NFL überlegt mögliche Konsequenzen
Am 1. Februar 2015 war Quarterback Tom Brady nach dem Sieg in der Super Bowl noch der große Held der New England Patriots. Vier Monate später liegt über dem vierten Meistertitel der Patriots in der National Football League (NFL) ein Schatten. Ein Untersuchungsbericht zum Vorwurf zu weicher Bälle beim Semifinal-Sieg über die Indianapolis Colts belastet nun den Champion - und Superstar Brady.
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Vier Monate lang hatte sich der unabhängige Ermittler Ted Wells mit der Causa, mittlerweile unter dem Spitznamen „Deflategate“ bekannt, beschäftigt und die Hintergründe untersucht, was genau am 18. Jänner 2015 passiert war. Beim Sieg über die Indianapolis Colts sollen Mitarbeiter der Patriots nach der offiziellen Kontrolle der NFL vor dem Spiel Luft aus ihren Bällen gelassen haben. Weichere Bälle bringen einen Vorteil im Passspiel. New England zog mit einem klaren 45:7 in die Super Bowl ein. Dort setzte man sich knapp mit 28:24 gegen Titelverteidiger Seattle Seahawks durch.
„Mindestens allgemein Kenntnis“
Eine Untersuchung kurz danach hatte bereits ergeben, dass elf von zwölf von den Patriots im Spiel verwendeten Bällen weniger als den vorgeschriebenen Luftdruck aufwiesen. Der am Mittwoch veröffentlichte 243 Seiten starke Wells-Report bestätigte nun diese Erkenntnis. Patriots-Mitarbeiter hätten gegen die Indianapolis Colts in der NFL „eher wahrscheinlich als nicht wahrscheinlich (...) eine bewusste Anstrengung unternommen“, um Luft aus den Bällen zu lassen, heißt es in dem Bericht.

Reuters/USA TODAY Sports/Robert Deutsch
Die weichen Bälle könnten den Patriots in die Hände gespielt haben
Und auch Brady kommt nicht gut weg. Laut Wells-Bericht hatte der 37-Jährige von der Manipulation „mindestens allgemein Kenntnis“. Cheftrainer Bill Belichick und der Führungsriege der Patriots rund um Eigentümer Robert Kraft konnte laut Report jedoch keine Mitwisserschaft nachgewiesen werden. Auch bei den für Fieldgoals und Extrapunkte verwendeten Bällen hat laut Wells-Bericht der Luftdruck den Regeln entsprochen.
Nun werde geprüft, welche Schritte als Nächstes unternommen werden. „Wir werden unsere Anstrengungen energisch fortsetzen, um die Integrität des Spiels zu schützen und immer das Fair Play zu fördern“, sagte NFL-Kommissar Roger Goodell. Patriots-Besitzer Kraft reagierte wie erwartet wenig begeistert auf den Bericht. „Zu sagen, wir wären über die Ergebnisse, die keinen konkreten Beweis beinhalten, enttäuscht, wäre eine große Untertreibung.“
Enttäuschung bei Patriots
Brady selbst äußerte sich zu den Vorwürfen noch nicht. Sein Agent Don Yee nannte den Bericht eine „furchtbare Enttäuschung“ und warf der NFL vor, sie habe ihre Schlüsse gezogen, bevor alle Fakten auf dem Tisch gelegen seien. „Es sieht so aus, als hätten die Ermittler zuerst das Ergebnis gehabt und dann sogenannte Fakten gesucht“, sagte Yee, der den Ermittlern auch vorwarf, nicht unabhängig agiert und die Aussagen seines Klienten negiert zu haben. „Aus mir nicht bekannten Gründen fehlen fast alle von Toms Aussagen in dem Bericht.“
Erik Walden, Linebacker der Indianapolis Colts, nannte die mögliche Mitwisserschaft Bradys zwar „unanständig“, hielt sich mit weiterer Kritik aber im Hinblick auf das deutliche Ergebnis zurück: „Sie sind trotzdem der Champion. Sie haben es gemacht und sind davongekommen. Das muss man ihnen lassen. Aber wir hätten damals wahrscheinlich auch mit Frisbees spielen können, das hätte nichts geändert.“ Der dreifache Super-Bowl-Sieger Shannon Sharpe forderte via Twitter hingegen eine Strafe für Brady: „Wenn er schuldig ist, sollte er die gleiche Strafe erhalten wie für ein Dopingvergehen. Vier Spiele Sperre wegen Betrugs.“
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