

In der 92. Minute fand es ein Ende - allerdings nicht jenes, das sich die Salzburger gewünscht hatten. Der erst in der 84. Minute eingewechselte Prosenik machte es Schobesberger als Top-„Joker“ nach und ließ das Happel-Stadion mit seinem Aufsitzer-Tor unter die Latte in der Nachspielzeit explodieren. Die Vorentscheidung in der Meisterschaft wurde damit zumindest vertagt.

Harald Hofstetter, ORF.at

Tipico-Bundesliga, 28. Runde

Sonntag:

Rapid Wien - Red Bull Salzburg 3:3 (0:3)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 26.800 Zuschauer, SR Eisner

Torfolge:
0:1 Berisha (3.)
0:2 Soriano (18.)
0:3 Sabitzer (32.)
1:3 Beric (51.)
2:3 Schobesberger (59.)
3:3 Prosenik (92.)

Rapid: Novota - Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Schrammel - Wydra (46./Schobesberger), Behrendt, Schwab - S. Hofmann (84./Prosenik), F. Kainz (93./Alar) - Beric

Salzburg: Gulacsi - Schmitz, Ilsanker (66./Gugganig), Caleta-Car, Ulmer - Lazaro, Ch. Leitgeb, Keita, Berisha (72./Bruno) - Soriano (76./Quaschner), Sabitzer

Rote Karte: Ulmer (43./Foulspiel)

Gelb-Rote Karte: Pavelic (80./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Sabitzer, Lazaro, Keita

Die Besten: Kainz, Schobesberger bzw. Sabitzer, Soriano

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