Das größte Einzelsportereignis der Welt
Wenn am Samstag um 20.45 Uhr in Berlin der Anpfiff zum Endspiel der UEFA Champions League zwischen Juventus Turin und Barcelona ertönt, steht die Fußballwelt praktisch still. 70.500 Fans im Stadion, 200 TV-Sender und rund 360 Millionen Zuschauer weltweit machen das Finalduell zum größten Einzelsportereignis der Welt. Im Überblick die wichtigsten Zahlen rund um den Kampf um Europas Fußballthron.
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Im Olympiastadion sitzen jeweils etwa 20.000 Fans beider Finalisten. Allein in Barcelona hatten sich fast 80.000 Vereinsmitglieder um Karten für das Endspiel beworben, 13.294 Tickets wurden schließlich per Losverfahren verteilt. Weitere 6.000 Tickets gingen in den freien Verkauf und wurden verlost. 25.000 Besucher erhielten ihre Karten direkt von der UEFA. Dazu gehören Sportfunktionäre, Manager der Sponsorfirmen sowie Politiker.

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Die bisherige Ausbeute der beiden CL-Finalisten liest sich beeindruckend
In Ticketbörsen und auf einschlägigen Onlineplattformen wurden deshalb bereits horrende Summen für eines der begehrten Finaltickets verlangt. Die günstigste Karte gab es am Freitag für rund 1.300 Euro, zwei VIP-Karten in der besten Kategorie wurden für knapp 15.000 Euro angeboten. Dabei waren die Originalpreise im Verhältnis zum Ereignis durchwegs akzeptabel. Von der UEFA wurden in vier Kategorien von 70 über 160 und 280 bis zu 390 Euro verlangt.
Medienandrang in Berlin enorm
Doch auch wer es nicht bis ins Stadion geschafft hat, kann sich auf ein packendes Finalduell mit Stadionatmosphäre freuen. 40 Kameras sowie 1.800 TV-Mitarbeiter sollen einen reibungslosen Ablauf der Übertragung garantieren. Zusätzlich sind rund 550 schreibende Journalisten akkreditiert, dazu werden knapp 200 Fotografen die beiden Finalisten am Samstag ins rechte Licht rücken. Erstmals in der Geschichte der Königsklasse wird das Spiel zudem von einigen ausgewählten Sendern testweise im hochauflösenden Ultra-HD übertragen.

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Auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor bleiben die Bildschirme schwarz
Nur schwarze Bildschirme zu sehen bekommen werden allerdings die Zuschauer, die sich beim Anpfiff noch auf der offiziellen Fanmeile vor dem Brandenburger Tor befinden. Die Veranstaltung, auf der sich von Donnerstag bis Sonntag vor allem die Sponsoren der UEFA präsentieren dürfen, wird das Endspiel nicht übertragen. Ein offizielles Public Viewing gibt es in der deutschen Hauptstadt nicht. Die angereisten Fans müssen sich also rechtzeitig einen Platz in einem der zahlreichen Pubs und Lokale sichern.
Damit es dabei und auch in und rund um das Olympiastadion, in dem 420 Volunteers und 480 Mitarbeiter der UEFA im Einsatz sein werden, zu keinen Zwischenfällen kommt, bereitet sich die Polizei mit einem Großeinsatz auf das Finale vor. Insgesamt sind mehr als 1.000 Exekutivbeamte im Einsatz. Für die deutsche Hauptstadt ist das Endspiel trotz dieser Ausgaben für Sicherheit und Infrastruktur ein gutes Geschäft. Insgesamt sollen rund 5,8 Millionen Euro in Sicherheit und Infrastruktur fließen, im Gegenzug rechnet Berlin aber mit Einnahmen von bis zu 50 Millionen Euro.
Seriensieger darf Pokal nicht mehr behalten
Das Objekt der Begierde selbst ist übrigens 73,5 Zentimeter groß und 7,5 Kilogramm schwer, verteilt über Europa gibt es mittlerweile insgesamt sechs Exemplare. Bis 2009 musste ein Club, der den Titel dreimal in Folge oder fünfmal insgesamt holte, die Meistercup-Trophäe nämlich nicht mehr zurückgeben. So haben Real Madrid (insgesamt bereits 10 Titel), der AC Milan (7), Bayern München und Liverpool (je 5) schon je ein Original im Trophäenschrank stehen. Ajax Amsterdam hat zwar erst viermal gewonnen, triumphierte aber von 1971 und 1973 dreimal in Serie und durfte deshalb ebenfalls einen Pokal behalten.

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Mit zehn Triumphen ist Real Madrid der mit Abstand erfolgreichste Club
Barca fehlt bei vier Erfolgen (1992, 2006, 2009, 2011) noch ein Titel zur magischen Marke, Juve hält bei vergleichsweise mageren zwei Triumphen (1985, 1996). Mittlerweile bleibt die Originaltrophäe allerdings dauerhaft im Besitz der UEFA. Der Sieger erhält nun eine Kopie in Originalgröße und beim fünften Triumph bzw. dritten in Serie ein spezielles Zeichen der Anerkennung. Doch auch wenn sich der Sieger nicht mehr über den echten CL-Pokal freuen darf, finanziell macht sich ein Triumph in der Königsklasse mehr als bezahlt. Insgesamt schüttet die UEFA heuer fast unfassbare 905 Millionen Euro an die CL-Teilnehmer aus, 495 Millionen davon sind Prämiengelder, die restlichen 410 Millionen sind so genannte TV-Marktgelder.
Juventus schon jetzt der Topverdiener
Dass der CL-Triumph den Sieger allerdings nicht automatisch auch zum Topverdiener der Königsklasse macht, beweist Juventus Turin. Schuld daran ist der Verteilungsschlüssel der UEFA, die den großen Ländern ihre Fernsehrechte abkauft. Im Gegenzug werden die qualifizierten Clubs wieder an den Einnahmen beteiligt. Je mehr TV-Geld jeweils hereinfließt, desto mehr wird ausgeschüttet. Je größer der TV-Markt ist und je weniger Vereine aus dem jeweiligen Land teilnehmen, desto mehr bleibt für die einzelnen Clubs übrig. Großer Abkassierer ist damit - wie schon 2013 - Juventus Turin.
Wie vor zwei Jahren, als man bereits im Viertelfinale am späteren Sieger Bayern München scheiterte, hatte es mit AS Roma neben den Turinern nur ein zweiter Serie-A-Verein in die CL-Gruppenphase geschafft. 47 Millionen Euro sind dem italienischen Meister aus dem großen heimischen TV-Topf bereits sicher, dazu kommen die bisher erspielten 24,4 Mio. Euro als Prämie – macht 71,4 Millionen garantiert. Gewinnt Juve, kommen noch einmal 10,5 Millionen Euro dazu, verlieren sie, immerhin noch 6,5 Mio. Barcelona hat vor dem Endspiel bisher 25,9 Millionen Euro Erfolgsprämie lukriert, muss sich die Einnahmen aus dem spanischen TV-Pool allerdings mit Real, Atletico und Athletic Bilbao teilen.
Wolfgang Rieder, ORF.at
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