Erster Sieg seit 18 Jahren
Die WM 2015 in Tschechien hat aus österreichischer Sicht mit einer Sensation begonnen. Die Mannschaft von Teamchef Daniel Ratushny besiegte am Samstag in der O2-Arena von Prag die Schweiz mit 4:3 (0:1 1:1 2:1 / 1:0) und holte damit den ersten Sieg über die Eidgenossen seit 1997. Die Österreicher holten dabei gegen den Vizeweltmeister von 2013 dreimal einen Rückstand auf.
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Matchwinner Komarek
Im Penaltyschießen hatten die Österreicher das bessere Ende für sich. Komarek sichert dem ÖEHV-Team zwei wichtige Punkte.
Felicien du Bois (2.), Andres Ambühl (26./SH) und Matthias Bieber (52.) hatten vor rund 14.000 Zuschauern in Prag die Schweizer dreimal in Führung gebracht. Die Österreicher wurden an diesem Tag jedoch für ihren Kampfgeist fürstlich belohnt. Michael Raffl (60.) rettete Rot-Weiß-Rot kurz vor Schluss in die Overtime nachdem zuvor bereits Thomas Raffl (23.) und Brian Lebler (44.) einen Rückstand egalisiert hatten. Im Shoot-out wurde schließlich Konstantin Komarek zum Matchwinner für die Österreicher, die am Sonntag (12.15 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) nun auf Schweden treffen.
Schweizer Blitzstart
Das Trainerteam rund um Teamchef Daniel Ratushny hatte vor dem Spiel einige Personalentscheidungen zu treffen. Die Frage, ob Verteidiger Mario Altmann nach seiner Gehirnerschütterung rechtzeitig fit werden würde, musste mit Nein beantwortet werden. Als überzählige Spieler nahmen Stürmer Daniel Woger und der nicht angemeldete Verteidiger Robert Lembacher auf der Tribüne Platz. Und als Antwort auf die offene Frage nach dem Torhüter präsentierte Ratushny gegen die Schweiz Bernhard Starkbaum.
Reuters/David W Cerny
Österreich geriet gegen die Schweiz rasch in Rückstand
Lange dauerte es zum Leidwesen der zahlreichen österreichischen Fans allerdings nicht, bis Starkbaum den Puck aus dem Tor holen musste. 1:46 Minuten waren erst vergangen und schon hatte Du Bois die Schweiz mit dem ersten Torschuss in Führung gebracht. Starkbaum rutschte der Puck nach einem schnellen Konter der Eidgenossen aus kurzer Distanz unter dem Ärmel durch. Eine kalte Dusche für den Torhüter und das Team, unmittelbar davor war Manuel Geier aus kurzer Distanz an Reto Berra gescheitert.
Der Schock des frühen Gegentores saß bei den Österreichern tief, von System war nicht mehr viel zu sehen. Die Schweiz hatte es in der Hand, die Partie frühzeitig zu entscheiden, ließ sich die Chance aber durch die Finger rutschen. Ein von Starkbaum gehaltener Penaltyversuch von Kevin Romy (4.) hauchte den Österreichern wieder Leben ein, zumindest der Kampfgeist kehrte zurück. Eine überstandene Vierminutenstrafe gegen Lebler ließ die ÖEHV-Auswahl zumindest wieder an ihre Chance glauben - und Chancen kreieren. Dominique Heinrich (15.) und Manuel Geier (19.) prüften den Schweizer Goalie.
Kampf wird kurz belohnt
Weil die Österreicher speziell vor der erste Pausensirene den Schweizern einen Kampf auf Augenhöhe geliefert hatten, dürfte die Stimmung in der Kabine nicht schlecht gewesen sein. Und mit dem gleichen Elan kam die Mannschaft von Teamchef Ratushny auch wieder auf das Eis. Und nach 2:22 Minuten im zweiten Abschnitt wurde die ÖEHV-Truppe belohnt. Kapitän Raffl überraschte Berra aus extrem spitzem Winkel und sorgte für den Ausgleich (23.). Der Schweizer Goalie, der bei den Colorado Avalanche in der NHL steht, sah dabei unglücklich aus.
APA/Helmut Fohringer
Jubel bei Österreich über den Ausgleich zum 1:1 durch Thomas Raffl
Jetzt hatten die Schweizer kapiert, dass sie nicht im Schongang zum Sieg kommen würden und schalteten einen Gang hoch. Starkbaum musste gegen Du Bois und Romy sein ganzes Können aufbieten. Rund vier Minuten nach dem Ausgleich hatten die Schweizer aber wieder die Nase vorn - und das im ersten Powerplay der Österreicher. Ausgerechnet Michael Raffl, der einzige NHL-Legionär im Kader, vertändelte den Puck, Ambühl und Roman Josi spielten Iberer im Konter per Doppelpass schwindelig, und Ambühl vollendete zum 2:1 (26.). Starkbaum war zwar dran, doch der Puck rutschte dem Goalie unter dem Schoner durch.
