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„Sie haben Crosby, wir Jagr“

Das Halbfinale Kanada gegen Gastgeber Tschechien am Samstag (15.15 Uhr) stellt bei der Eishockey-WM in Prag das zweite Semifinale USA gegen Russland (19.15 Uhr, jeweils live in ORF Sport +) klar in den Schatten. Vor allem auf die Superstars Sidney Crosby und Jaromir Jagr konzentriert sich vieles - mit unterschiedlichen Vorzeichen.

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„Sie haben Crosby, wir Jagr - die zwei besten Spieler der Welt treffen aufeinander“, meinte Tschechiens NHL-Stürmer Martin Erat. Volksheld, Sportidol oder einfach Eishockeygott - Jagr baut in diesen Tagen in Tschechien gerade sein eigenes Denkmal. „Jagr ist Gott - und alle anderen sind Helden“, titelte die Zeitung „Sport“ am Freitag.

„Er hat gespielt wie der Teufel“

Wer gesehen hat, wie der inzwischen 43-jährige Altstar am Donnerstag im Viertelfinale beim 5:3 über Finnland übers Eis fegte, zwei Tore selbst schoss, einen weiteren Treffer vorbereite und die Massen in der Prager O2-Arena begeisterte, der mag diese Übertreibung nachsehen. „Er ist unglaublich, ich finde keine Worte. Und man kann nicht beschreiben, was er für das Team macht und was er für das Team bedeutet“, so Erat.

Jaromir Jagr

APA/AP/Petr David Josek

Eishockey-Superstar Jagr gehört auch mit 43 Jahren nicht zum alten Eisen

„Er hat gespielt wie der Teufel“, sagte Finnlands Aleksander Barkov, der zusammen mit dem viertbesten Scorer der NHL-Geschichte in Florida spielt. Als Barkov 1995 geboren wurde, war Jagr bereits zweimaliger Stanley-Cup-Sieger, was seinen späteren Eintritt in den legendären Triple-Gold-Club des Eishockey begründete. Darin wird aufgenommen, wer in seiner Karriere je mindestens einmal den Stanley Cup, die WM und Olympia-Gold gewinnt. Vor inzwischen 17 Jahren führte Jagr sein Land zum Olympiasieg, 2005 und 2010 folgten WM-Titel.

Crosby soll Kanada zum WM-Titel führen

Der 16 Jahre jüngere Crosby schickt sich nun an, ebenfalls Mitglied im Triple-Gold-Club zu werden. „Es wäre großartig, das zu schaffen, und ist definitiv ein Ziel und ein Anreiz für mich“, meinte Crosby. Kanadas Kapitän ist in seiner Heimat ebenfalls längst eine Legende. Spätestens seitdem er 2010 in Vancouver im Olympiafinale gegen die USA das Siegestor in der Overtime schoss. 2014 führte Crosby Kanada als Kapitän erneut zum Olympiasieg, den Stanley Cup mit Pittsburgh gewann er 2009 auch.

Sidney Crosby

APA/Helmut Fohringer

Crosby könnte mit einem Triumph Kanadas in den Triple-Gold-Club einziehen

Nun soll auch der WM-Titel her. Kanada ist trotz Jagrs unfassbarer Show klarer Favorit. Wohl auch, weil das Starensemble nicht so abhängig von Crosby ist wie Tschechien von Jagr. Kanada zaubert wie kein anderes Team bei der WM: Acht Spiele, acht Siege, 58 Tore lautet die beeindruckende Bilanz. Mehr WM-Treffer schossen die Kanadier zuletzt 1962. „Sie sind wie ein Tsunami über uns hinweggefegt“, klagte Weißrusslands Torhüter Kevin Lalande nach dem 0:9 im Viertelfinale.

Es sei das beste Team, gegen das er jemals gespielt habe, hatte Jagr nach dem 3:6 in der Gruppenphase gesagt. „Eine solche Mannschaft wird Kanada vielleicht nie wieder bei einer WM haben“, meinte Jagr nun. Nur zeigen bei den Kanadiern eben alle Spieler großartige Leistungen. Man hat nicht den Eindruck, dass der 24-malige Weltmeister ohne Crosby einen Deut schlechter wäre. Als der Superstar gegen Österreich im letzten Vorrundenspiel geschont wurde, siegte Kanada dennoch 10:1.

Owetschkin verstärkt „Sbornaja“

Auch im anderen Halbfinale der USA gegen Russland steht ein weiterer Weltstar auf dem Eis. Stürmer-Ass Owetschkin wurde extra für das Finalwochenende nach dem NHL-Play-off-Aus seiner Washington Capitals eingeflogen und soll Russland zur Titelverteidigung verhelfen. Dreimal Weltmeister ist Owetschkin bereits. Den Stanley Cup oder Olympiagold gewann er bisher nie. Von einer Mitgliedschaft im Triple-Gold-Club ist er also noch ein ganzes Stück entfernt.

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