Themenüberblick

Sportliches und finanzielles Desaster

Für die Fans ist der Abstieg ihres Clubs aus der deutschen Bundesliga ein emotionales Problem - für die Vereine hingegen ist der Absturz in die Zweitklassigkeit vor allem ein finanzielles Desaster. Viele Millionen kostet der sportliche Niedergang - bei Hannover 96 und Hamburg würden mindestens 30 Millionen Euro in der Kasse fehlen.

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Gerade dieses Minus macht eine möglichst schnelle Rückkehr in die Erste Liga so schwierig: In den zurückliegenden zehn Saisonen gab es 26 Erstliga-Absteiger, aber nur viermal gelang gleich in der folgenden Saison der sofortige Wiederaufstieg in die oberste Spielklasse. Mehr Clubs stiegen in der Folge aber noch weiter ab: Von den Erstliga-Absteigern der vergangenen zehn Jahre spielen derzeit fünf in der dritten Liga oder tiefer.

Geringere Einnahmen aus dem TV-Topf

Der größte Verlust ergibt sich bei einem Abstieg aus den geringeren Einnahmen aus dem TV-Topf der Deutschen Fußball Liga (DFL), der in dieser Saison so hoch war wie noch nie. Wie groß der Unterschied ist, hängt vor allem von der vorherigen Platzierung in der Ersten Liga ab: Je höher die war, desto größer ist das Minus.

Rafael van der Vaart (Hamburger SV)

APA/dpa/Daniel Naupold

Im Fall des Abstiegs müsste der HSV große finanzielle Einbußen hinnehmen

Bei Hertha BSC etwa würden in der zweiten Liga rund elf Millionen Euro aus der Fernsehvermarktung fehlen, bei den in den Vorjahren deutlich erfolgreicheren Hannoveranern sind es mehr als 20 Millionen. Langfristig ist der finanzielle Schaden sogar noch größer, denn selbst bei einem schnellen Wiederaufstieg fehlen wichtige Punkte für die Fünfjahreswertung.

Auch bei Sponsorverträgen droht Millionenverlust

Aber auch die Zuschauereinnahmen sind ein wichtiger Faktor. Je größer das Stadion ist, desto mehr trifft ein Absturz die Clubs. Der VfB Stuttgart - Arbeitgeber der ÖFB-Legionäre Martin Harnik und Florian Klein - mit seiner Arena für 60.000 Zuschauer muss daher mit einem deutlich größeren Minus rechnen als der SC Paderborn (in dessen Stadion ohnehin nur 15.000 Menschen passen) und kalkuliert in der zweiten Liga mit 35.000 Zuschauern. Hertha BSC verzeichnete im bisher letzten Zweitliga-Jahr ein Minus von rund 10.000 Zuschauern pro Spiel.

Daneben haben fast alle Clubs leistungsbezogene Verträge mit ihren Sponsoren, denn der Werbewert in der Zweiten Liga ist für die Unternehmen deutlich geringer. Der Hamburger SV kalkuliert im Falle des Abstieges mit einem Sponsoringminus von rund zehn Millionen Euro. Besonders problematisch wird es, wenn Verträge auslaufen und neue Geldgeber gesucht werden müssen. Vor allem bundesweit agierende Unternehmen werben nicht gerne mit einem Zweitligisten.

Spielerverträge im Abstiegsfall ein Problem

Ein großer Wertverlust entsteht auch bei Profis, deren Verträge nur für die erste Liga gelten: Sie können ablösefrei wechseln. Bei Hannover 96 trifft das Problem laut Manager Dirk Dufner auf ein Drittel der Spieler zu. Beim SC Freiburg scheint das kein Problem zu sein, weil alle Kontrakte auch für die Zweite Liga gelten sollen. Anderseits haben einige Clubs Profis mit laufenden Kontrakten im Kader, die für die zweite Liga viel zu teuer und - wie etwa der Stuttgarter Ex-Torjäger Vedad Ibisevic - schwer vermittelbar sind.

Weiters haben manche Spieler sehr spezielle Ausstiegsklauseln. Nach Angaben von 96-Manager Dufner reduzieren sich bei einigen Profis die festgeschriebenen Ablösesummen im Falle des Abstiegs. So soll der deutsche Ersatzteamtormann Ron-Robert Zieler den Club im Fall des Falles schon für geschätzte drei Millionen Euro verlassen können - was ungefähr eine Halbierung der Ausstiegsklausel wäre.

Und selbstverständlich verlieren auch die Fanartikel durch den Abstieg drastisch an Wert, denn nur hartgesottene Anhänger erwerben auch in der Zweiten Liga die neueste Kollektion. Alle anderen tragen - wenn überhaupt - die alten Trikots bei den Spielen. Auch das Merchandisingminus trifft große Clubs wie den HSV und Stuttgart deutlich stärker als kleine Vereine wie etwa Paderborn und Freiburg.

Deutsche Bundesliga

34. Runde

Samstag, 23. Mai:
Bayern München Mainz 2:0
Köln Wolfsburg 2:2
Mönchengladbach Augsburg 1:3
Frankfurt Leverkusen 2:1
Dortmund Bremen 3:2
Hamburger SV Schalke 2:0
Hoffenheim Hertha BSC 2:1
Paderborn Stuttgart 1:2
Hannover Freiburg 2:1

Abschlusstabelle 2014/15

1. FC Bayern München 34 25 4 5 80:18 79
2. VfL Wolfsburg 34 20 9 5 72:38 69
3. Borussia M'gladbach 34 19 9 6 53:26 66
4. Bayer 04 Leverkusen 34 17 10 7 62:37 61
5. FC Augsburg 34 15 4 15 43:43 49
6. FC Schalke 04 34 13 9 12 42:40 48
7. Borussia Dortmund 34 13 7 14 47:42 46
8. TSG 1899 Hoffenheim 34 12 8 14 49:55 44
9. Eintracht Frankfurt 34 11 10 13 56:62 43
10. Werder Bremen 34 11 10 13 50:65 43
11. 1. FSV Mainz 05 34 9 13 12 45:47 40
12. 1. FC Köln 34 9 13 12 34:40 40
13. Hannover 96 34 9 10 15 40:56 37
14. VfB Stuttgart 34 9 9 16 42:60 36
15. Hertha BSC 34 9 8 17 36:52 35
16. Hamburger SV 34 9 8 17 25:50 35
17. SC Freiburg 34 7 13 14 36:47 34
18. SC Paderborn 07 34 7 10 17 31:65 31

Endstand vom 23. Mai

Champions-League-Teilnehmer: Bayern, Wolfsburg, Gladbach
CL-Qualifikation: Leverkusen
Europa-League-Teilnehmer: Augsburg, Schalke, Dortmund
Absteiger: Freiburg, Paderborn
Aufsteiger: Ingolstadt, Darmstadt

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