„Traum ist Anruf von Marcel Koller“
ÖFB-Legionär Robert Gucher hat sich still und heimlich in die Notizbücher der italienischen Topclubs gespielt. Nachdem der 24-jährige Steirer seinen Club Frosinone zum Aufstieg in die Serie A geführt hatte, wurde er von den Trainern der zweithöchsten italienischen Liga zum besten Mittelfeldspieler gewählt. Neben Sampdoria soll nun auch bereits Lazio die Fühler nach Gucher ausgestreckt haben.
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Der frühere U20-WM-Teilnehmer nimmt bei Frosinone, das vor einem Jahr noch drittklassig war, eine Schlüsselrolle ein - im zentralen Mittelfeld und als Kapitän. „Dass ich zum Kapitän gemacht wurde, ist ein großer Vertrauensbeweis, und ich glaube, dass ich das gut zurückgezahlt habe“, sagte Gucher. Der Steirer ist einer der Mannschaftsleader. „Es hat sich ein unglaublicher Teamspirit entwickelt, die Spieler identifizieren sich mit dem Verein, und jeder versteht sich mit jedem.“
„Jung, hungrig und intelligent“
Das Aufgebot von Frosinone ist seit Längerem praktisch unverändert. „Mit Ausnahme eines Spielers haben wir dieselbe Mannschaft wie in der dritten Liga. Beim Verein wird kein Wert auf große Namen gelegt, sondern auf junge, hungrige und intelligente Spieler“, betonte der frühere ÖFB-Nachwuchs-Teamspieler. Diese Attribute machten auch Gucher selbst für andere Vereine interessant. Angeblich erkundigten sich schon Lazio Rom und Sampdoria bei Frosinone-Boss Maurizio Stirpe über den Steirer.

Corbis/Nippon News/AFLO/Maurizio Borsari
„Ich bin derzeit in einer Phase, in der ich einfach nur dankbar sein kann. Eines ist fix: Ich spiele im nächsten Jahr in der Serie A“, sagte Gucher in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“. „Wenn es Angebote gibt, dann höre ich mir die auf jeden Fall an. Mein erster Ansprechpartner ist aber natürlich Frosinone.“ Der Vertrag des gebürtigen Grazers wurde erst im Herbst bis 2017 verlängert. Nun dominiert allerdings zunächst einmal die Vorfreude auf die Serie A. Vor allem das Duell mit Juventus Turin kann der 24-Jährige kaum erwarten.
„Ich hoffe, dass Andrea Pirlo nächste Saison noch am Platz steht. Ihm gegenüberzustehen, das ist ebenfalls ein Traum von mir“, so Gucher, der von der „emotionalsten Saison meiner Karriere“ sprach. Dass er nun auch auf einen Sprung in das ÖFB-Nationalteam hofft, gibt der Mittelfeldspieler offen zu. „Es gibt einen Grund, warum ich mit rot-weiß-roter Kapitänsschleife spiele. Der Traum ist ein Anruf von Marcel Koller.“
Eine Stadt im Ausnahmezustand
In der 50.000-Einwohner-Stadt Frosinone war man schon vor dem Aufstieg ganz auf das italienische Oberhaus eingestellt. „Überall sieht man Fahnen und Schals, sogar auf der Kirche im Stadtzentrum hängt eine große Vereinsfahne“, erzählte Gucher, den vor allem die Atmosphäre im 10.000 Zuschauern fassenden Stadio Comunale Matusa begeistert. „Wir haben in den letzten drei Jahren zu Hause nur ein Spiel verloren. Unser Stadion ist ein Hexenkessel, die Fans sitzen ganz nahe am Spielfeld, da versteht man sein eigenes Wort nicht“, so der 24-Jährige.
Gucher machte mit dieser Atmosphäre erstmals 2008 Bekanntschaft, als er vom GAK zu Frosinone wechselte. Nach einer Zwischenstation 2011/12 beim Kapfenberger SV spielt er seit fast drei Jahren wieder für den italienischen Provinzclub. „Ich habe dort sofort das Vertrauen gespürt. Mit dem Trainer Roberto Stellone habe ich am Anfang noch selbst zusammengespielt, er ist fachlich und menschlich sehr gut“, sagte Gucher.

GEPA/Thomas Bachun
Vor vier Jahren machte Gucher eine kurze Zwischenlandung in Kapfenberg
Posse um Wechsel zu Aston Villa
Allerdings hätte vor acht Jahren auch alles anders kommen können. Der damalige Kapitän der U17-Nationalmannschaft hatte nach einem Probetraining bei Aston Villa bereits einen Dreijahresvertrag beim englischen Traditionsverein unterschrieben, sein damaliger Verein GAK legte sich plötzlich aber doch noch quer. „Der Vertrag war fix. Meine Koffer waren gepackt, ich hatte die Tickets zu Hause“, erinnerte sich Gucher vor vier Jahren an die damalige Transferposse.
„Plötzlich habe ich in der Zeitung gelesen, dass mein Transfer geplatzt ist. Der GAK hat auf einmal verrücktgespielt, hat sich wegen der Ablöse quergelegt. Da waren beim GAK Vorstandsmitglieder, die nicht sehr viel Ahnung hatten. Ich glaube, das darf man nach drei Konkursen sagen“, erinnerte sich Gucher. „Aber im Nachhinein bereue ich nicht, dass es Italien statt England geworden ist.“ Und die Erfolgsgeschichte mit Frosinone gibt dem mittlerweile 24-Jährigen mehr als recht.
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