„Die Ausländerfeindlichkeit ist extrem“
Der Österreicher Rudi Huber ist am Montag von seiner Funktion als Alpindirektor beim Schweizer Skiverband Swiss-Ski zurückgetreten. Laut Medienberichten aus der Schweiz und Deutschland wird der Abgang allerdings von unschönen Tönen begleitet, nämlich mit dem von Huber per SMS geäußerten Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Letzte Woche veröffentlichte die Schweizer Boulevardzeitung „Blick“ eine SMS, mit der Huber einem österreichischen Trainerkandidaten von einem Engagement beim Schweizer Skiverband abriet: „Kann es dir nicht empfehlen, als Ösi in der CH zu arbeiten. So gut kannst du gar nicht sein, dass du nicht ständig kritisiert wirst, die Ausländerfeindlichkeit ist extrem - LG R.“ Die Aufregung war groß. Swiss-Ski-Geschäftsführer Markus Wolf beteuerte laut „Süddeutscher Zeitung“ („SZ“): „Von Fremdenfeindlichkeit kann keine Rede sein.“

GEPA/Harald Steiner
Rudi Huber hatte offenbar kein leichtes Leben als Swiss-Ski-Alpindirektor
Die „Blick“-Zeitung polterte: Huber, der vor zwei Jahren einen Vierjahresvertrag als Alpindirektor unterschrieben hatte, sei untragbar. Das Blatt führte diverse Trainer als Kronzeugen an, die sich über mangelnde Führungsqualitäten ausließen. Auch der Salzburger selbst kam zu Wort - wobei die Zeitung darauf hinwies, wo sie Huber gerade erreicht habe: beim Radurlaub auf Mallorca. Dabei müsse er doch eigentlich die Kaderlisten für die neue Saison zusammenstellen.
Kampf gegen energieraubende Widerstände
In der offiziellen Stellungnahme nannte der Schweizer Verband als Rücktrittsgrund die „Schwierigkeit, sich eine breite Akzeptanz sichern zu können, die für die komplexe Arbeit in dieser Funktion nötig sei“. Seit seinem Amtsantritt habe Huber gegen energieraubende Widerstände zu kämpfen gehabt. Swiss-Ski bedauere zwar den Abgang Hubers, akzeptiere aber den Wunsch, die Zusammenarbeit zu beenden. Die Suche nach einem Nachfolger werde ohne Zeitdruck in Angriff genommen, teilte der Verband mit.
In der Amtszeit des Österreichers belegte die Schweiz im Nationencup die Ränge zwei und drei (im Jahr davor Platz sieben). Außerdem wurde der Posten eines Athletikverantwortlichen geschaffen, der vor allem im Nachwuchs die Qualität der physischen Arbeit kontrolliert und verbessert. Auch ein sportpsychologisches Konzept sei entwickelt worden und stehe vor seiner Umsetzung, hieß es in der Aussendung.
Zu großer Reformwille?
„Die SMS war ein Fehler, keine Frage“, sagte Huber dem Internetportal Skionline.ch: „Diese Meldung habe ich zum falschen Zeitpunkt an die falsche Person geschickt.“ Und sonst? Der 52-Jährige hatte vor zwei Jahren einige Reformprojekte entworfen, er wollte die Trainingsarbeit vereinheitlichen. Manchen Disziplintrainern war das offenbar zu viel Reformwille, sie sind es gewohnt, die Verbandspolitik mitzugestalten.
Huber sagte, ihm habe dieses „Hintenrum-Spiel“ viel Energie geraubt. Zuletzt warf er nach „zwischenmenschlichen Differenzen“ Techniktrainer Steve Locher raus. Kurz darauf wurde die SMS an die Öffentlichkeit gespült. „Die Story ist gezielt zu jenem Zeitpunkt abgefeuert worden, als ich mir drei, vier Tage eine Verschnaufpause nach sieben Monaten des Durcharbeitens gönnen wollte“, glaubt Huber, der wöchentlich jeweils siebenstündige Pendlerreisen von Salzburg in die Schweiz und retour absolviert hatte.
Auf seinen Nachfolger wartet viel Arbeit. Die Abfahrtsolympiasieger Didier Defago (2010) und Dominique Gisin (2014) beendeten ihre Karriere - die Schweizer Öffentlichkeit erwartet trotzdem weiter Medaillen. „Wie viele Bewerbungen aus Österreich eintreffen werden, bleibt fürs Erste abzuwarten“, schloss die „SZ“.
Links: