Rassiger Schlagabtausch ohne Sieger
Tipico-Bundesliga-Schlusslicht SC Wiener Neustadt hat den Erfolgslauf von Puntigamer Sturm eingebremst. Die Niederösterreicher holten am Samstag in einer turbulenten Partie ein 4:4 (2:0) gegen die Grazer. Wr. Neustadt lag dabei bis zur 88. Minute mit zwei Toren voran und verpasste letztlich die Möglichkeit, die rote Laterne an die weiter punktegleiche Admira abzugeben.
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Für die Blau-Weißen trafen Bundesliga-Premierentorschütze Reinhold Ranftl (19., 65.) sowie Philipp Hellquist (31.) und Tobias Kainz (73.), die jeweils nach Freistößen jubeln durften. Sturm brachte sich durch Doppelschläge ins Spiel zurück. Donis Avdijaj (51., 88.) erzielte zwei Treffer, Simon Piesinger (52.) und Roman Kienast (91.) waren ebenfalls erfolgreich.
Die Steirer mussten damit nach vier Siegen in Folge wieder einen Punkteverlust hinnehmen und fielen auf Rang vier zurück. Der Rückstand zum Zweiten Rapid (1:1 gegen die Admira) blieb aber bei zwei Zählern.
Fehler bringen Sturm in Bedrängnis
87 Minuten lang sah es in Wiener Neustadt nach einem überraschenden Ausrutscher der Grazer aus, ehe Avdijaj und Kienast erneut späte Sturm-Tore erzielten. Die Gäste hatten sich zuvor durch individuelle Fehler selbst in Bedrängnis gebracht. Vor allem die nach Verletzungen von Michael Madl und Martin Ehrenreich neu formierte Abwehr patzte entscheidend.
Bereits in der elften Minute tauchte Daniel Maderner nach einem Fehler von Wilson Kamavuaka vor Christian Gratzei auf, der Deutsch-Kongolese bügelte dann immerhin einen Patzer von Nebenmann Andreas Pfingstner aus. In der 19. Minute war es aber so weit. Nach einem langen Ball von Conor O’Brien zog der ehemalige Sturm-Nachwuchsspieler Ranftl allein auf Gratzei zu und bezwang den Sturm-Keeper im zweiten Versuch.
Dem nicht genug, offenbarte auch Gratzei eine folgenschwere Schwäche. Der Routinier ließ sich von einem 30-m-Freistoß von Hellquist überraschen. Sturm-Coach Franco Foda hatte danach genug gesehen und brachte mit Andreas Gruber anstelle von Anel Hadzic eine neue Offensivkraft. Bei den Neustädtern schied zuvor bereits Christoph Freitag verletzt aus.

APA/Hans Punz
Hellquist erhöhte in der 31. Minute auf 2:0 für Wr. Neustadt
Spannung nach Seitenwechsel
Sturm gelang es bis zur Pause nicht mehr, konstruktiv in die Offensive zu kommen. Das änderte sich kurz nach dem Seitenwechsel blitzartig. Binnen einer Minute glichen die Gäste durch Avdijaj und Piesinger, der den Ball aus rund 25 Metern im SC-Gehäuse versenkte, aus. Die nun mit einer Dreierabwehr agierenden Steirer schienen im Aufwind.
Erneut halfen Wiener Neustadt aber Unsicherheiten des Gegners. Kainz behauptete zunächst vehement den Ball und fand Ranftl, der die fehlende Grazer Zuordnung bestrafte. Der ebenfalls aus dem Sturm-Nachwuchs stammende Kainz legte dann per Freistoß - Standardschütze Hellquist wurde mit einer ausgekugelten Schulter ausgetauscht - den vierten Treffer nach. Wieder machte Gratzei nicht die beste Figur.
Ausgleich in der Nachspielzeit
Sturm warf in Folge noch einmal alles nach vorne. Einen Kopfball von Kienast parierte SC-Keeper Thomas Vollnhofer, ehe Avdijaj nach einem Eckball zuschlug. Dem nicht genug, war es wieder einmal Kienast, der in der Nachspielzeit richtig stand. Der Mittelstürmer, ein Spezialist für späte Tore, stoppte den Ball mit der Brust und zog aus der Drehung erfolgreich ab.
Wiener Neustadt holte nach fünf Niederlagen in Folge somit wieder einen Punkt, der sich für das Schlusslicht dennoch wie eine Niederlage anfühlte. Ende Februar hatte die Partie zwischen den beiden Teams in Graz im übrigen 3:3 geendet. Wr. Neustadt hatte damals in der 89. Minute ausgeglichen.
Stimmen zum Spiel:
Helgi Kolvidsson (Wr.-Neustadt-Trainer): „Das Ergebnis heute tut mehr weh als das 0:6 in Salzburg. In der ersten Halbzeit war ich hochzufrieden mit der Mannschaft, wir haben verdient 2:0 geführt. Das war eine Topleistung meiner Mannschaft. Es war natürlich klar, dass Sturm nach der Pause anders auftritt. Wir hätten uns heute mehr verdient. Aber am Ende hat die Cleverness gefehlt, dass wir den Sieg nach Hause bringen.“
Franco Foda (Sturm-Trainer): „Es war ein sehr kurioses Spiel. Vor der Pause haben wir unterirdisch gespielt, ohne dass ich die Leistung von Neustadt schmälern möchte. Sie haben verdient geführt, wir waren viel zu passiv. Ich bin in der Halbzeit laut geworden, danach haben wir es besser gemacht. Wir haben dann wieder zwei Tore kassiert, aber haben Moral bewiesen und sind mit einem Punkt belohnt worden. Aber ich habe schon vor dem Spiel gesagt, dass es in der Liga kein Fallobst gibt.“
Tipico-Bundesliga, 30. Runde
Samstag:
Wr. Neustadt - Sturm Graz 4:4 (2:0)
Stadion Wiener Neustadt, 3.700 Zuschauer, SR Drachta
Torfolge:
1:0 Ranftl (19.)
2:0 Hellquist (31.)
2:1 Avdijaj (51.)
2:2 Piesinger (52.)
3:2 Ranftl (65.)
4:2 Kainz (73.)
4:3 Avdijaj (88.)
4:4 Kienast (91.)
Wr. Neustadt: Vollnhofer - T. Kainz, Susac, Sereinig, Prettenthaler - Ranftl (78./Pollhammer), O’Brien, Freitag (29./S. Wimmer), Denner - Maderner, Hellquist (66./Rauter)
Sturm: Gratzei - Spendlhofer, Pfingstner, Kamavuaka (46./Tadic), Klem (81./Beichler) - Hadzic (35./Gruber), Piesinger - Schick, Offenbacher, Avdijaj - Kienast
Gelbe Karten: Ranftl, Wimmer, Prettenthaler, Susac bzw. Hadzic, Spendlhofer, Pfingstner, Kienast
Die Besten: O’Brien, Ranftl bzw. Piesinger, Avdijaj
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