Österreich bleibt dran
Anders als beim 1:0 fielen die Österreicher zwar diesmal nicht in ein mentales Tief, die Schweizer hielten ihren Gegner aber geschickt vom eigenen Tor weg - so wie das eine Klassemannschaft nun einmal macht. Kurz nach Beginn des zweiten Drittels hatten die Eidgenossen die vorzeitige Entscheidung auf der Schaufel, doch einmal rettete Starkbaum, dann die Querlatte. Aber auch die Österreicher hatten ihre Chancen. Nach einem der wenigen Schweizer Abwehrfehler stand Martin Schumnig alleine vor Torhüter Berra, doch der KAC-Stürmer brachte den Puck nicht im Tor unter (43.).
Nur eine Minute später machte es Lebler besser. Der Linzer Stürmer fälschte einen Pass von Herburger gerade so viel ab, dass Berras Abwehrbewegung ins Leere und der Puck ins Tor ging (44.) - erneut der nicht unverdiente Ausgleich. Sekunden später hätte Manuel Latusa sogar die erstmalige Führung für Österreich erzielen können, doch der gebürtige Wiener haute vor dem leeren Tor über den Puck. Goalie Berra hatte sich bei einem Ausflug hinter das eigene Tor kräftig verspekuliert.
Brüderpaar schlägt zu
Jetzt lag zumindest ein Punkt und damit eine kleine Sensation aus rot-weiß-roter Sicht in der Luft. Doch wie schnell Konzentrationsfehler bei einer A-WM bestraft werden, musste ausgerechnet Goalie Starkbaum, der bis dahin einige gute Paraden gezeigt hatte, neun Minuten vor Schluss einsehen. Der Schweden-Legionär verschätzte sich bei einem an sich haltbaren Schuss von Bieber gehörig und musste das dritte Tor des Tages hinnehmen (52.). Die Österreicher warfen nun noch einmal alles nach vorn und nahmen Goalie Starkbaum 1:16 Minuten zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis.
Zweimal hatte Ratushnys Truppe bereits ausgeglichen, sollte es ein drittes Mal gelingen? 50 Sekunden vor der Schlusssirene sollte diese Frage nach einer Kombination der Raffl-Brüder mit Ja beantwortet werden. Michael, der kurz zuvor im Powerplay noch einen Sitzer vergeben hatte, fälschte einen Schuss von Thomas unhaltbar für Berra ab und sicherte den Österreichern zumindest einen Punkt. Nicht nur dem Schweizer Teamchef, auch den Fans fiel in diesem Moment auf gut österreichisch das „Ladl“ runter.
Reuters/David W Cerny
Die entscheidende Szene: Komarek schiebt den Puck an Berra vorbei
Komarek im Shoot-out eiskalt
Weil in der fünfminütigen Verlängerung kein weiterer Treffer gelang, musste die Entscheidung im Penaltyschießen fallen. Dort wurden Starkbaum und Komarek zu Helden. Ersterer parierte alle Penaltys der Schweizer, Zweiterer versenkte seinen Versuch gegen Berra souverän und sorgte mit dem ersten Sieg über die Schweiz seit 18 Jahren für einen rot-weiß-roten Traumauftakt in die WM. Österreich revanchierte sich auch für das 4:4 vor elf Jahren an gleicher Stelle. 2004 hatten die Schweizer einen Dreitorerückstand aufgeholt.
Karl Huber, ORF.at aus Prag
Eishockey-WM in Tschechien
Gruppe A in Prag
Samstag:
Österreich - Schweiz 4:3 n.P.
(0:1 1:1 2:1/0:0 1:0)
Prag, 14.000 Zuschauer
Tore: Th. Raffl (23.), Lebler (44.), M. Raffl (60.), Komarek (entscheidender Penalty) bzw. du Bois (2.), Ambühl (26./SH), Bieber (52.)
Strafminuten: 4 bzw. 8.
Penaltyschießen:
Suri - Starkbaum hält
M. Raffl - daneben
Brunner - Starkbaum hält
Komarek - 0:1
Josi - daneben
Österreich: Starkbaum - Pallestrang, Heinrich; Peter, F. Iberer; Schumnig, Mühlstein; Mitterdorfer - Rotter, Hundertpfund, M. Geier; Herburger, M. Raffl, Lebler; Latusa, Komarek, Th. Raffl; Ganahl, Fischer, N. Petrik
Schweiz: Berra - Kukan, Josi; Streit, du Bois; Geering, Grossmann; Blum - Hollenstein, Romy, Brunner; Fiala, Suri, Almond; Schappi, Bodemann, Bieber; Ambühl, Trachsler, Wieser; Walker
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